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Lieber lernen als zocken

In den beiden Sommerschulen in Bretten und Oberderdingen übersteigt die Nachfrage das Angebot

Für jeweils 30 Schüler in Bretten und Oberderdingen sind die Ferien schon eine Woche früher zu Ende als für ihre Klassenkameraden. Sie büffeln aus freien Stücken. Die Frage ist nur: Warum machen sie das bloß?

schülergruppe erstellt lernvideos
Gelerntes vertiefen: Im Mathe-Unterricht erstellen die Schüler Lernvideos. Foto: Catrin Dederichs

Mathe, Deutsch und Englisch pauken in den Ferien? Freiwillig? 30 Schüler der Max-Planck-Realschule (MPR) in Bretten machen das tatsächlich. Jeden Tag um 8.15 Uhr stehen sie in der letzten Woche der Sommerferien auf der Matte und wiederholen den Stoff der siebten oder achten Klasse.

Mit sturem Frontalunterricht hat die Sommerschule allerdings nichts zu tun. Vielmehr erstellen die Jugendlichen an iPads Lernvideos oder setzen Puzzles zusammen und lösen Rätsel. Diese sind auf Englisch. Die Schüler sind schließlich nicht zum Spaß da – jedenfalls nicht ausschließlich.

Seit drei Jahren bietet die MPR vor Beginn des neuen Schuljahres Zusatzunterricht an, sagt Rektorin Angela Knapp. Morgens um 8.30 Uhr geht es los, nachmittags um 16.30 Uhr fahren die Schüler nach Hause. Trotz des langen Tages übersteige die Nachfrage stets das Angebot – auf Schüler- und auf Lehrerseite.

Ansonsten liege ich sowieso zu Hause und zocke.
Ibrahim Kalemer, Schüler der Max-Planck-Realschule

„Manche werden von den Eltern geschickt, aber die meisten kommen tatsächlich freiwillig“, sagt Knapp. Häufig seien es schwache Schüler. Aber auch sehr gute nutzten die Chance, mit kleinem Vorsprung ins neue Schuljahr zu starten. Der 13-jährige Ibrahim Kalemer hat sich aus eigenem Antrieb um einen Platz beworben. „Ansonsten liege ich sowieso zu Hause und zocke“, sagt er. Da mache ihm die Zeit in der Schule mit seinen Freunden mehr Spaß. „Und außerdem will ich meine Noten verbessern, denn letztes Jahr waren sie nicht so gut.“

Nicht alle Schüler sind freiwillig dabei

Weniger freiwillig kommt dagegen Maria-Nicol Blaga. „Das war die Idee meiner Mutter“, erzählt die Zwölfjährige. Mutters Idee war jedenfalls erfolgreich: „In Mathe habe ich nun die Bruchrechnung verstanden“, sagt Blaga.

Auch Dilara Aparicio hat erste Lernlücken geschlossen. „Meine Noten waren zwar okay, aber gerade in Deutsch könnten sie besser sein“, sagt sie. Dank der Wiederholung halte sie die Zeitformen jetzt auseinander.

Neben dem eigentlichen Lernen steht aber tatsächlich Spaß auf dem Stundenplan. Zwischen den Unterrichtseinheiten essen Schüler und Lehrer gemeinsam. Frühstück kommt von einer örtlichen Bäckerei, Spaghetti Bolognese oder Chicken Nuggets liefert ein Caterer. Außerdem arbeiten Theaterpädagogen mit den Kindern an einer Aufführung und der Künstler René Sulzer führt die Schüler in die Graffiti-Technik ein.

schülergruppe erstellt lernvideos
In den Videos erklären sie Themen, die ihnen vor der Wiederholung selbst schwer gefallen sind. Foto: Catrin Dederichs

Auch in der Leopold-Feigenbutz-Realschule (LFR) in Oberderdingen bereiten sich Schüler schon am Ende der Ferien auf den Unterricht vor. Lehrer Jens Dürr ist seit vier Jahren und damit von Anfang an dabei. Mit Lernspielen in kleinen Gruppen läuft der eigentliche Unterricht dort ähnlich wie in Bretten. Im Freizeitteil bauen die LFR-Schüler Flugdrachen, sie jonglieren, balancieren oder lernen, Feuer ohne Feuerzeug und Streichhölzer zu machen.

Dürr berichtet von durchweg guter Stimmung. Und davon, dass die Schüler aus freien Stücken kommen. „Wenn jemand gar keine Lust hätte, würden wir mit den Eltern telefonieren“, sagt er. Das jedoch sei noch nie vorgekommen.

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