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Offener Suppentopf

Warum in Flehingen viele Menschen gemeinsam am Tisch sitzen

Gemeinsam essen kann Grenzen überwinden, soziale, kulturelle und religiöse. Und sogar die zwischen zwei Gemeinden.

Teller um Teller füllt Ulrike Haag-Kazenmaier mit der leckeren Gemüsesuppe, die von den Gästen sehr gelobt wird
Teller um Teller füllt Ulrike Haag-Kazenmaier mit der leckeren Gemüsesuppe, die von den Gästen sehr gelobt wird Foto: Monika Eisele

Kurz nach 12 Uhr am Samstagmittag erfüllt fröhliches Löffel-Geklapper den Raum im Alten Bahnhof in Flehingen und es duftet verführerisch. Der Bürgerverein hatte zum offenen Suppentopf geladen und es dauerte nicht lange, da waren die Plätze belegt.

„Es ist immer schwierig zu kalkulieren, wie viele Plätze und wie viel Essen man braucht“, sagt Udo Kazenmaier, zumal der Bürgerverein zum ersten Mal Gastgeber ist. „Wir hatten schon überlegt, uns der Initiative anzuschließen, wussten nur noch nicht wie und wann“, berichten Kazenmaier. Dann habe es in Oberderdingen Probleme mit der Raumbelegung gegeben und so kam der offene Suppentopf relativ spontan und schneller als gedacht nach Flehingen.

Gemeinsam essen bringt Menschen in Flehingen zusammen

„Unser Name ist ja Programm und ein gemeinsames Essen bietet sich an, Menschen zusammen zu bringen und ins Gespräch zu kommen“, so Kazenmaier. Etwas früher am Tag, um 9 Uhr am Morgen, haben sich Mitglieder des Bürgervereins und der evangelischen Kirchengemeinde getroffen, gemeinsam Gemüse geschnippelt und die Suppe gekocht.

Vorbereitung ist Event

„Die gemeinsamen Vorbereitungen sind an sich schon ein Event“, erzählt Ditta Grefe-Schlüntz von der evangelischen Verbundkirchengemeinde Oberderdingen-Großvillar. Sie freut sich über den Neuzugang. Organisiert haben den „gastfreundlichen, warmen Teller“ die Kirchengemeinde und die Moscheegemeinde in Oberderdingen. Nun ist also auch der Bürgerverein dabei. „Je mehr mitmachen, umso besser verteilt sich die Arbeit“, sagt Grefe-Schlüntz.

Unter den Gästen entdeckt sie einige aus Oberderdingen. „So soll es sein. Mit dem gemeinsamen Essen wollen wir Menschen unterschiedlicher Religion zusammen bringen und auch, dass Oberderdinger und Flehinger sich kennenlernen“, sagt sie. Das funktioniert sogar Generationen übergreifend und über weitere Entfernungen hinweg.

Drei Generationen an einem Tisch

An einem Tisch sitzt die in Oberderdingen lebende Französin Helene Fourthon. Mit dabei ihre drei Töchter: Nadine Oßfeld, die aus Nürnberg in die Heimat gekommen ist, Juliette Lang sowie Florence Lingenfelser mit Tochter Emma – drei Generationen an einem Tisch. Letztere wohnen in Flehingen und hatten die Idee, das Familientreffen im Alten Bahnhof zu begehen.

„Eine tolle Idee, die ich gerne unterstütze, zumal in diesen Zeiten. Zusammenhalt ist wichtig“, sagt Lingenfelser mit Blick auf die Kriege und Krisen in der Welt. Geschmeckt hat es außerdem, „gerne wieder“, sagen die Damen unisono.

Das findet auch Elfriede Meyer aus Oberderdingen, die sich mit anderen Damen einen Tisch teilt. Sie war bereits bei den anderen Suppentöpfen zu Gast, ist also schon fast Stammgast. „Ist doch schön, vielleicht auch Menschen aus Flehingen kennen zu lernen“, findet sie und Tischnachbarin Renate ergänzt: „Es ist schön gemeinsam zu essen. Sonst essen wir ja eher allein“. Die Suppe findet sie super, vor allem dass das Gemüse noch Biss hat und nicht verkocht ist. Wer mag, bekommt nach der Suppe noch eine Tasse Kaffee und ein Stück Rührkuchen oder Zopft

„Wie viel Kuchen und welchen es gibt, hängt davon ab, wie viel und was gebracht wird“, sagt Kazennaier. Wie auch die Suppe und die alkoholfreien Getränke, sind Kaffee und Kuchen kostenlos. Wer will, darf eine Spende geben, die dann für den nächsten Suppentopf verwendet wird. Bislang gehe das Konzept auf, so Grefe-Schlüntz. „Die Suppe ist immer vegetarisch, sodass auch alle sie essen können“, erklärt sie.

Noch ist sie mit dem Besucheraufkommen nicht ganz zufrieden, würde gerne noch mehr Menschen erreichen. Schließlich sei das Angebot wirklich für alle Menschen gedacht, unabhängig vom religiösen oder sozialen Hintergrund, betont sie. „Da kann was draus erwachsen“, ist sich Kazenmaier sicher und blickt zufrieden umher. Die Besetzung an den Tischen hat gewechselt, immer noch kommen Menschen und bekommen einen Teller Suppe und Brot dazu.

Entspannte Atmosphäre

„Soll ich ihnen den Teller an den Tisch bringen“, fragt Ulrike Haag-Kazenmaier eine ältere Dame. Die Atmosphäre ist entspannt und sehr freundlich. „Es ist auch für einen selbst gewinnbringend zu sehen, wenn man Menschen zusammen bringt“. Unterstützung findet der offene Suppentopf auch von der Gemeinde. „Die hat uns den Alten Bahnhof kostenlos zur Verfügung gestellt“, freut sich Kazenmaier.

Ausnahmsweise hat er einer Frau, ebenfalls Mitglied im Bürgerverein, einen Teller Suppe vorbei gebracht. „Ihr Mann ist erkrankt und deshalb kann sie nicht kommen“, berichtet er. Aus der Küche hat derweil der letzte Suppentopf seinen Weg zur Theke gefunden. Die kalkulierten 60 Portionen sind fast weg und die selbst gemachten Kuchen krönen das Mahl.

Service

Die nächsten offenen Suppentöpfe gibt es am Samstag, 24. Februar, um 12 Uhr im evangelischen Gemeindehaus im Amtshof Oberderdingen sowie am Samstag, 10. März, dann erst um 18 Uhr zum Fastenbrechen in der Moschee der türkischen Gemeinde in der Flehinger Straße 43 bis 47 in Oberderdingen. 

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