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Bauarbeiten bis 2022

"Einzige Katastrophe": Pendler sind wütend über langwierige Sanierung der Salierbrücke

Die Sanierung der Salierbrücke bei Altlußheim dauert bekanntlich mindestens bis 2022, ein Jahr länger als geplant. Die Brücke ist für den Verkehr fast komplett gesperrt. Pendler in der Region sind wütend angesichts dieser langen Bauzeit und sprechen von einer "einzigen Katastrophe".

Kleiner Grenzverkehr: Auf der Salierbrücke bei Speyer dürfen wegen Sanierungsarbeiten nur Shuttlebusse, Rettungsfahrzeuge und Fußgänger unterwegs sein. Nach derzeitigem Stand soll voraussichtlich bis Frühjahr 2022 gebaut werden.
Kleiner Grenzverkehr: Auf der Salierbrücke bei Speyer dürfen wegen Sanierungsarbeiten nur Shuttlebusse, Rettungsfahrzeuge und Fußgänger unterwegs sein. Nach derzeitigem Stand soll voraussichtlich bis Frühjahr 2022 gebaut werden. Foto: Landry

Die Schülerin zieht die Augenbrauen nach oben, ihr Mund spreizt sich zu einem gequälten Lächeln. „Es ist schon lästig, und auf die Dauer nervt es“, sagt sie. Die junge Frau ist in Hockenheim zuhause und besucht ein Gymnasium in Speyer. Fast täglich steht sie auf dem Weg zur Schule vor einem zeitaufwendigen Hindernis: die Salierbrücke bei Altlußheim, die wegen umfangreicher Sanierung nur noch von kleinen Shuttlebussen, Rettungsfahrzeugen und Fußgängern genutzt werden darf.

Der Fahrer eines Kleinbusses wartet unweit des Lußhofs auf Altlußheimer Gemarkung vor der roten Ampel und wird deutlicher als die Gymnasiastin: „Die Situation ist eine einzige Katastrophe, vor allem, weil die Arbeiten mehr als ein Jahr länger dauern sollen als geplant.“

An der Baustelle staut sich die Wut. Ein Rentner aus Rheinhausen pflichtet dem Kraftfahrer bei, aber moderater. „Die Arbeiten gehen viel zu langsam voran“, meint er. Die Bundesstraße 36 zwischen Hockenheim und Speyer, inklusive der Rheinbrücke, gilt als wichtige Verbindung zwischen Nordbaden und der Pfalz. Normalerweise passieren täglich rund 28.000 Autos, Lastwagen und Zweiräder die Salierbrücke.

Bei Sanierung der Salierbrücke wurde PCB entdeckt

Seit Sanierungsbeginn im Januar 2019 sind über dem Rhein aber fast nur noch Bagger und Baufahrzeuge unterwegs. Und sie werden es noch einige Monate sein. Ursprünglich sollten die Arbeiten im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein, doch ein überraschender Fund verzögert die Freigabe der Strecke.

Bei Abrissarbeiten wurde die synthetische Bauchemikalie PCB entdeckt, die gesundheitsgefährdend und mittlerweile verboten ist. „Diese nicht vorhersehbaren Probleme führen zu einer Bauzeitverlängerung bis voraussichtlich Frühjahr 2022“, hat das Regierungspräsidium Karlsruhe mitgeteilt: „Erschwerend kommt hinzu, dass viele Arbeiten auf und an der Brücke extrem witterungsabhängig sind. Durch die Änderungen im Bauablauf verschieben sich diese Arbeiten in eine bautechnisch ungünstige Jahreszeit, was zu weiteren Verzögerungen führt.“

Kosten sind um mehr als fünf Millionen Euro gestiegen

Auch die Kosten für die neue Fahrbahn, Rad- und Fußwege sowie Austausch der Brückenlager und höhere Geländer sind gestiegen: von ursprünglich 11,3 Millionen Euro auf 16,7 Millionen.

Kurz nachdem das Regierungspräsidium festgestellt hatte, dass „statistische Nachrechnungen einen dringenden Ertüchtigungsbedarf“ der Brücke notwendig machten, schäumten in Speyer Einzelhändler vor Ärger. Sie befürchteten einen starken Umsatzrückgang, einige plädierten dafür, einen Brückenneubau einer Renovierung des 600 Meter langen und 1956 eingeweihten Bauwerks vorzuziehen.

Vertreter der Karlsruher Behörde machten bei einer öffentlichen Veranstaltung allerdings deutlich, dass bei einem Neubau bis zu 20 Jahre zwischen Planungsbeginn und Fertigstellung vergehen könnten und die Kosten im dreistelligen Millionenbetrag anzusiedeln seien.

Auf dem eigens eingerichteten Parkplatz unterhalb der Baustelle verfrachtet eine Physiotherapeutin das Fahrrad in den Kofferraum ihres Wagens. Sie arbeitet in Speyer und nimmt das Hindernis sportlich. „Das hat auch positive Aspekte“, sagt sie. „Ich fahre jetzt wieder mehr mit dem Rad. Allerdings stört mich, dass ich es auf der Rheinbrücke schieben muss, obwohl genug Platz auch für die Fußgänger ist.“

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