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Kommunalwahl am 9. Juni

Neue Gemeinderäte im Raum Bruchsal gesucht: 296 Ämter sind zu vergeben

Wer will sich heute noch politisch engagieren? Parteien und Gruppen suchen angesichts der bevorstehenden Kommunalwahl wieder nach Gemeinderatskandidaten. Manche Parteien tun sich da leichter als andere.

Wahlauszählung Bundestagswahl 2017 in Bruchsal
Am 9. Juni werden auch in Bruchsal wieder die Urnen ausgeleert. Dann ist Kommunalwahl. Hier ein Archivbild der Bundestagswahl von 2017. So langsam laufen sich die Parteien für den Wahlkampf warm. Foto: Martin Heintzen

Wie kann man Menschen für die Kommunalpolitik begeistern? Sie dazu animieren, bei der nächsten Wahl zu kandidieren? „Es ist schwer, aber nicht aussichtslos.“ Das sagt Carina Baumgärtner-Huber. Sie ist Gemeinderätin in Karlsdorf-Neuthard. Für ihre grüne Liste suchen sie und ihre Fraktionskollegen jetzt wieder neue Mitstreiter.

Damit sind sie freilich nicht allein. Zwischen Kronau und Gondelsheim, zwischen Philippsburg und Kraichtal sind die Parteien und Gruppierungen auf Kandidatensuche.

Am 9. Juni ist Kommunalwahl. Dann werden die Gemeinderäte neu besetzt. Hunderte Posten sind allein im nördlichen Landkreis zu vergeben.

„Ich bin guter Dinge, dass wir unsere Liste wieder voll bekommen“, berichtet Baumgärtner-Huber. Maximal 18 Personen können bei allen Parteien und Gruppen in Karlsdorf-Neuthard für die 18 Sitze kandidieren. Der aktuelle Rat dort besteht derzeit aus vier Fraktionen.

Gemeinderäte in der Bruchsaler Region: Job macht viel Arbeit

Aber wie schwierig ist es tatsächlich, Leute zu motivieren? Baumgärtner-Huber und ihre kleine Runde der grünen Liste treffen sich regelmäßig mit Sympathisanten und Unterstützern. In diesem Kreis kann man mögliche Kandidaten finden.

„Man spricht aber auch Leute an, die man kennt, die passen könnten, die engagiert sind“, gibt Baumgärtner-Huber einen Einblick. Dann ist viel Überzeugungsarbeit angesagt. Der Job als Gemeinderat ist eine Menge Arbeit. So berichten es alle Parteien.

Da wird man auch sonntags am Baggersee angesprochen.
Carina Baumgärtner-Huber
Gemeinderätin in Karlsdorf-Neuthard

„Klar, man muss das schon wollen. Man steht permanent in der Öffentlichkeit. Da wird man auch sonntags am Baggersee angesprochen.“

Anfeindungen seien aber zum Glück selten. „Die kriegt dann eher mal unser Bürgermeister ab“, weiß Baumgärtner-Huber.

Und man muss Zeit mitbringen. Einmal pro Monat gibt es in der Regel eine Gemeinderatssitzung. Dazu kommen Ausschusssitzungen. Manchmal auch Posten in Aufsichtsräten. Und fraktionsinterne Absprachen.

„Wir haben gerade viele Bauprojekte in der Gemeinde“, so Baumgärtner-Huber. Daneben gibt es repräsentative Termine, Eröffnungen oder Feste. Da müsse man sich schon immer mal blicken lassen, lassen auch andere Befragte durchblicken. „Das ist nicht immer familienfreundlich“, weiß die Kommunal-Politikerin und Mutter.

Davon kann auch Hans-Peter Kistenberger berichten. Seit 25 Jahren sitzt er im Bruchsaler Gemeinderat. Er ist Sprecher der stärksten Fraktion, der CDU.

Mit 70 ist aber nicht Schluss, verrät er im BNN-Gespräch. Er will es 2024 noch einmal wissen.

