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Inflation auf dem Teller und im Tank

Verbraucher aus Bretten berichten von ihren Erfahrungen mit der Preissteigerung

In den vergangenen beiden Jahren beeinflusste die Inflation das Einkaufsverhalten vieler Menschen. Zuletzt ging die Teuerung zurück. Doch ändert das etwas an der Gesamtsituation?

Ein mit Lebensmittel gefüllter Einkaufswagen wird durch einen Supermarkt geschoben. Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges am 24. Februar 2022 treibt die zeitweise zweistellige Inflation Deutschlands Verbrauchern erneut Sorgenfalten auf die Stirn.
Ein Einkauf kann teuer werden – hier helfen die Gutscheine der BNN-Spendenaktion. Unterstützung gibt es auch beim Kauf von Kleidung. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Lieferengpässe, eskalierende Krisen und steigende Produktionskosten ließen in den beiden zurückliegenden Jahren die Preise für viele Waren des täglichen Bedarfs in die Höhe schnellen. Diese Entwicklungen machten sich in den Geldbeuteln von Verbraucherinnen und Verbrauchern bemerkbar. „Zwischenzeitlich wusste ich wirklich nicht mehr, wo ich jetzt noch einkaufen gehen soll“, berichtet die Brettenerin Elisabeth S. (Name geändert)

Die Seniorin ist alleinstehend und arbeitete in jungen Jahren als Verkäuferin im Einzelhandel. Dort habe sie nicht gut verdient. Ihre Rente stockt sie durch die Grundsicherung auf. Das Geld sei dennoch knapp.

Wohnen und Heizen seien sehr viel teurer geworden, hat sie erfahren. Außerdem muss S. für ihren Kleinwagen aufkommen. „Es ist der einzige Luxus, den ich mir gönne. Aber ich möchte mobil bleiben. Darauf kann ich nicht auch noch verzichten“, sagt die Rentnerin.

Sie versuche an anderer Stelle Geld zu sparen, greife aber immer häufiger auf ihr Erspartes zurück. „Ich bin von Supermärkten zu Discountern gewechselt. Aber auch bei denen ist alles teurer geworden“, meint Elisabeth S. Und die Preissteigerungen würden ja sogar noch weitergehen. Zuletzt sei beispielsweise Bratfett wieder teurer geworden.

Preise in Bretten sind seit 2021 dramatisch gestiegen

Tatsächlich steigen die Preise für bestimmte Lebensmittel weiter. Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes gab es für Nahrungsmittel von Januar 2023 bis Januar 2024 eine Teuerung von 3,8 Prozent. Der deutlichste Anstieg war bereits ab dem Sommer 2021 zu verzeichnen. Bei einem Vergleich der Preise im Januar 2024 mit der Zeit vor den Preisschocks ab Juni 2021 ergibt sich sogar eine Steigerung von knapp 30 Prozent.

Die Gründe für die Preissprünge sind vielfältig. Die Verbraucherzentralen machen unter anderem gestiegene Energiekosten und Arbeitskräftemangel verantwortlich. Doch auch versteckte Preiserhöhungen sowie Mitnahmeeffekte seien zu beobachten.

Brettener Metzger beklagt Bürokratie

Ein Produzent von Wurstwaren aus dem Brettener Raum erklärt, warum er zuletzt Anpassungen an seinen Preisen vornehmen musste: „Die Preise für Verpackungsmaterial sind zum Jahreswechsel nochmal gestiegen. Die höheren Kosten musste ich an meine Kunden weiterreichen.“ Das gehe vielen Metzgerbetrieben so.

Der Grund für die neuen Verpackungspreise seien wiederum gestiegene Transportkosten. Speditionen hätten unter anderem die gestiegene Lkw-Maut auf die Abnehmer abgewälzt. „Das ist aus unternehmerischer Sicht verständlich. Ich gebe diese Veränderung ja dann auch weiter. Aber am Ende muss das leider immer der Verbraucher bezahlen“, sagt der Inhaber einer Metzgerei, der lieber anonym bleiben möchte.

Discounter senken auch in Bretten erstmals die Preise

Von der Politik wünsche er sich daher mehr Rückhalt, die einzelnen Handwerksinnungen hätten hier schon die richtigen Lösungsvorschläge. „Ich würde mir zum Beispiel viel Zeit und damit auch Geld sparen, wenn endlich mal bürokratische Lasten abgebaut werden würden“, meint der Metzger.

Einige Discounter haben indes erst kürzlich erstmals Preise gesenkt. Lidl passte Preise für Getreideprodukte wie Müsli an. Seit Januar sind die 750-Gramm-Packungen, bei gleicher Menge, etwa 20 Cent billiger geworden. Anfang Februar folgte dann eine Preissenkung bei Bio-Produkten. Bio-Weizenmehl wurde so auch in der Filiale in Bretten 14 Cent je Kilo günstiger.

Auch an Brettener Tankstellen ändern sich die Preise oft

„Ich komme bei den ganzen Preisänderungen gar nicht mehr mit“, sagt Ulla Kapp. Die Brettenerin habe gestiegene Preise vor allem bei den Grundnahrungsmitteln bemerkt.

Zuletzt habe sie das „ständige hin und her“ aber immer seltener verfolgt. „Auf den Zapfsäulen springt der Liter Benzin ja auch von Woche zu Woche um zehn Cent oder mehr“, beklagt Kapp.

Sie störe sich an der Undurchsichtigkeit der Preisgestaltung beim Tanken und vor allem beim Einkaufen. „Letztlich weiß ich als Verbraucherin gar nicht, für was ich jetzt hier mehr und woanders weniger bezahle“, beklagt die 52-Jährige.

Diedelsheimer nutzt Internetportale zum Preisvergleich

Zwei Marktchecks der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zeigten im zurückliegenden Jahr, dass die Preise für gleiche oder vergleichbare Produkte in Supermärkten und Discountern extrem variieren können. „Ich vergleiche Preise, so oft es geht“, meint deshalb der Diedelsheimer Martin Weiß.

Er nutze dafür keine Prospekte, sondern Preisvergleichsseiten im Internet. „Der Aufwand lohnt sich nicht immer. Aber mir geht es da ums Prinzip“, bekennt Weiß. Geld wolle er in diesen Zeiten nicht auch noch verschenken.

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