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Nie wieder ist jetzt

250 Menschen zeigen in Oberderdingen Flagge für die Demokratie 

Parteien, Kirchen und Sozialverbände organisierten eine Mahnwache gegen rechts in Oberderdingen. Weitere sollen folgen.

Menschen bei einer Mahnwache
Angst und Hetze haben laut Gemeinderat Armin Schäufele in Oberderdingen keinen Platz. Foto: Valerie Reimer

Mehr als 250 Menschen haben sich am Montag in Oberderdingen bei einer Mahnwache für Demokratie und Menschenrechte versammelt. Was in den Großstädten begann, ist inzwischen auch auf dem Land angekommen.

Das öffentlich gewordene Geheimtreffen in Potsdam zu demokratiefeindlichen Inhalten, an dem auch AfD-Vertreter teilnahmen, brachte für viele der Anwesenden das Fass zum Überlaufen. Paul und Helga Hänschke aus Kürnbach fühlten sich an die Wannseekonferenz erinnert. Sohn Steffen Hänschke möchte gar nicht erst herausfinden, ob sich die Vergangenheit eines Landes wiederholen könnte.

Bei ihnen und den übrigen Anwesenden kommt es gut an, dass neben Bretten nun auch Oberderdingen Farbe bekennt. Warum eigentlich nicht auch bei uns – das dachten sich die Oberderdinger Grünen und mobilisierten kurzerhand auch SPD und CDU, die beiden evangelischen Kirchengemeinden, die AWO, das Mühlenwerk Sinneswandel, die Omas for Future und den Sportverein.

Oberderdinger Pfarrerin betont die Unvereinbarkeit von Extremismus und Glaube

Zuspruch kam auch aus der muslimischen Gemeinde. Auch für Bürgermeister Thomas Nowitzki (CDU) ist die Demokratie keine Selbstverständlichkeit. Neben Nowitzki blickte Gemeinderat Armin Schäufele von Bündnis 90/Die Grünen in eine Menge aus Menschen aller Generationen. Menschen, die einander wertschätzen sollten und unter denen laut Armin Schäufele kein Platz sei für Angst und Hass.

Auch Pfarrerin Ditta Grefe-Schlüntz ist dem Aufruf zur gemeinsamen Mahnwache gefolgt. Sie ist gekommen, um deutlich zu machen, dass Rechtsextremismus und christlicher Glaube nicht vereinbar seien. „Gleichgültigkeit und Schweigen hat schon schlimmstem Unheil den Weg geebnet“, sagte Ditta Grefe-Schlüntz. Statt zu schweigen, stimmten die Teilnehmer ein in die Protest- und Freiheitslieder „Die Gedanken sind frei“ und „We shall overcome“.

Demo von Reichsbürgern in Hohenklingen entsetzt Knittlinger Mediziner

Für viele Teilnehmenden der Mahnwache war es die erste Veranstaltung dieser Art. „Die Zeit hat sich verändert. Wir müssen jetzt vom Sofa hoch und raus aus dem Komfortmodus“, sagte Werner Reininghaus. Erst vor wenigen Tagen war eine Gruppe Corona-Leugner und Reichsbürger mit Parolen durch Hohenklingen gezogen, die den Mediziner entsetzt zurückließen. Für den Knittlinger war dies Grund genug, um in Oberderdingen Präsenz zu zeigen.

„Wir müssen die Aufmerksamkeit hochhalten, die der Widerstand gegen Hass und Hetze derzeit hat“, so Martin Rausch aus Flehingen. Mit dem Satz: „Und wenn es sein muss, wiederholen wir die Mahnwache jeden Monat“ erntet der Oberderdinger Franz Domokos prompt Applaus.

Weitere Veranstaltungen sind angedacht

Es reiche eben nicht aus, zum Protest aufzustehen. „Wir müssten auch stehen bleiben“, so der Anspruch von Gemeinderat Ulrich Hoffmann an die Mitte der Gesellschaft.

Am Freitag, 9. Februar, findet ab 17 Uhr eine ähnliche Kundgebung vor dem Rathaus in Knittlingen statt.

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