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Steigende Auflagen

Die letzte Brennerei in Mingolsheim schließt

Gerade ist der Östringer Robert Klotz 80 Jahre alt geworden, jetzt schließt er seine Brennerei in Mingolsheim – für immer. Aus gesundheitlichen Gründen, aber auch, weil die Anforderungen und die Auflagen durch den Zoll immer aufwendiger geworden sind. Damit ist die letzte Brennerei in Mingolsheim Geschichte.

Aus für die Brennerei: Fast 50 Jahre hat Robert Klotz (links) mit Unterstützung seines Schwagers Johann Bauer seine Brennerei betrieben. Jetzt hört er auf.
Aus für die Brennerei: Fast 50 Jahre hat Robert Klotz (links) mit Unterstützung seines Schwagers Johann Bauer seine Brennerei betrieben. Jetzt hört er auf. Foto: Steinmann-Plücker

Gerade ist der Östringer Robert Klotz 80 Jahre alt geworden, jetzt schließt er seine Brennerei in Mingolsheim – für immer. Aus gesundheitlichen Gründen, aber auch, weil die Anforderungen und die Auflagen durch den Zoll immer aufwendiger geworden sind. Damit ist die letzte Brennerei in Mingolsheim Geschichte.

Von unserer Mitarbeiterin Petra Steinmann-Plücker

Der Kessel läuft noch, aber der letzte Obstbrand ist durchgelaufen. Es war ein „Zibärtle“, destilliert aus der Zibarte, einer Wildpflaume, deren Herkunft in Mitteleuropa mindestens auf das 12. Jahrhundert nach Christus zurückgeht, die möglicherweise aber noch älter ist. Erste Funde sollen gar aus der Jungsteinzeit stammen. „Der Zibärtle ist eine echte Rarität“, schwärmt Erwin Holzer, der als sogenannter „Stoffbesitzer“ die Früchte zu Robert Klotz gebracht hat.

Seit fast fünfzig Jahren betreibt der gebürtige Östringer hier in Mingolsheim seine Brennerei, wobei er sich das gesamte Know-how selbst angeeignet hat. Mit Unterstützung seines Schwagers Johann Bauer hat er vor allem eigenes Obst, „nicht gespritztes“, wie er betont, verarbeitet oder im Auftrag gebrannt. Sein Williams Christ ist hoch dekoriert, wurde mit Silber- und Goldmedaillen ausgezeichnet.

Aber auch sein Obstler und der Schnaps aus der Nägelesbirne waren gefragt. Sogar der Vorlauf, das zu Beginn entstehende, ungenießbare Destillat, war für äußerliche Anwendungen als Einreibemittel beliebt. Doch jetzt ist Schluss.

Schließung der Brennerei  ist für Streuobswiesen ein Problem

„Alles muss akribisch genau dokumentiert werden und die Zollbeamten kommen zur Kontrolle vor Ort“, erklärt Robert Klotz. „Und Steuern zahlt man natürlich auch“, sagt Erwin Holzer und zeigt den Steuerbescheid des Hauptzollamtes, aus dem hervorgeht, dass am 14. Dezember zwischen 10.30 und 12 Uhr aus den Zibarten 2,8 Liter Alkohol destilliert wurde, wofür ein Steuerbetrag in Höhe von 28,62 Euro fällig wird.

Das gewonnene Produkt hat jetzt einen Alkoholgehalt von rund 60 Prozent, muss zunächst eine ganze Weile ruhen und wird dann mit gutem Quellwasser bis auf 40 Prozent Alkoholgehalt „runterverdünnt“. Viele Brenner würden nur noch für sich brennen, weil der Aufwand zu hoch ist, erklärt Robert Klotz.

Für die Streuobstwiesen hier sei die Schließung der Brennerei Klotz als letzter Brennerei in Mingolsheim schon ein Problem, bedauert Erwin Holzer, auch Vorsitzender des Arbeitskreises Natur und Umwelt (AHNU) Bad Schönborn, der sich um den Erhalt der traditionellen Streuobstsorten im „Obst-Gen-Garten“ kümmert. Robert Klotz wird die Arbeit mit seinen Obstbäumen nicht ganz aufgeben, am Veredeln der Gehölze und der Saft- und Mostgewinnung aus Äpfeln und Birnen, daran habe er „Pläsier“. Und noch hat er eine ganze Reihe „Gebranntes“ von Klotz, das in Östringen in der Viktoriastraße 11 erhältlich ist.

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