Auch er setzt im Übrigen auf das persönliche Gespräch. „Das läuft das ganze Jahr, nicht erst vor der Wahl.“ Jeden ersten Samstag steht seine CDU auf dem Wochenmarkt, um über die Kommunalpolitik zu informieren. „Die Rückmeldungen sind sehr positiv. Hier kann man auch mal ein paar Hintergrundinfos geben. Sich und seine Erfolge erklären.“

CDU Bruchsal will neue Gemeinderäte „an die Hand nehmen“

Bei der Zusammensetzung seiner CDU-Liste für die Wahl komme es laut Kistenberger auf den richtigen Mix an. 32 Plätze sind in Bruchsal zu vergeben. Die CDU hat sich 2019 acht davon gesichert.

Männer und Frauen, junge und erfahrene sollen sich auf der Liste wiederfinden, findet Kistenberger. „Wir decken auch aktuell alles ab: Wir haben Handwerker, Pädagogen, Mediziner, Feuerwehrleute, Landwirte und Finanzexperten“, freut sich Kistenberger.

Wir spüren einen Aufwind. Keine Verdrossenheit.
Hans-Peter Kistenberger
Fraktionschef der CDU im Gemeinderat Bruchsal

Von Angesicht zu Angesicht müsse er die potenziellen Kandidaten sprechen. Nur so funktioniere es, auch neue Leute für die Politik zu gewinnen.

Die Neulinge, so verspricht es Kistenberger, „werden wir an die Hand nehmen.“ Niemand werde mit komplizierten Bebauungsplänen alleine gelassen oder müsse gleich in der ersten Sitzung eine Rede halten.

„Toll, dass du mich ansprichst.“ Diesen Satz höre der CDU-Fraktionschef immer noch oft. Aber klar ist auch, dass nicht jeder das Ehrenamt zeitlich unter einen Hut mit Beruf und Familie bringt.

Die CDU als Partei sei aber durchaus attraktiv. „Wir spüren einen Aufwind. Keine Verdrossenheit.“ Gut möglich, dass dies mit der aktuellen Performance der Ampel-Regierung zu tun hat, glaubt Kistenberger.

AfD will vor Ort vom Stimmungs-Aufwind profitieren

Von der profitiert derzeit auch die AfD, die bundesweit in Umfragen Höhenflüge feiert. Ruth Rickersfeld sitzt im Waghäuseler Gemeinderat. Für die Fraktionsstärke hat es beim letzten Mal mit zwei Räten nicht gereicht.

Das soll sich ändern, sagt Rickersfeld selbstbewusst. 28 Gemeinderäte werden am 9. Juni in der Großen Kreisstadt gesucht. Eine davon will wieder Rickersfeld werden.

Sie sagt: „Eigentlich hätten wir schon einige Kandidaten, aber manche haben Angst, zum Beispiel wegen ihres Jobs.“ Oder weil sie als AfD-Kandidaten Anfeindungen erleben könnten.

Auch bei ihr spielt die persönliche Ansprache auf der Suche nach potenziellen Kandidaten eine Rolle. Aber: „Die kommen auch von sich aus auf uns zu.“

Wenn man die Liste mit 28 Kandidaten voll bekäme, wäre das genial, zeigt sich Rickersfeld optimistisch. Ihre eigene Motivation: „Es muss sich einiges ändern“, findet die AfD-Frau, die auch bei der Waghäuseler OB-Wahl angetreten war. So wolle man sich auch weiterhin gegen die Tiefengeothermie wehren und andere Themen „transparent“ machen.

Was alle Kommunalpolitiker bekunden: Je mehr Kandidaten man in den Gemeinderat bekommt, desto eher kann man sich die Arbeit im Gremium aufteilen. Doch so weit ist es bisher nicht. Jetzt gilt es zunächst, die Listen vollzubekommen. 296 Sitze sind im nördlichen Landkreis zu vergeben.

In Bruchsal sind 32 Plätze im Gemeinderat zu vergeben

Neben den großen oder etablierten Parteien wie CDU und SPD werben auf Kommunal-Ebene etwa die Freien Wähler um die Gunst der Bürger. Genauso wie oft kleine, lokale Initiativen und Einzelpersonen.

32 Plätze sind so in Bruchsal als größter Stadt zu verteilen. In Kronau oder Gondelsheim kümmern sich je 14 Kommunalpolitiker um die Geschicke ihres Ortes. In Kraichtal sind das schon 30 Gemeinderäte, in Östringen werden am 9. Juni 22 Plätze neu vergeben.

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