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Nachhaltigkeit als roter Faden

Junge Designerinnen der Modeschule Bruchsal verkaufen nachhaltige Mode bei „Brusl Nights“

Normalerweise präsentieren die frisch gebackenen Mode-Designerinnen ihre Abschlusskollektion auf einer Modenschau. Nicht so die Absolventinnen der Modeschule Bruchsal. Sie hatten eine andere Idee.

Zwei Schülerinnen der staatlichen Modeschule Bruchsal besprechen eine Modekollektion mit der Projektleiterin.
Die Schülerinnen Aneena Charoenram (links) und Sofia Arias Barrientos besprechen die Kollektion mit der Projektleiterin Corinna Stellmacher (rechts). Foto: SWR1; Andreas Fauth

Eine vegane Bikerjacke aus Kaktusleder erwartet man wohl nicht bei einem Schaufensterbummel in Bruchsal. Doch genau die bringen die Abschlussschülerinnen der staatlichen Modeschule Bruchsal mit, wenn sie bei Brusl Nights am Freitag ihre nachhaltige Mode verkaufen.

Normalerweise präsentieren die frisch gebackenen Mode-Designerinnen ihre Abschlusskollektion auf einer Modenschau. „Wir haben uns im Unterricht aber mit Nachhaltigkeit beschäftigt und wollten mal etwas anderes ausprobieren“, sagt Samira Merz. „Eine Modenschau ist nicht besonders nachhaltig, da die Teile, die dort präsentiert werden, meist nicht alltagstauglich sind“, so die junge Designerin.

So entstand das Modelabel „Greenco7ür“ unter der Projektleitung von Corinna Stellmacher. Der Name spiegelt die sieben nachhaltigen Konzepte wider, nach denen die sieben Schülerinnen entwarfen und schneiderten.

Damit geht die Klasse einen anderen Weg als die Modeindustrie, die laut der Organisation Greenpeace, die sich für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz sowie Frieden einsetzt, für über fünf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. Müll, Wegwerfmode, Wasserverbrauch und Chemikalien: Die Modebranche ist eine hohe Belastung für das Klima.

Die Mode-Schülerinnen aus Bruchsal verwendeten Biostoffe

Die Schülerinnen fanden dafür kreative Lösungen. So verwendeten sie beispielsweise Bio-Stoffe und sparten Emissionen, indem sie die Teile regional in den schuleigenen Werkstätten herstellten. „Wir haben es auch geschafft, dass es bei einigen Teilen gar keinen Verschnitt gibt“, erzählt Samira Merz.

Aus Stoffresten von Modeunternehmen wie Betty Barclay und Hugo Boss kreierten sie außerdem neue Kleidungsstücke. Auch aus fertigen Teilen wurden neue Kleidungsstücke. Aus zwei Hemden etwa nähte Evelina Puff einen Rock. „Wir wollen zeigen – selbst wenn man etwas zu Hause hat, was nicht umweltfreundlich hergestellt wurde, soll man das nicht alles wegwerfen“, sagt Gina-Sophie Böser.

Stattdessen gilt für die jungen Designerinnen: weiterverwenden oder umwandeln. Damit ihre Mode langlebig ist, haben die sieben Schülerinnen außerdem das Konzept der Onesize-Bekleidung verfolgt. Viele Teile lassen sich mit Gummizügen, Gürteln und Bindungen auf den individuellen Körper anpassen.

Es war gar nicht so leicht, einen passenden Nähfaden zu finden.
Gina-Sophie Böser
Nachwuchsdesignerin

Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch alle Produktionsschritte. Und das im ganz wörtlichen Sinne. „Es war gar nicht so leicht, einen passenden Nähfaden zu finden“, berichtet Gina-Sophie Böser. Oft werde Garn aus Chemiefasern hergestellt.

Das Bruchsaler Projekt ist für den nachhaltigen Förderpreis youstartN der Stiftung Bildung nominiert

„Es reicht nicht, wenn nur der Stoff nachhaltig ist“, betont Samira Merz. Diese Überzeugung lässt sich sogar bei den Etiketten erkennen, die am Kleidungsstück über die Herstellung und das Label informieren. Die Pappe dieser „Hangtags“ besteht aus recycelten Kaffeebechern. Die Vielzahl an Ideen und ihr Engagement wurden auch mit einer Nominierung für den nachhaltigen Förderpreis youstartN der Stiftung Bildung geehrt.

Ein Jahr haben sie an ihrem Projekt gearbeitet. „Die vielen Stunden, die wir an diesem Projekt saßen, haben uns als Team noch einmal mehr zusammengeschweißt“, meint Lea Moritz. Am Freitag können sie ihre gemeinsame Arbeit dann endlich präsentieren. Im Lookbook, dem Buch mit allen Outfits, werden auch bekannte Gesichter zu sehen sein. „Unsere Schulsekretärin hat für uns gemodelt“, erzählt Samira Merz.

Neben den 30 Kleidungsstücken der Abschlussklasse, die sich alle miteinander kombinieren lassen, können Interessierte auch Taschen und Sportmode kaufen. Diese wurden vom ersten und zweiten Lehrjahr nachhaltig designed und hergestellt. Alles sind Einzelstücke. Mit der Präsentation ihres Labels möchten die Schülerinnen zum Nachdenken über den eigenen Konsum anregen. Ganz nach ihrem Leitmotto: „Weniger ist einfach mehr!“

Service:

Die Abschlussklasse der Modeschule Bruchsal verkauft ihre Mode am 30. Juni von 9.30 bis 22 Uhr im Schuhhaus Körner. Einen Blick hinter die Kulissen und Bilder vom Entstehungsprozess bieten sie auf ihrem Instagram-Kanal @greenco7ur. 

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