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Durch Spenden finanzierte Aktion

Warum die offene Suppenküche in Oberderdingen zu einer festen Einrichtung werden soll

Die erste Veranstaltung von evangelischer Kirchengemeinde und türkisch-islamischer Gemeinde Oberderdingen war ein voller Erfolg – nicht nur wegen der schmackhaften Linsensuppe.

Suppenküche in Oberderdingen.
Gemeinsam zaubern die Frauen in Oberderdingen etwas sehr Leckeres in die Suppentöpfe. Foto: Valerie Reimer

Pünktlich stand am Samstagmittag der erste überdimensional große Suppentopf im Amthof bereit. Eine offene Suppenküche zu veranstalten, hatten die evangelische Kirchengemeinde und die türkisch-islamische Gemeinde Oberderdingen bereits vor Corona geplant. Sie wollten damit möglichst viele Menschen erreichen. Und nicht nur, um eine warme Mahlzeit unter die Leute zu bringen. Doch ob die Menschen auch kommen würden?

Manch eine Vertreterin der Kirchengemeinde wollte sich keine zu großen Hoffnungen machen. Die türkischstämmige Fraktion war da schon selbstbewusster. „Wenn wir einladen, dann kommen die Leute“, sagte Hanife Sahin. Sie ist eine der beiden muslimischen Frauen, die bei einer leicht pikanten Linsensuppe den Auftakt-Kochlöffel schwangen.

Beim gemeinsamen Schnippeln des Gemüses begann die Idee der Suppenküche bereits Wirkung zu entfalten. Bevor der erste Gast eintraf, waren in der Küche die ersten Rezepte ausgetauscht und Einladungen für künftige Feste ausgesprochen.

Der Saal im Oberderdinger Amthof füllte sich schnell

Hanife Sahin sollte recht behalten. In kürzester Zeit hatte sich der Saal im Amthof gefüllt. Dem Duft der Suppe, aber sicherlich noch viel mehr den Einladungen der Initiatoren, folgten über 70 Personen. Darunter waren auch etwa 30 Schüler der Koranschule, die sich über die Suppe, aber auch über die zusätzlich angebotenen Kuchen freuten. Sie schlugen fürs nächste Mal Buchstabensuppe vor.

In jedem Fall war es den evangelischen Gastgebern ein besonderes Anliegen, dass nur fair, beziehungsweise regional gehandelte Waren in den Kochtopf kommen. Schließlich will sich die Kirchengemeinde in Kürze das Fairtrade-Siegel verdienen.

Minze aus dem heimischen Oberderdinger Garten

Dem konnten die Köchinnen problemlos nachkommen. Kurzerhand brachten sie etwa aus dem heimischen Oberderdinger Garten ihre Minze mit. Die durfte in der Linsensuppe natürlich nicht fehlen. Ebenso wenig das Fladenbrot. Dabei war es gar keine Prämisse, dass mit einer in deutschen Kochtöpfen vielleicht eher untypischen Suppe der Auftakt gemacht wird. Hauptsache etwas Warmes, das allen schmeckt.

Das hatte auch Annette Ketzel-Jahnke gesucht, als sie vor einigen Jahren in Irland unterwegs war. In der kalten Jahreszeit wird dort in Kirchen immer Suppe angeboten. Davon hatte sie später Ditta Grefe-Schlünz berichtet und so den Stein ins Rollen gebracht.

Geplant ist, dass der offene, auf Spenden basierende Suppentopf künftig jeden letzten Samstag im Monat auf den Tisch kommt. Nächstes Mal bei der muslimisch-türkischen Gemeinde und dann immer im Wechsel.

Oft fällt beim dem Treffen der Begriff Familie

„Sofern auch andere Glaubensgruppierungen Interesse haben, einzusteigen, kann der Kreis gerne erweitert werden“, sagte Ditta Grefe-Schlünz. Die Pfarrerin ist sich mit dem Vorsitzenden der türkisch-islamischen Gemeinde einig. Auch für Ahmet Bina ist dieser Austausch wichtig und notwendig. „So können sich die Menschen kennenlernen“.

Ähnlich sieht es auch Iskender Yurdakul. Er ist nicht nur für die Suppe gekommen. Wie öfters an diesem Mittag fällt auch bei ihm schnell der Begriff der Familie. Er fühlt sich im Alltag umgeben von einer großen familiären Gemeinschaft. „Doch dahinter beginnen die Vorurteile“, sagte Iskender. „Die bauen wir erst ab, wenn wir miteinander ins Gespräch kommen und einander erklären können, warum wir die Dinge sehen, wie wir sie sehen.

Oberderdingen ist unser Haus, und jeder soll sich kennen
Vesile Kara
Helferin beim Suppentopf

Umso mehr freut er sich zu sehen, wie die vielen Kinder die Suppenküche mit ihrem Besuch bereichern. Wenn sie schon kultur- und religionsübergreifend zusammenkämen, würden sich Vorurteile erst gar nicht manifestieren.

„Oberderdingen ist unser Haus, und jeder soll sich kennen.“ So formulierte Vesile Kara, warum sie beim offenen Suppentopf mitmacht. Wie Hanife Sahin kocht auch sie regelmäßig und leidenschaftlich gern für größere Gruppen. Kochen für 100 Leute? Für beide kein Problem. Schließlich genießen auch sie die nette Stimmung in der Küche und die positive Rückmeldung der Gäste.

Oberderdinger Suppentopf gibt es am 28. Oktober wieder

Interesse an einem Mittagessen in netter Gesellschaft hatte auch Christel aus Oberderdingen. Zufällig traf sie dabei auf eine Bekannte, die sie seit Jahren nicht gesehen hatte – obwohl doch beide im gleichen Ort wohnen.

Auch dafür soll die Suppenküchen-Aktion gut sein. Gemeinsam Zeit verbringen. Egal, ob nun über religiöse Grenzen oder die alltäglichen Bekanntenkreise hinweg. Was am 28. Oktober, 12 bis 14 Uhr im offenen Suppentopf landet, ist noch offen. Vielleicht Patates (Kartoffeln) oder Hawuçlar (Karotten)? Aber sicherlich wieder mit Ekmek (Brot).

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