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Sommerferienprogramm

Beim Gitarrenbau in Bruchsal heißt es: „Gut festziehen, sonst scheppert’s!“ 

In einem Workshop können Kinder in Bruchsal die eigene E-Gitarre bauen. Es wird lackiert, gelötet und gehämmert. Und die neuen Instrumente werden auch gleich ausprobiert.

Drei Menschen werkeln an einem Tisch.
Beim Workshop „Wir bauen unsere eigene E-Gitarre“ gibt Yannick Geckler den Kindern Tipps, wie sie aus einem Bausatz ein eigenes Instrument bauen können. Foto: Margrit Csiky

„Wenn man mit einem Hammer auf ein Musikinstrument schlägt, das ist die Hölle für mich!“, sagt Jonathan, elf Jahre alt und Teilnehmer an dem Workshop „Wir bauen unsere eigene E-Gitarre“.

Er muss aber den Gummihammer dieses Mal wirklich sogar selbst gegen ein Musikinstrument einsetzen, weil er – unter Anleitung – eine eigene E-Gitarre baut und weil er die Potis, sprich Potentiometer, im Gitarrenkörper festmachen muss.

Der Potentiometer wird mit dem Gummihammer an seinen Platz gebracht

Jonathan besucht dieses Angebot des Bruchsaler Sommerferienprogramms für Kinder im Alter zwischen sechs und sechzehn Jahren, weil er bereits E-Bass spielt und erklärt: „Ich war einfach neugierig, was in so einem Instrument alles an Technik drin steckt. Ich weiß nur, dass der Tonabnehmer bei der E-Gitarre dem Schalloch bei der klassischen Gitarre entspricht.“

Der Kurs findet an zwei Tagen statt: Am Dienstag, 15. August konnten die Teilnehmenden die Gitarrenkörper aus einem Versandhandel-Bausatz nach eigenem Gusto künstlerisch gestalten.

Für Jonathan war klar: Alles, was mit toller Musik zu tun hat, ist schwarz. Zum Beispiel das Klavier und sein E-Bass daheim. Also wählte er für die neue E-Gitarre auch die Farbe Schwarz. „Aber nur schwarz ist doch zu langweilig“, dachte er und ließ deswegen an einigen Teilen einfach das Holz unlackiert.

Das Handwerkliche reizt einige Kinder am meisten

„Mein Fahrrad ist blau“, sagt hingegen Julian, ebenfalls elf Jahre alt und ebenfalls Schüler des Gymnasiums Paulusheim und lackiert sein Instrument deswegen in einem strahlenden Königsblau. Er ist bei dem Kurs dabei, denn „ich habe gelesen, dass die Teilnahme am Kurs 40 Euro beträgt und dass man dann eine E-Gitarre im Wert von 100 Euro nach Hause mitnehmen kann. Das will ich machen“, erzählt er.

„Einfach toll“, finden auch Olivia und ihre Zwillingsschwester Lola, beide zwölf Jahre alt und Schülerinnen des Bruchsaler Justus-Knecht-Gymnasiums, den Workshop, den ihre Mutter unter den 747 Angeboten im Ferienprogramm der Stadt Bruchsal für sie gefunden hat. Ob sie später einmal wirklich E-Gitarre spielen wollen, das können sie noch nicht sagen.

Ich war einfach neugierig, was in so einem Instrument alles an Technik drin steckt.
Jonathan
Gitarrist und Bassist

Aber genau das Gitarre-Spielen ist eigentlich der Grund dafür, dass Yannick Geckler, Kursleiter beim Kinder- und Jugendzentrum Southside diesen Programmpunkt für das Ferienprogramm angemeldet hatte.

In der Corona-Zeit habe er den ersten Bausatz für eine E-Gitarre gekauft und das Experimentieren damit habe ihm viel Freude gemacht.

Das Southside hat auch Übungsräume für den Musiknachwuchs

Er beschreibt sich als einen begeisterten Musiker, der es sich wünscht, eine eigene Band im Jugendzentrum in der Bruchsaler Südstadt zu gründen. Die Bedingungen in dem von außen eher schlichten Gebäude in der Linkenheimer Straße 8 findet er optimal.

Dort kann man üben, auch wenn es richtig laut wird, ohne jemanden zu stören und man hat bald auch ein interessiertes Publikum, denn es gibt immer Kinder und Jugendliche, die ihre Zeit dort verbringen und gerne zuhören.

Auf der Homepage des Jugendzentrums heißt es deswegen: „Willst Du Dich mal musikalisch austoben? Komm in unseren Bandraum mit integriertem Tonstudio. Er kann als Proberaum für bereits gegründete Bands genutzt werden, aber auch neue Bands können entstehen. Unter Anleitung können Musikinstrumente getestet und Songs und Raps im kleinen Tonstudio aufgenommen werden.“

Die ersten Übungen auf dem neuen Instrument gelingen

Bei Jonathan könnte es mit der Karriere als Bandmusiker klappen. Er ist von „The Final Countdown“ so begeistert, dass er am zweiten Workshoptag, während dem Montieren der „Bordelektronik“, wie er es ausrückt, sogar die E-Bass-Begleitung zu dem Lied nachsingen kann.

Überhaupt herrscht in dem kleinen Raum im Jugendzentrum eine sehr angenehme Stimmung. Die Jugendlichen sind im Flow, werkeln vor sich hin, im Hintergrund läuft leise Musik.

Bis die neuen E-Gitarren aber einsatzfähig sind, müssen am zweiten Workshoptag noch viele Schritte gemeinsam unternommen werden. In jedem Instrument müssen der Lautstärke- und der Tonregler eingebaut werden und dann folgt der erste Test: Es rauscht! Es hat also geklappt, die Technik ist korrekt montiert.

Beim Saitenaufziehen nähert sich die Aktion dem Höhepunkt: „Über den Sattel, von dick nach dünn“, gibt Yannick den Kids mit auf den Weg und ergänzt: „Gut festziehen, sonst scheppert’s!“

Nach dem Stimmen fragt er mit einem Lächeln: „Wie sieht’s aus, Meister?“ Die Kids strahlen ihn an, denn sie nehmen nicht nur ein Instrument mit, das wirklich gespielt werden könnte, sondern auch die Erinnerung an zwei schöne Ferienvormittage.

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