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Landesapothekerverband zuversichtlich

Nur ein kurzer Lieferengpass? Grippeimpfstoff in der Region Karlsruhe teils knapp

Besonders den Risikogruppen und Patienten über Sechzig wurde die Impfung ausdrücklich empfohlen. Doch vielfach kann aktuell nicht gegen Grippe geimpft werden, weil Apotheken und Arztpraxen der Impfstoff fehlt.

Kümmern sich täglich um die Versorgung mit Impfstoffen und anderen Medikamenten, Ute Wuchterl (Mitte) und ihr Team.
Kümmern sich täglich um die Versorgung mit Impfstoffen und anderen Medikamenten: Apothekerin Ute Wuchterl (Mitte) und ihr Team. Foto: Arved Oestringer

Vor kurzem riet der Bundesgesundheitsminister, Jens Spahn, zur Grippeschutzimpfung und verwies darauf, dass ausreichend Impfstoff vorhanden sei. Besonders den Risikogruppen und Patienten über Sechzig wurde die Impfung ausdrücklich empfohlen. Doch vielfach kann aktuell nicht gegen Grippe geimpft werden, weil Apotheken und Arztpraxen der Impfstoff fehlt.

Klaus Hensmann, Hausarzt in Kirrlach, betätigte, dass die Grippeimpfung besonders für Risikogruppen und Patienten ab 60 Jahren sinnvoll sei. Bei der Impfempfehlung gehe es vor allem auch darum, eine gleichzeitige Grippe- und Coronawelle zu vermeiden.

Auch andere Impfstoffe knapp

Auf die Frage, ob und wie die Patienten auf den Impfappell des Ministers reagiert haben, sagte der Mediziner, dass die Nachfrage deutlich gestiegen sei und: „Wir haben das fünffache des jährlichen Impfstoffes bestellt und es hat trotzdem nicht gereicht.“ Doch nicht nur der Grippeimpfstoff ist aktuell Mangelware, auch beim Pneumokokkenimpfstoff und bei anderen wichtigen Vakzinen kommt es immer häufiger zu Lieferengpässen. Als Reaktion auf die Botschaft des Gesundheitsministers fragt sich der Arzt, wo die versprochenen Impfstoffdosen seien und wann diese endlich verteilt werden. „Nicht nur wir, sondern auch andere Bundesländer warten darauf“, so Hensmann.

Dass das Fehlen von Impfstoffen immer häufiger vorkommt, berichtet auch die Inhaberin der St. Ulrich-Apotheke in Östringen, Beatrix Essenpreis. „Der Impfstoff ist knapp und muss früh vorbestellt werden“, sagte sie. Die Apotheke hatte den Grippeimpfstoff schon im Februar vorbestellen und planen müssen. Durch den Appell der Politik, sich häufiger impfen zu lassen, gab es eine deutlich höhere Nachfrage als zum Zeitpunkt der Bestellung.

Auch Nachbestellungen seien nicht so einfach, da die Lieferfristen sehr lange seien und eine extrem hohe Nachfrage vorliege, so Essenpreis. An die Politik appellierte sie, nicht zu behaupten, dass ausreichend Impfstoff vorhanden, obwohl er aktuell in vielen Regionen fehlt.

Lange Vorbestellungsfristen beim Grippeimpfstoff

In Ubstadt-Weiher ist die Situation ebenfalls nicht besser. Die Inhaberin der Nikolaus Apotheke, Ute Wuchterl, bestätigt die langen Vorbestellungsfristen. Im Frühjahr war für niemanden absehbar, dass es eine derart gesteigerte Nachfrage an Grippeimpfungen geben werde. Aktuell erwartet die Apotheke noch eine Nachlieferung des Gruppeimpfstoffs Mitte bis Ende November. Für sie ist die Aussage des Gesundheitsministers ebenfalls nicht nachvollziehbar.

Der Kronauer Arzt Kawe Sadreameli findet ebenso deutliche Worte. Wichtig sei es im Moment, dass zuerst die Risikopatienten und die empfohlenen Gruppen geimpft werden können. Für sie müsse jetzt Impfstoff vorrangig bereitgestellt werden. Der Impfstoff, der normalerweise für Risikopatienten ausreicht, wird zurzeit von Personen verbraucht, bei denen eine Impfung nicht unbedingt notwendig ist. Die Situation ist für Personen, die geimpft werden sollten, daher aktuell eher schlechter geworden, als besser, meinte der Arzt.

Der Pressesprecher des Landesapothekerverbandes Frank Eickmann sagt hingegen, dass nach Auskunft des Paul-Ehrlich-Institutes insgesamt 25 Millionen Impfdosen vorhanden seien. Zwar könne es zu Lieferengpässen kommen, diese werden aber nur temporär sein, sagte er. Eickmann zeigte sich zuversichtlich, dass im November wieder Impfstoff verfügbar sei, für den Notfall habe das Paul-Ehrlich-Institut sechs Millionen Impfdosen in Reserve.

Es gilt zu hoffen, dass der Impfstoff aus der „Nationalen Impfreserve“ das Problem der Impfstoffknappheit löst. Eine ad hoc Produktion ist aufgrund der Vorlaufzeit jetzt schließlich nicht mehr möglich.

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