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Bezüge zu Nationalsozialismus

Soll Pforzheim Bertha-Benz auch mit einem Platz ehren – oder besser nicht?

Pforzheimer Gemeinderäte diskutieren über die Umbenennung eines Platzes zu Ehren von Bertha Benz. Historische Bezüge sorgen für Kontroversen.

eine Plastik vor der Halle
Zum Bertha-Benz-Denkmal von René Dantes soll sich vor dem Congresscentrum Pforzheim nach dem Willen der Verwaltung noch ein Bertha-Benz-Platz gesellen. Foto: Jürgen Peche

Keine Einigkeit herrscht unter den Pforzheimer Gemeinderäten über die Umbenennung eines Teils des Waisenhausplatzes in „Bertha-Benz-Platz“.

Während sich der Direktor des städtischen Dienstleisters Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP), Oliver Reitz, schon auf die neue Adresse des Congresscentrums (CCP) als einzigem Anlieger des Platzes freute, ist die angestrebte positive Außenwirkung der Pforzheimer Autopionierin in Teilen des Ausschusses für Wirtschaft und Digitalisierung durchaus getrübt.

Entscheidung über Bertha-Benz-Platz in Pforzheim vertagt

So förderte ein Papier des Kulturamts nach einer Recherche im Stadtarchiv deutliche Bezüge von Bertha Benz zum Nationalsozialismus zutage: Sie soll 1933 eine Wahlempfehlung für Adolf Hitler abgegeben haben.

Nach intensiver Debatte wurde auf Antrag von Carol Braun (Freie Wähler) eine Entscheidung vertagt. Braun sagte zuvor, der Bertha-Benz-Platz sei für ihn eine Herzensangelegenheit.

Bertha Benz, die 1888 als 39-jährige Frau die erste Fernfahrt von der Werkstatt ihres Mannes in Mannheim nach Pforzheim unternahm, setzte einen historischen Meilenstein für das Automobil. Seit Mai 2008 verweist ein Denkmal vor dem CCP auf diese Pioniertat, die von René Dante konzipierte Skulptur des Motorwagens samt Fahrerin.

Nachdem die zweijährliche Bertha-Benz-Fahrt auf der historischen Route 2019 letztmalig stattgefunden hatte, soll laut Stadtverwaltung die historische Persönlichkeit Bertha Benz und „ihr unumstrittenes Wirken, insbesondere auch als Frau“ im Stadtbild nachhaltig verankert werden.

Die Umbenennung eines schmalen Streifens entlang des CCP, der eigentlich keinen typischen Platzcharakter hat, soll zum 175. Geburtstag von Bertha Benz am 3. Mai erfolgen, die offizielle Einweihung aber schon am 21. April anlässlich der Veranstaltung „Pforzheimer Wirtschaftswunder“.

Der Waisenhausplatz als Geburtsstätte der Pforzheimer Traditionsindustrie soll mit der Abspaltung des Bertha-Benz-Platzes nicht gemindert werden, versicherte Oberbürgermeister Peter Boch (CDU).

Auch die von der FDP-Fraktion beantragte Infotafel zur Person der Bertha Benz am neuen Platz fand wie das ganze Vorhaben die Zustimmung von Jörg Augenstein (CDU). Er plädiert dafür, mit einem QR-Code auf den Kontext zu verweisen. 

Es gibt bereits eine Bertha-Benz-Halle in Pforzheim

Ein Problem damit hat Stefanie Barmeyer (Grüne), die die Bedeutung des Waisenhausplatzes mit dem neuen Platz geschmälert sieht. Wenn aber schon ein Platz direkt vor dem CCP, sollte dieser passenderweise Käthe-Bauer-Platz heißen, nach der Bürgerrechtlerin, die jahrzehntelang für den Bau des CCP kämpfte.

Bertha Benz schließlich sei mit der Bertha-Benz-Halle beim Hilda-Gymnasium schon ausreichend gewürdigt.

Die SPD sehe die Sache laut Stadträtin Annkathrin Wulff differenziert. Sie hinterfragt die Notwendigkeit eines weiteren Denkmals für Bertha-Benz, neben Halle und Skulptur. Sie brachte einen „Willi-Weigelt-Platz“ nach dem früheren Pforzheimer OB ins Spiel oder auch die CDU-Frauenrechtlerin Helene Weber, wenn denn die Gleichberechtigung manifestiert werden soll. Wegen Fragen zur Nähe von Bertha Benz zur NSDAP werde ihre Fraktion unterschiedlich abstimmen.

Die Vereinnahmung durch das Naziregime schreckt auch Christof Weisenbacher (WiP) ab, der zudem Verwirrung befürchtet, wenn die Lage von Bertha-Benz-Halle und Platz auseinanderfielen.

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