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Nazi-Symbol im Alten Ratssaal

Stadt Bretten lässt Hakenkreuz abkleben

Jahrelang prangte im Alten Ratssaal Brettens ein Hakenkreuz. Vor der Sommerpause hatte ein Stadtrat eine Diskussion um das Nazi-Symbol angestoßen. Das Symbol selbst ist ein Kuriosum – wurde es doch erst 1986 restauriert.

Bleiglasfenster
Ein Hakenkreuz findet sich bis heute in einem der historischen Wappen im Bleiglasfenster im Bürgersaal des alten Brettener Rathauses. Foto: Tom Rebel

Die Stadt Bretten hat auf die Kritik an einem Hakenkreuz im Fenster des Bürgersaals im Alten Rathaus reagiert. Oberbürgermeister Martin Wolff (parteilos) ließ das Nazi-Symbol jetzt bis auf weiteres abkleben.

Nach der Sommerpause werde der Gemeinderat der Stadt im Landkreis Karlsruhe über das weitere Vorgehen beraten, teilte Pressesprecher Marcel Winter auf Nachfrage mit.

Die Brettener Nachrichten hatten zunächst über die Diskussion im Gemeinderat berichtet. Ein Stadtrat hatte das Thema in der letzten Sitzung vor den Sommerferien zur Sprache gebracht und die Verwaltung aufgefordert, das Nazi-Symbol zu entfernen. Andere Medien hatten das Thema daraufhin ebenfalls aufgegriffen.

Stadtarchivar hat die Geschichte des Fensters recherchiert

Das Hakenkreuz ist mitsamt Reichsadler in einem von mehreren stadtgeschichtlichen Bild- und Wappenmotiven auf einem dreiteiligen Buntglasfenster zu sehen.

Die Geschichte der Glasbilder hat Stadtarchivar Alexander Kipphan aus den städtischen Archiv- und Registraturbeständen recherchiert.

Demzufolge erhielt die Werkstätte für Glasmosaiken und Glasmalerei Ludwig Vollmer aus Offenburg im Juni 1938 den Auftrag, das dreiteilige Fenster an der Nordseite des großen Sitzungssaals des Rathauses mit stadtgeschichtlichen Bild- und Wappenmotiven zu gestalten.

„Nach Kriegsende wurden die Nazi-Symbole auch an anderer Stelle in der Stadt auf Anordnung der Alliierten entfernt“, bekundet Kipphan.

Im Jahr 1986 wird im Zuge des Rathausumbaus auch der Bürgersaal saniert. Die Glasmalereiwerkstätte Großkopf Karlsruhe erhält den Auftrag für die Bleiverglasungsarbeiten. Der Auftrag umfasst auch „das Einsetzen des Hakenkreuzes in das Wappen des Dritten Reichs 1933 – 1945“ für 95 D-Mark sowie die Anfertigung zweier neuer Wappenbilder. Einmal „Weimarer Republik 1918 – 1933“ sowie „Bundesrepublik Deutschland seit 1949“.

21.150 D-Mark ließ sich die Stadt die Restaurierung der Fenster kosten – samt Hakenkreuz

Die Gesamtkosten beliefen sich laut Angebot auf 21.150 D-Mark. Dabei könnte das Hakenkreuz wieder aus der Versenkung aufgetaucht sein, so der Stadtarchivar. Im Zuge der Sanierung wurden dann die Zusätze „1933 – 1945“ und „NS Diktatur“ über beziehungsweise unter Adler und Hakenkreuz angefügt, „um den Dokumentationscharakter des Fensterbildensembles zu betonen“. Insofern handele es sich um „historisierendes Dokument“.

Auf den ersten Blick ist die Gesetzeslage eindeutig: Symbole und Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sind hierzulande verboten.

Das gilt insbesondere für sämtliche Nazi-Symbole – von der SS-Rune über den Hitlergruß bis zum Hakenkreuz. Doch so eindeutig die Verbote auf den ersten Blick sind, so verwirrend fallen die Ausnahmeregelungen aus.

Nazi-Symbole sind nicht generell verboten, wenn sie der Aufklärung dienen

Denn Nazi-Symbole sind nicht verboten, wenn sie der „staatsbürgerlichen Aufklärung, der Abwehr verfassungswidriger Bestrebungen, der Kunst oder der Wissenschaft, der Forschung oder der Lehre, der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dienen“. So steht es im Gesetz.

Insofern muss die Stadt jetzt klären, wie sie mit dem fragwürdigen Relikt der Nazizeit umgehen will. Zur Debatte stehe, ob es zum Beispiel abgehängt oder um eine Infotafel ergänzt werde. Außerhalb des Gebäudes, also von Marktplatz aus, ist es übrigens nicht zu erkennen.

Immer wieder gibt es Diskussionen um Überbleibsel aus der Zeit der Nationalsozialisten. Vor einigen Wochen hatte das Finanzministerium auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag hin mitgeteilt, dass es noch an drei Gebäuden des Landes Symbole oder Schriftzüge aus jener Zeit gebe: je ein Reichsadler an der Außenfassade des Finanzamts in Ulm und im Innenraum der Stadthalle in Maulbronn (Enzkreis). Auf einem Kollegiumsgebäude der Universität in Freiburg wiederum prangt über dem Haupteingang der Schriftzug „Dem ewigen Deutschtum“.

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