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Helfer im Waisenheim

„Ich wäre gleich ins Gefängnis gekommen“: Als Kind erlebt Brettener die Apartheid-Politik in Afrika

Als Wolfgang Lübeck aus Bretten zwölf Jahre alt ist, zieht er mit seinen Eltern für neun Jahre nach Südafrika und Nambia. Der Hass auf Schwarze schockiert ihn. Trotzdem lässt ihn Afrika bis heute nicht los.

Inhaber Wolfgang Lübeck sitzt im Kreise seine Damen.
Inhaber Wolfgang Lübeck sitzt im Kreise seiner Mitarbeiterinnen. Sie alle teilen seine Leidenschaft fürs Reisen. Foto: Catrin Dederichs

Schon als Kind ist Wolfgang Lübeck aus Bretten in der Welt unterwegs. Als er zwölf Jahre ist, wandert er mit seinen Eltern und seiner Schwester nach Afrika aus. Fast neun Jahre lebt die Familie in Südafrika und Namibia. „Es war schon schwierig, in Deutschland alle Freunde zu verlieren“, erinnert er sich. „Aber als Kinder hatten wir keine Möglichkeit, das zu ändern.“

In Afrika angekommen, erlebt Lübeck den Kulturschock der Apartheid-Politik. „Es war eine ganz andere Welt“, sagt er. Lübeck und seine Schwester besuchen eine deutsche Schule, der Umgang mit Einheimischen ist verboten. „Schwarze durften im Bus nicht neben mir sitzen. Und hätte ich Kontakt mit nicht-weißen Frauen gehabt, wäre ich gleich ins Gefängnis gekommen.“

Mit Anfang 20 kommt Wolfgang Lübeck nach Bretten zurück

Gleichwohl engagiert sich Lübeck schon als Jugendlicher in Namibia in einem Kinderheim für People of Color. „In dem Heim lebten Verstoßene und Waisenkinder“, sagt er. Nach der Schule betreut er die Kids und hilft ihnen bei der Arbeit auf dem Feld. „Dabei habe ich dann gesehen, wie schlecht es Kindern gehen kann.“

In Afrika beginnt Lübeck eine Ausbildung zum Hotelfachwirt. Seinen Abschluss will er aber in Deutschland machen. Also verlässt er mit Anfang 20 seine Familie und kehrt nach Bretten zurück. In der Heimat erfährt er dann, dass seine Ausbildung nicht anerkannt wird. „Das hieß, noch einmal drei Jahre Ausbildung machen, und das wollte ich nicht.“

Stattdessen arbeitet er einige Jahre bei Neff und später bei Menzolit Fibron in Bretten. Zunächst in der Produktion, später als freigestellter Betriebsrat. Privat ist er weiterhin viel in der Welt unterwegs und baut sich nebenbei ein kleines Reisebüro auf. Zunächst als Einzelkämpfer, inzwischen beschäftigt er zehn Angestellte. Dieses Jahr feiert sein Unternehmen sein 33-jähriges Bestehen.

Nebenbei ist Lübeck in der Politik aktiv: als Stadtrat in der Fraktion der „aktiven“, als Ortschaftsrat in Diedelsheim und als Europagemeinderat. Lübeck ist inzwischen 63 Jahre alt und wohnt mit seiner Frau in Diedelsheim. Er hat einen Sohn, eine Tochter und einen Enkel.

Afrika aber hat ihn bis heute nicht losgelassen. Dieses Jahr geht es für ihn nach einigen Jahren Pause endlich für einen Urlaub zurück. In Kapstadt will er seine Nichten besuchen und auch „sonst noch ein wenig herumkommen“.

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