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Tipps für Hundebesitzer

Trainerin aus Oberderdingen: Wie die richtige Erziehung des Hundes gefährliche Situationen verhindern kann

Immer wieder kommt es zu Vorfällen mit aggressiven Hunden. Hundetrainerin Sibylle Wyrobek spricht über mögliche Maßnahmen und den „Hundeführerschein“.

Hundetrainerin Sibylle Wyrobek mit Hündin Holly: „Jeder Spaziergang wird auch fürs Training genutzt.“
Hundetrainerin Sibylle Wyrobek mit Hündin Holly: „Jeder Spaziergang wird auch fürs Training genutzt.“ Foto: Michael Fritz

Drei Kampfhunde büxen im Februar in Menzingen aus, fallen über einen Nachbarshund her und beißen diesen tot. Fast zeitgleich wird in Neulingen ein trächtiges Reh von einem Hund gejagt und so schwer verletzt, dass der Jäger es mit einem Gnadenschuss erlösen muss. In Sprantal sorgte im letzten Jahr eine Kangalhündin wiederholt für Unruhe, da sie immer wieder andere Hunde anfiel und sogar Menschen bedrohte.

Bei rund zehn Millionen Hunden in Deutschland, so die Schätzung des Verbandes für das Deutsche Hundewesen, ist nur eine verschwindend geringe Anzahl von Hunden aggressiv und problematisch. Im Einzelfall können die Folgen aber sehr wohl dramatische Ausmaße annehmen wie die jenes Joggers, der kürzlich in der Nähe von Rom von drei Rottweilern attackiert und getötet wurde.

Sibylle Wyrobek: Hundetraining ist mit Erziehung eines Kindes vergleichbar

In der Diskussion stehen schnell die sogenannten „Kampfhunde“. Hunderassen, die in der Polizeiverordnung gefährlicher Hunde (PolVOgH) aufgelistet sind. Aber auch Hunde anderer Rassen können als gefährlich eingestuft werden, wenn von ihnen eine Gefahr für Leben und Gesundheit von Menschen oder Tieren ausgeht.

Soweit der rechtliche Rahmen. Wie aber soll man sich verhalten, wenn man einem potenziell aggressiven Hund begegnet? Wir treffen uns mit Sibylle Wyrobek aus Oberderdingen, die als ausgebildete Hundetrainerin bei Martin Rütter Dogs Walldorf/Bruchsal über viel Erfahrung verfügt. „Das ist die mit am schwierigsten zu beantwortende Frage, da wir den Grund der aktuellen Aggression nicht kennen“, überlegt Wyrobek.

Generell gilt: Stehen bleiben, leicht abwenden, direkten Blickkontakt vermeiden.
Sibylle Wyrobek
Hundetrainerin

„Generell gilt: Stehen bleiben, leicht abwenden, direkten Blickkontakt vermeiden und sich langsam entfernen, um dem Hund zu signalisieren, dass man auf keine Konfrontation aus ist.“ Die Verantwortung für den Hund liege immer beim Halter.

Dieser habe zu jeder Zeit dafür zu sorgen, dass sein Hund keine Gefahr für andere darstelle. Erziehung eines Hundes sei unumgänglich, so Wyborek und kommt damit zu ihrem Kernthema. „Eine gute Erziehung eines Hundes funktioniert ausschließlich über eine gute Beziehung zwischen Mensch und Hund. Und Erziehung hat dabei nichts mit Unterwerfung zu tun“, ist es der Hundetrainerin wichtig zu betonen.

Sie vergleicht das Training eines Hundes mit der Erziehung eines Kleinkindes. Beides dauere Jahre und erfordere Konsequenz. „Ich muss mir über die Bedürfnisse meines Hundes im Klaren sein und diese bestmöglich befriedigen. Wenn mein Hund körperlich und geistig ausgelastet ist, sind die Voraussetzungen für eine gute Beziehung gegeben.“

Sibylle Wyrobek kam durch ihren eigenen Hund zum Hundetraining. „Vor acht Jahren legten wir uns als Familie gemeinsam Holly, eine fünf Monate alte spanische Mischlingshündin aus dem Tierheim, zu“, erzählt sie.

Hündin Holly hat vor allem mit dem Autofahren Schwierigkeiten

Als besonders schwierig gestaltete sich für Holly das Autofahren. „Da bin ich zum ersten Mal in die Hundeschule, um das zu trainieren. Nach und nach absolvierte ich alle Kurse, die angeboten wurden. Holly und ich wurden ein richtig gutes Team.“ Fast folgerichtig absolvierte sie während der Coronazeit die Ausbildung zur Hundetrainerin und gibt heute selbst verschiedene Kurse. „Ein guter Rückruf ist das A und O, der Hundeerziehung. Darauf baut sich dann alles andere auf.“

Wenn es zu Vorfällen mit Hunden kommt, liegt das Problem meistens am anderen Ende der Leine.
Sibylle Wyrobek
Hundetrainerin

Beim Alltagstraining wird auch schon mal mit anderen Hunden gewandert, durch die Fußgängerzone spaziert oder im Baumarkt eingekauft. „Wenn es zu Vorfällen mit Hunden kommt, liegt das Problem meistens am anderen Ende der Leine“, ist Wyrobek überzeugt. Kommt es zu gefährlichen Vorfällen durch Hunde, wird stets die Polizeihundeführerstaffel eingeschaltet.

Diese kann das Verhalten des Hundes, aber auch die Art der Hundehaltung überprüfen. Die Maßnahmen können von der Anordnung eines Leinen- oder Maulkorbzwangs bis zur Beschlagnahme des Hundes reichen, so das Polizeipräsidium auf unsere Anfrage. Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist seit Jahren ein sogenannter Hundeführerschein in der Diskussion.

Was hält Sibylle Wyrobek davon? „Die Hundehalter werden verpflichtet, sich mit dem Thema Hund intensiver auseinanderzusetzen und müssen einen Sachkundenachweis absolvieren. Es geht um Körpersprache und Kommunikation, Aggressionsverhalten und um Grundlagen der Hundehaltung. Beim Praxisteil muss gezeigt werden, dass man in jeder Situation in der Lage ist, seinen Hund einzuschätzen und führen zu können, ohne eine Gefahr für andere Menschen darzustellen. Ja, ich halte so eine Prüfung für sinnvoll.“

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