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Schreinerinnung

Eignungstest für Schreiner abgesagt: Obermeister aus Bruchsal fordert mehr Werbung

Seit 17 Jahren gibt es bei der Schreinerinnung Bruchsal einen Eignungstest für Schüler. Dieser wurde nun zum ersten Mal abgesagt. Der Obermeister der Schreinerinnung Bruchsal spricht darüber in einem Interview.

Porträtfoto Armin Weiß, Obermeister der Schreinerinnung Bruchsal
Armin Weiß, Obermeister der Schreinerinnung Bruchsal. Foto: Armin Weiß

Seit 17 Jahren führt die Schreinerinnung Bruchsal einen Test durch, bei dem vor allem 13- bis 15-Jährige ihre Eignung für das Schreinerhandwerk auf den Prüfstand stellen können. Zum ersten Mal hat die Innung dieses Jahr mangels Anmeldungen das Angebot abgesagt.

Armin Weiß, Obermeister der Schreinerinnung, spricht über mögliche Gründe am offensichtlich fehlenden Interesse, sich ein Bild von der eigenen Leistungsfähigkeit und dem Schreinerberuf zu machen.

2019 haben 45 junge Leute am Test teilgenommen, letztes Jahr, nach Corona, immerhin noch 16. Jetzt gab es gerade mal zwei Anmeldungen. Können Sie sich das erklären?
Weiß
Nun, ich habe gerade auf der Ausbildungsmesse „Einstieg Beruf“ in Karlsruhe in Gesprächen zwei wesentliche Dinge feststellen müssen: Zum einen scheint der Termin im Januar so kurz nach den Winterferien nicht wirklich zu passen. Aber was viel erschreckender ist: Viele Jugendliche wissen gar nicht, was ein Schreiner eigentlich macht. Das hat mir gezeigt, dass wir viel offensiver für unser Handwerk werben müssen, viel mehr Öffentlichkeit herstellen müssen. Schade ist aber auch, dass nicht viel Medieninteresse für das Handwerk besteht. Zum Beispiel wurde nicht über die zentrale Freisprechungsfeier für Gesellen berichtet, die im Dezember in Bruchsal stattfand. Hier wurde unter anderem ein junger Schreiner als deutscher Vizemeister ausgezeichnet. Ein Erfolg, der über mehrere Prüfungsebenen erreicht wurde.

Schreinerinnung findet Format grundsätzlich gut

Möchte die Innung denn am Eignungstest festhalten?
Grundsätzlich ja. Wir finden das Format gut. Wobei man aber festhalten muss, dass das fehlende Interesse daran natürlich nicht die tatsächliche Nachfrage nach Ausbildungsplätzen abbildet. Meist wenden sich Interessierte direkt an die Betriebe oder kommen über Praktika. Der Test ist als Serviceleistung, als Orientierungshilfe gerade für die 13- bis 15-Jährigen gedacht, die vor der Berufswahl stehen. Die zwei Stunden in der Balthasar-Neumann-Schule bieten einerseits mit dem Fragebogen eine Richtung, was im Schreinerberuf wichtig ist. Andererseits gibt es in der Lehrwerkstatt einen Einblick in die Praxis und den Aufbau der Ausbildung. Außerdem sind immer auch Auszubildende dabei, die Fragen beantworten. Vielleicht sollten wir die Veranstaltung einfach anders nennen, denn es ist ja keine Prüfungssituation. Möglicherweise schreckt der Begriff „Test“ ja ab. Außerdem, denke ich, sollten wir in Zukunft auch direkt in den Schulen, vielleicht mit kleinen Projekten, über den Schreinerberuf informieren.
Warum sollte ein junger Mensch denn Schreiner werden wollen?
Mir hat kürzlich eine Auszubildende gesagt, dass der Grund für ihre Berufswahl darin liege, dass das Schreinerhandwerk sie nicht in ihrer Kreativität einschränke. Es steckt so viel drin in unserem Beruf: entwerfen, gestalten, moderne Technik, der sorgfältige, nachhaltige Umgang mit dem Werkstoff Holz, etwas schaffen, was wertig ist, was gebraucht wird – vom Kleinmöbel bis zum Flugzeugbau. Und er bietet auch Entwicklungschancen. Mit dem Meistertitel kann man alles studieren.
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