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Oster-Tradition

Osterhasen-Suche vor Schloss Bruchsal: „Der Osterhase spricht eigentlich nicht“

Bei der Osterhasen-Suche vor Schloss Bruchsal kann sich der Star des Tages kaum vor Andrang retten. Denn alle Kinder wollen Schokolade und ein Foto mit dem Osterhasen.

Mann im Osterhasenkostüm steht vor Schloss Bruchsal
Vor barocker Kulisse beschenkt der Osterhase die kleinen Schlossgarten-Besucher mit Schokoversionen seiner selbst.  Foto: David Heger

Den Osterhasen gibt es doch. Zumindest am Osterwochenende kommen daran im Bruchsaler Schlossgarten keine Zweifel auf. Und trotzdem sorgt Meister Lampe hier für Staunen: „Warum ist der Hase denn so groß?“, wundert sich die siebenjährige Nina.

Denn für den Star des Tages wird seine Größe vor der Barockschloss-Kulisse unter dem strahlend blauen Himmel zum kleinen Problem: Zum Osterhasen-Suchen hat die Bruchsaler Schlossverwaltung die Gartenbesucher eingeladen – doch das Verstecken will am Ostersonntag nicht so recht gelingen: Schlichtweg zu groß sind die wippenden Hasenlöffel, die zwischen den Kastanienbäumen aufblitzen.

Und so wird die Suche für die Kinder ein Leichtes – und für Meister Lampe, der sich vor Andrang kaum retten kann, ein wenig zum Spießrutenlauf.

Flüchtlinge aus der Ukraine schmunzeln über die Osterhasen-Suche

„Ich hab ihn“, johlt Elisa und setzt zum Sprint an – quer über den Rasen der barocken Schlossanlage, nur knapp vorbei am Ententeich, bevor sie vor dem überlebensgroßen, fröhlich-frech dreinblickenden Hasen zum Stehen kommt. Der ist vorbereitet, greift geschwind in den Bastkorb und drückt der Sechsjährigen eine Miniatur seiner selbst aus Schokolade in die Hand.

Doch nicht nur als Süßigkeiten-Überbringer ist der Osterhase hier gefragt, auch als Fotomodell muss Meister Lampe herhalten. Während Elisa den Schokohasen bereits verputzt hat, knipst Vater Rolf Köchling schnell noch ein Foto – „Schokoschnute inklusive“, wie er beim Durchschauen bemerkt. Ob er denn ein schnelles Auto fahre, möchte Elisa vom Hasen wissen. „Du warst doch grade erst bei uns zuhause.“

Doch statt zu antworten zuckt der braune Fellträger nur bedeutungsvoll mit den Schultern, verbeugt sich leicht und zieht weiter: Hin zu einer Gruppe junger Erwachsener, für die die Begegnung mit Meister Lampe eine Premiere ist – wenngleich auch eine traurige:

„In der Ukraine gibt es keinen Osterhasen“, sagt Olena Propkopenko, die gemeinsam mit ihrer Familie nach Bruchsal geflüchtet ist und hier erst seit wenigen Wochen lebt. Umso größer war ihre Verwunderung, als sie vom tierischen Besuch im Schlossgarten erfuhr: „Vielleicht sind wir ein bisschen zu alt“, schmunzelt Propkopenko. „Aber wir sind heute extra für den Osterhasen vorbeigekommen.“

Ob groß oder klein, vor dem Osterhasen sind sie alle gleich: Wochen der Angst und Flucht scheinen vergessen, als die Familie für das Foto mit dem Hasenkostüm um die Wette grinst. Der Osterhase – in unruhigen Zeiten wird er so auch zum Symbol für eine heile, sorgenfreie Welt.

Was der Osterhase selbst zu seiner Aufgabe zu sagen hat? Nicht viel, soviel sei an dieser Stelle verraten. Und doch lässt er sich in einer ruhigen Minute zu einer Plauderei bewegen: „Ich bin nur hier, um ein Lächeln zu schenken“, raunt er. Und schließlich sei das keine Frage von Alter, Herkunft oder Religion, sagt er – nur um gleich wieder weiter zu hoppeln. Denn auch im Bruchsaler Schloss gilt als oberstes Hasen-Gebot: „Der Osterhase spricht eigentlich nicht.“

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