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Neues aus dem Elternleben

Winter is coming!

Wer ein Baby bekommt, erhält automatisch ein paar neue Fähigkeiten, Talente und Kräfte, die er zuvor nicht hatte. Eigentlich gehört dazu auch die Fähigkeit, langfristig planen zu können. Leider ist das bei unserer Kinderkram-Autorin nicht so.

Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern.
Die Welt ist bunt: Vor allem mit Kindern. Foto: Dolgachov/Fotolia

Computerspieler wissen, dass man in vielen Spielen Dinge aufsammeln kann, die einem verschiedene Kräfte geben. Die Flasche bringt ein Plus an Energie und der funkelnde Stein 100 Punkte Mut. Wer im realen Leben ein Baby bekommt – es, um in der Metapher zu bleibne, also einsammelt – erhält ebenfalls Kräfte. Zu ihnen gehören beispielsweise das selektive Hören oder die Fähigkeit, monatelang mit weniger als drei Stunden Schlaf pro Nacht auszukommen, ohne tot umzufallen.

Eine der wichtigsten Kräfte, die man erlangt, ist die Gabe der Organisation. Sie ist im Familienalltag dringend nötig, um zwischen Elternabenden, Arztterminen, Kinderturnen und den dazugehörigen Kleinigkeiten nicht den Überblick zu verlieren. Auch ich verfüge über diese Gabe. Doch leider hat sich in meinem Fall von Beginn an ein Programmierfehler eingeschlichen: Ich kann nur kurzfristig, aber nie langfristig im Voraus organisieren.

Besonders deutlich wird das, wenn es darum geht, meinen Nachwuchs jahreszeitengemäß auszustatten – vor allem im Winter. „Huch, es hat heute ja nur drei Grad“, stellte ich eines Morgens im Dezember fest und begann – wie schon fünf Mal zuvor – nervös die Kleider- und Schuhschränke nach langen Unterhosen und gefütterten Stiefeln zu durchsuchen.

„Vielleicht passen sie ihm ja noch“, sagte ich zu meinem Mann, der mich mitleidig ansah, als ich dem Dreijährigen drei Nummern zu kleine Stiefel an die Füße hielt.

„Äh, hat jemand vielleicht einen Schneeanzug für meine Kinder?“, schrieb ich zum sechsten Jahr in Folge meinen Freunden mit älteren Kindern, die diese Frage mit dem subtil vorwurfsvollen Hinweis verneinten, sie hätten die Sachen schon vor Monaten weitergegeben.

„Ok, die nehme ich wohl“, sagte ich erneut zum Schuhverkäufer, als ich das letzte, hässliche Paar Winterstiefel für 95 Euro erwarb, das er noch im Lager gefunden hatte.

Programmierfehler lassen sich heute durch ein Fehlerbehebungs-Update ausmerzen. Im Spiel des Lebens geht das leider nicht. Na ja, vielleicht lerne ich es ja nächsten Winter.

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