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Zweitägiges Straßenfest

Kraichtaler Stadtteil Oberöwisheim holt sein Fest zum 1.250-jährigen Bestehen nach

Die eigentliche Feier vor zwei Jahren fiel pandemiebedingt aus. Die Bewohner von Oberöwisheim gaben aber nicht auf und stellten ein Jubiläumsfest auf die Beine. Was Besucher am 9. und 10. Juli erwartet.

Ein älterer Mann steht neben einer Fahne.
Mathias Bauer ist einer der Organisatoren der Jubiläumsfeierlichkeiten und freut sich auf viele Gäste in der Oberöwisheimer Ortsmitte Foto: Monika Eisele

1250 plus zwei Jahre jung ist der Kraichtaler Stadtteil Oberöwisheim. Erstmals erwähnt im Jahre 771 mit dem Namen Auvnisheim. Das Fest zum 1.250-jährigen Bestehen wird nun am Sonntag und Montag, 9. und 10. Juli nachgeholt.

Erst machte die Pandemie den Veranstaltern einen Strich durch das Vorhaben, zusammen mit Unteröwisheim den gemeinsamen Ursprung zu feiern. Dann bröckelte die Zahl der Helfer, so dass Unteröwisheim auf Feierlichkeiten verzichten musste.

Organisiert wird das Straßenfest in Kraichtal-Oberöwisheim von der Initiative „pro 3“

In Oberöwisheim, oder auch Owwaroise, haben sich engagierte Bürger der Initiative „pro 3“ für ein Straßenfest in etwas kleinerem Umfang entschieden. Einer von ihnen ist Mathias Bauer, der Gesamtkommandant der Kraichtaler Feuerwehren.

„Wir sind eine Zusammenkunft von am Dorfleben interessierter Bürger. Der Name pro 3 erklärt sich so: pro heißt für und die Drei steht für Oberöwisheim als dritter Stadtteil von Kraichtal“, erläutert Bauer.

Zu den gemeinsamen Aktionen der Ehrenamtlichen zählen etwa das Maibaumstellen oder ein Glühweinfest. Früher habe es regelmäßig „schöne Straßenfeste“ in Oberöwisheim gegeben, so Bauer. Aber wie überall – die Helfer schwanden, die Anwohner wechselten und wollten den Trubel nicht mehr.

Wir freuen uns, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Oberöwisheim zu feiern.
Mathias Bauer
Organisator

Nun aber darf gefeiert werden. „Wir freuen uns, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Oberöwisheim zu feiern“, sagt Bauer. Von der Kirche runter zum Feuerwehrhaus in der Ortsmitte sowie in den Straßen rechts und links davon werden die Oberöwisheimer Vereine die Gäste ab Sonntag mit Speisen und Getränken verwöhnen.

Los geht es um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst und dem Posaunenchor. Anschließend wird Bürgermeister Tobias Borho (SPD) das Fest offiziell eröffnen. Der zentrale Getränkestand wird von allen Vereinen betreut, dort wird auch das Oberöwisheimer Bier ausgeschenkt, gebraut im Ort.

Die Feuerwehr hat Burger und Steaks auf dem Grill, beim Musikverein gibt es Gyros und Pommes, der TSV macht Wurstsalat und Käsespätzle, der Posaunenchor Grillwürste und die Schützen des KKS backen Waffeln.

Am Sonntag organisieren Weingüter eine Wein-Probierstraße

Am Sonntag werden zudem die Weingüter Niwenburg aus Neuenbürg, Härdle aus Unteröwisheim sowie Hafner aus Zeutern eine Wein-Probierstraße aufbauen. Viel Musik, Ballett- und Tanzaufführungen stehen im Festzelt sowie im Saal des Gasthauses Löwen auf dem Programm. „Eigentlich ist der ganze Ort mit dabei“, sagt Bauer.

An beiden Festtagen steht der überdimensionale Oberöwisheimer Weinkelch in der Ortsmitte, dessen Gewicht geschätzt werden darf. Für die besten Schätzungen gibt es Preise, die Gewinner werden am Montag gegen 18.45 Uhr bekannt gegeben.

„Mit den Einnahmen aus dem Schätzspiel wollen wir den Weinkelch renovieren. Der ist doch schon etwas in die Jahre gekommen, seit er 1985 für die damalige Weinkönigin Yvonne Hagendorn gestiftet wurde“, erzählt Bauer.

Alfons Oßfeld und Bettina Hartlieb werden interessierte Gäste am Sonntag und Montag um 15.30 Uhr mit auf eine Reise durch die Geschichte von Oberöwisheim nehmen. Eine Drehorgelspielerin aus dem Ort, Kinderschminken bei der Kirchengemeinde und Lichtgewehrschießen beim KKS sind weitere Attraktionen.

Am Montag spielt die Uptown Band in Kraichtal-Oberöwisheim

Am Montag spielt ab 19 Uhr die Uptown Band bevor die Feuerschlucker der „Spirit of Dragonfire“ das Fest mit einer spektakulären Licht- und Feuershow beenden.

Heute etwas abseits gelegen, bildete das 2.000-Seelen-Dorf in der Mitte des 13. Jahrhunderts mit Unteröwisheim und Neuenbürg die Gemarkung Oberöwisheim und spielte eine zentralere Rolle – zumindest bis 1366. Da wurde auf Geheiß des Kaisers und Betreiben des Speyerer Bischofs der Jahrmarkt von Oberöwisheim nach Bruchsal verlegt.

Weinbau hat eine lange Tradition und ist bereits um 780 auf der Gemarkung nachgewiesen. Um 1420 wird die Kirche gebaut und dem heiligen Mauritius geweiht.

Von den verschiedenen Kriegswirren blieb auch der Ort nicht verschont und wurde gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges verwüstet. Danach lebten nur noch acht Personen im Dorf.

1707 brannten die französischen Truppen das Dorf nieder

Im 17. Jahrhundert endete der Streit zwischen Katholiken und lutherisch Reformierten mit einem Mord. Das Jahr 1707 war ein besonders schlimmes für den Ort. Kaum hatte man sich erholt von den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges, fielen am 10. Juli 1707 die Franzosen ein. Den Aufzeichnungen zufolge ließ der französische General de Villars das Dorf niederbrennen. Der Kirchturm brannte wohl so stark, dass das Metall der Glocken schmolz.

1724 wurde das alte Rathaus abgerissen und durch ein größeres ersetzt. Im neuen Rathausgebäude waren unter anderem die Gemeindebäckerei, der Farrenstall mit Scheune sowie Armenwohnungen untergebracht. Etwa 800 Menschen lebten damals im Ort.

Das Domkapitel Speyer erwarb 1750 den Anteil der Familien von Helmstatt und wird alleiniger Herr im Dorf. Als obersten Gerichtsherrn stand dem Domstift das Recht über Leben und Tod zu. Mit der Errichtung eines Galgens 1765 auf dem Galgenberg vor dem Dorf setzte der Domstift dafür ein deutlich sichtbares Zeichen.

Nach den Napoleonischen Kriegen gehörte der Ort zum Großherzogtum Baden, seit 1952 zu Baden-Württemberg.

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