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Zwei Fahrräder im Gepäck

Viel Sport, aber wenig Deutsch: Französischer Austauschschüler lernt Bretten etwas anders kennen

Eigentlich sollte Austauschschüler Bastien Haab in Bretten Deutsch lernen. Der Erfolg hält sich in Grenzen. Beim Triathlon in Remchingen ist der junge Franzose aber dafür umso erfolgreicher.

Benedikt Schmidt (links) und Austauschschüler Bastien Haab.
Benedikt Schmidt (links) und Austauschschüler Bastien Haab verstehen sich bestens. Sie freuen sich schon jetzt auf Benedikts Besuch in Frankreich in wenigen Wochen. Foto: Catrin Dederichs

Zuerst steigt ein rothaariger Junge aus dem Auto: Austauschschüler Bastien Haab aus Frankreich, aus der Nähe von Bellegarde. Dann geht er an den Kofferraum.

Ein Fahrrad kommt hervor, ein Fahrradständer. Ein zweites Fahrrad, ein zweiter Fahrradständer„Das war der Wahnsinn“, erinnert sich Gastvater Bernhard Schmidt. „Ich dachte, wir wären hier bei der Tour de France.“

Bastien läuft für den TV Bretten beim Triathlon in Remchingen mit

Die Tour de France ist es nicht. Zumal der junge Franzose ja gerade in Bretten-Diedelsheim und eben nicht in Frankreich ist. Aber Bastien hat alles dabei, was er für drei Wochen in Deutschland braucht: ausreichend Badehosen, Laufschuhe und Fahrräder. Derart gerüstet, tritt er spontan als Gastsportler für den TV-Bretten beim Triathlon in Remchingen an. Als Achter läuft er ins Ziel.

Während der Junge schwimmt, rennt und fährt, stehen die Gasteltern mit Sohn Benedikt am Rand und jubeln ihrem „Sohn auf Zeit“ zu. „Es war klasse, in die Triathlon-Community einzutauchen“, erzählt Bernhard Schmidt. „Unser kulturelles Highlight war definitiv der Triathlon.“

Trainerin Mirjam Leichsnering erinnert sich an Bastiens ersten Auftritt im Verein. „Er war sofort da. Die Sprachbarriere haben wir dadurch gar nicht gemerkt.“

Nach seinem Erfolg beim Triathlon in Remchingen lässt sich Bastien Haab (rechts) mit seinen neu gewonnenen Sport-Freunden Mattis und Jula Böhm fotografieren.
Geschafft! Nach seinem Erfolg beim Triathlon in Remchingen lässt sich Bastien Haab (rechts) mit seinen neu gewonnenen Sport-Freunden Mattis und Jula Böhm fotografieren. Foto: Frank Böhm

Durch den vielen Sport ihres Schützlings verläuft der Austausch ganz anders als geplant. Eigentlich sollte Bastien ja Deutsch und Land und Leute kennenlernen. Dafür hatten Bernhard und Bettina Schmidt große Pläne: Ulm, Tripsdrill, Karlsruhe.

Aber nicht einmal das Kloster Maulbronn schaffen sie. Denn gleich vom zweiten Tag an ist Bastien fast täglich beim TV Bretten zu Gast, wo ihn Trainer Steve Graham unter seine Fittiche nimmt.

Der ebenfalls 14-jährige Benedikt hat fast schon ein schlechtes Gewissen. „Ich hatte das Gefühl, wir machen zu wenig Programm. Mein Klassenkamerad hat mit seinem Austauschschüler viel mehr gemacht“, erzählt er.

Vater Bernhard sieht das gelassen. Schließlich erlebe Bastien einen Brettener Familienalltag. „Sein erster Kulturschock war, dass wir nicht frühstücken.“ Damit der junge Franzose nicht so allein am Frühstückstisch sitzt, trinkt Gastvater Bernhard jeden Tag einen „Mitleids-Kaffee“ mit dem Jungen.

Morgens fahren Benedikt und Bastien zusammen mit dem Fahrrad zur Schule ins Melanchthon-Gymnasium. Wenn Bastien allzu sehr vorneweg rast, steht Benedikt leicht unter Strom. „Ich habe immer ein bisschen Angst um ihn gehabt“, sagt er. „Aber es ist zum Glück alles gut gegangen.“

Es war ein richtiges Geschenk, dass er da war.
Bernhard Schmidt
Gastvater

Am Ende des Austauschs kann Bastien zwar weniger Deutsch als geplant. Auch hat er längst nicht alles gesehen, was ihm seine Gasteltern zeigen wollten. Und doch sind alle begeistert. „Es war ein richtiges Geschenk, dass er da war“, sagt Vater Bernhard. „Er wird fehlen“, sagt Mutter Bettina.

Sohn Benedikt findet es „schade, dass er wieder fährt“. Und Bastien sagt: „Drei Wochen waren sehr gut mit Familie Schmidt.“ So viel Deutsch hat Bastien dann doch gelernt.

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