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Zum Jahreswechsel war Schluss

Welche Rolle das Finanzamt beim Aus der Putenmetzgerei in Bretten-Neibsheim spielt

Inhaberin Margit Kratzmeier hört aus Altersgründen auf. Aber auch das Finanzamt spielt beim abrupten Aus der Brettener Metzgerei eine Rolle.

Dieses Bild wird es künftig nicht mehr geben. Margit Kratzmeier hinter ihrer Verkaufstheke für Spezialitäten aus Putenfleisch.
Dieses Bild wird es künftig nicht mehr geben: Margit Kratzmeier hinter ihrer Verkaufstheke für Spezialitäten aus Putenfleisch. Foto: Michael Fritz

„Aus Altersgründen zum 31.12.2023 geschlossen“: Ein handschriftlicher Hinweis kündet an der Ladentür der Putenmetzgerei Kratzmeier in Neibsheim vom Ende des Geschäftes. Nach mehr als 35 Jahren ist der Laden für Spezialitäten aus Putenfleisch Geschichte. Wir haben bei Margit Kratzmeier nach den Gründen gefragt.

„Ich werde jetzt 68 Jahre alt“, sagt Margit Kratzmeier. „Die Metzgerei ist ein Knochengeschäft, das geht an die Substanz. Ich bin seit Längerem gesundheitlich angeschlagen und habe das Weihnachtsgeschäft nur noch mit Mühe geschafft.“ Danach habe ihr der Arzt „klipp und klar gesagt, so geht das nicht weiter“. Sie habe die Notbremse gezogen, zum Jahresende die Metzgerei aufgegeben und den Laden geschlossen.

Für das Personal habe das keine negativen Konsequenzen, so Kratzmeier. „Fachkräfte sind ja überall gesucht.“ Ein Metzger und eine Verkäuferin seien anderweitig untergekommen, die anderen Beschäftigten arbeiten im Partyservice weiter. Den betreibt Margit Kratzmeier nämlich weiterhin.

Suche nach einem Nachfolger für das Neibsheimer Geschäft verlief erfolglos

„Wir waren seit Jahren mit dem Personal knapp. Auch die Suche nach einem geeigneten Nachfolger verlief ohne Ergebnis. Das Geschäft mit diesem hohen Arbeitseinsatz und der dahinterstehenden Bürokratie möchte sich doch heutzutage niemand mehr antun“, sagt die erfahrene Geschäftsfrau.

Und dann bringt sie doch noch einen weiteren Grund für die abrupte Schließung zur Sprache – das Finanzamt. Die Behörde habe im Rahmen der Digitalisierung und wegen zusätzlicher Kontrollmöglichkeiten besondere Auflagen an das Kassensystem gestellt. Komplett neue Technik wäre fällig gewesen. „40.000 Euro hätte mich das gekostet. So eine Investition muss erst mal verdient sein“, betont Kratzmeier. „Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, wäre das kein Thema, aber so schaffe ich das nicht mehr.“

Fertiggerichte im Schlauch verkauft Geflügelmetzgerin auf Bestellung weiterhin

Für die Kundinnen und Kunden fällt nun das umfangreiche Sortiment an Putenfleisch und Wurstwaren weg, das über die Grenzen Brettens seine Liebhaber hatte. Auch das Beigeschäft eines Hofladens gibt es nun nicht mehr.

Ilka von Berg kam regelmäßig zum Einkaufen nach Neibsheim. „Ich bedauere sehr, dass es dieses Angebot künftig nicht mehr geben wird“, sagt von Berg, „aber ich kann die Entscheidung von Frau Kratzmeier auch gut nachvollziehen. Wenn man ein Leben lang hart gearbeitet hat, hat man auch einmal etwas Ruhe verdient.“

Margit Kratzmeier dankt ihren Kundinnen und Kunden für die langjährige Treue und hält dann doch noch ein kleines Trostpflaster bereit: Die von ihr kreierten Fertiggerichte im Schlauch kann man auch künftig noch bekommen. Auf Bestellung und über den Partyservice. „Dann stelle ich nämlich eine Rechnung aus, brauche kein neues Kassensystem und das Finanzamt ist auch zufrieden.“

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