Skip to main content

Gefahr für Kinder und Jugendliche

Experte warnt in Bretten vor Folgen der steigenden Handynutzung

Medienfachmann Clemens Beisel beleuchtet in seinem Vortrag im Brettener Hohberghaus die Gefahren, die aus einer intensiven Handynutzung resultieren.

Der Sozialpädagoge und Medienexperte Clemens Beisel warnte vor Mediensucht und zeigte den Zuhörern auch, wie man die eigene Handynutzung überprüfen kann.
Der Sozialpädagoge und Medienexperte Clemens Beisel warnt vor Mediensucht und zeigt den Zuhörern auch, wie man die eigene Handynutzung überprüfen kann. Foto: Gerd Markowetz

Wenn die Firma mit dem Apfel-Logo weiß, in welcher Hosentasche man sein Handy trägt, wenn das Öffnen einer App Glückshormone freisetzt, wenn man komplette 90 Tage im Jahr am Smarthone hängt: „Dann ist die Gefahr schon sehr groß, dass derlei maximale Nutzung von Whatsapp, Instagram, Snapchat und Co zu sozialer Isolation führen“, sagt Clemens Beisel.

Der Medienexperte malte in seinem Vortrag im Brettener Hohberghaus ein ebenso spannendes wie erschreckendes Szenario über die exorbitant steigende Handynutzung in unserer Gesellschaft. Dass die Trennlinie von intensiver Nutzung von Handy und Spielkonsole zur Mediensucht oft schwer auszumachen sei, erfuhren die 20 Zuhörer. Außerdem seien psychische Erkrankungen oft die Folge dieser Sucht.

Experte spricht im Brettener Hohberghaus von Gefahr für junge Menschen

Das Thema stand nicht von ungefähr im Zusammenhang mit dem Welttag der seelischen Gesundheit: Der ungehinderte Zugang zu allem im Netz über das Handy und ein komplett fehlender Jugendschutz mache das Internet zu einer Gefahr insbesondere für Kinder und Jugendliche.

Beisel, der im Jahr 300 Termine in Schulen wahrnimmt, berichtete von Jugendlichen, die ihr Handy bis zu 400-mal am Tag einschalteten. Das vergesse nichts, deshalb könne man seine eigene Handynutzung einfach nachprüfen.

Denn: Die Schelte auf die Jungen sei ihm zu pauschal, die süchtig machenden Belohnungsmechanismen von Social Media- und Messenger-Apps funktionierten auch bei Erwachsenen bestens. Beisel ließ jeden auf sein Handy schauen und ließ irritierte Zuhörer zurück, die erstmals objektiv sahen, wie oft sie ihr Handy zücken.

Diese dauernde Unterbrechung des Alltags verändere die Arbeitswelt ebenso wie private Beziehungen. Aufs Handy gucken, auch wenn andere um einen sind, sei nicht jungen Menschen vorbehalten, so Beisel. „Phubbing“ nenne man das. Dies sei zu oft schon gesellschaftlich akzeptiert.

Das Handy als Schutz vor realen Begegnungen, das die Realität ausblende, seine eigene, meist schönere Welt schaffe: Filter machten auch Kindergesichter hübscher und wer viel poste, kriegt eine Snapchat-„Flamme“. Alle sozialen Medien basierten auf Belohnung. Das allgegenwärtige Smartphone übe eine scheinbar glücklich machende, unglaubliche Faszination aus.

Freiwillig und unfreiwillig gebe man Daten preis, der gläserne Mensch sei längst geschaffen: Die Konzerne wüssten mehr als man selbst über sich. Und: Künstliche Intelligenz erschwere bald noch mehr, Realität von Fake zu unterscheiden.

Studie geht von zwölf Prozent mediensüchtigen Kindern und Jugendlichen aus

Wenn eine DAK-Studie von knapp zwölf Prozent mediensüchtigen Kindern und Jugendlichen ausgehe, sei das ein Alarmsignal. Zwar gebe es ein Handyverbot an Schulen, Beisel bezweifelt jedoch dessen strikte Anwendung.

Pädagogen und Eltern seien bei der Medienerziehung gefragt. Aber: „Die Hälfte aller Eltern hat das Problem noch gar nicht erkannt“, so der Medienfachmann. Wer sich selbst an der Grenze zur Sucht bewege, könne kein gutes Beispiel für den Nachwuchs sein.

Service

Suchtberatung Bretten, Hermann-Beuttenmüller-Straße 14, Telefon (0 72 52) 95 70 07. Offene Sprechstunde ist mittwochs von 14 bis 16 Uhr oder nach Vereinbarung.

nach oben Zurück zum Seitenanfang