Skip to main content

Reaktionen nach Aus in Bruchsal

Nach Beschimpfungen von Kunden: Heidelsheimerin verteilt „Nervennahrung“ an Real-Mitarbeiter

Das Ende des Reals im Bruchsaler Stadtteil ist für die Mitarbeiter schlimm genug. Manche Reaktionen von Kunden setzen da noch eins oben drauf. Deshalb will Marlies Schwedes ihre Wertschätzung zeigen.

real Einkaufszentrum Heidelsheim
Das Ende des großen Supermarkts im Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim ist beschlossene Sache. Manche Kundenreaktionen machen es für die Mitarbeiter noch schlimmer. Foto: Martin Heintzen

Bis Ende März 2024 hat der Real in Heidelsheim geöffnet, dann ist Schluss. Der Standort im Bruchsaler Stadtteil gehört zu 45 Märkten, für die kein Abnehmer gefunden wurde. Das Insolvenzverfahren läuft bereits. Für viele Mitarbeiter in Heidelsheim endet damit eine langjährige Beschäftigung.

Päckchen für 46 Mitarbeiter gerichtet

Nicht alle Kunden reagieren darauf mit Bedauern. Sondern mit Schadenfreude oder Beschimpfungen. Diesen Reaktionen will die Heidelsheimerin Marlies Schwedes mit einer kleinen Geste etwas entgegensetzen. Sie hat Nervennahrung an die Mitarbeiter verteilt.

Frau Schwedes, Sie haben Nervennahrung an die Mitarbeiter des Reals in Heidelsheim verteilt. Warum?
Schwedes
Wenn ich solche Dinge tue, dann ist mein Glaube die erste Motivation. Wie würde Jesus in solch einer Situation reagieren? Ich wollte den Mitarbeitern eine kleine Ermutigung zukommen lassen und mich für Ihre Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft bedanken. Ursprünglich habe ich die Heidelsheimer Nervennahrung für Tourismus-Messen entwickelt. 46 Päckchen mit kandierten Walnüssen habe ich gerichtet. Mein Mann hat die Nüsse geknackt und ich habe den Rest gemacht. Mir wurde selbst vor 20 Jahren gekündigt. Ich kann mir vorstellen, wie sich die Mitarbeiter bei Real fühlen.
Aber das ist nicht der einzige Grund.
Schwedes
Nein, die Mitarbeiter haben von Beschimpfungen berichtet. Kunden kommen zu ihnen und sagen: So ein Scheißladen. Gerade im Dienstleistungssektor bekommen die Angestellten als letztes Glied in der Kette den Frust ab. Und das für Dinge, für die sie nicht verantwortlich sind. Ich lebe nach der Devise, dass ich andere so behandle, wie ich behandelt werden möchte. Schon ein Lächeln an der Kasse kann eine Wertschätzung sein und manche unschöne Situation wieder entspannen. Bei jeder Begegnung kann man kleine Lichtpunkte setzen.
Marliese Schwedes, Heidelsheim
Heidelsheimer Nervennahrung hat Marliese Schwedes an die gebeutelten Mitarbeiter von Real in Heidelsheim verteilt. Foto: Martin Heintzen
Wie haben die Mitarbeiter bei der Übergabe Ihrer Nuss-Päckchen reagiert?
Schwedes
Ich bin am Samstagvormittag hin. Da war sehr viel los an den Kassen. Deshalb war nur wenig Zeit. Aber die Mitarbeiterin, der ich meine Nervennahrung für sie und ihre Kollegen überreicht habe, war gerührt. Viele dort sind seit Jahren dabei und machen ihre Arbeit mit viel Liebe und Engagement. Ich hoffe, dass sie weiter durchhalten.
nach oben Zurück zum Seitenanfang