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Fröhlicher Gottesdienst

Der lachende Bischof wird zum Internet-Hit

Kirche und Humor gehören für viele Menschen nicht zusammen. Ganz anders denkt darüber der Passauer Stefan Oster, der seine Osterpredigten gerne mit Anekdoten garniert.

Der Passauer Bischof Stefan Oster erzählt während des Gottesdienstes am Ostersonntag einen Witz.
Der Passauer Bischof Stefan Oster erzählt während des Gottesdienstes am Ostersonntag einen Witz, der im Internet viele Tausend Menschen zum Lachen gebracht hat. Foto: dpa/Pressestelle Bistum Passau

Lachen macht gesund. Es lindert Schmerzen, senkt das Stressniveau, stärkt die Abwehrkräfte und setzt Glückshormone frei. Sich einen Gute-Laune-Kick zu verpassen, ist eigentlich ganz einfach: Man kann sich seinen Lieblingswitz in Erinnerung rufen, die Nummer des Lachtelefons wählen (ja, es gibt so etwas in Deutschland) – oder man schaut sich die jüngste Osterpredigt von Bischof Stefan Oster (ja, er heißt wirklich so) im Internet an.

Der Passauer Kirchenmann ist für die Tradition des Osterlachens bekannt: Jedes Jahr strapaziert er die Zwerchfelle seiner Zuhörer mit augenzwinkernden „Risus paschalis“-Darbietungen, die anschließend im Netz viral gehen. Derlei Videos werden auf Youtube hunderttausendfach geklickt und begeistert kommentiert. Am vergangenen Sonntag übertraf Oster sich selbst mit einer vorgelesenen, „ein bisschen anstößigen“, bayerischen Anekdote aus den 1920er Jahren.

Begeisterte Rückmeldungen auf Kirchenvideo

Sie ist wirklich lustig. Am witzigsten ist jedoch, zu beobachten, wie Oster sie vorträgt und dabei selbst mehrfach losprustet. Der Bischof wird immer heiterer, bis er vor Lachen beinahe platzt, seine Stimme versagt und sich der vergnügte Redner die Tränen aus den Augen wischen muss. Mehr als 750.000 Menschen haben sich bis Dienstagabend diese Aufnahme angeschaut. Die Kommentare dazu reichten von „genial, köstlich und erfrischend“ bis „jeder Tag mit dir wäre ein Happy End“.

Den Glauben mit Humor zu verbinden, das dürfte manchen Menschen abwegig erscheinen angesichts der Dauerkrise der christlichen Kirchen, die wegen ihrer konservativen Einstellungen zur Rolle der Frauen und homosexueller Ehe eine Austrittswelle erleben, während immer neue Skandale um Missbrauch und Vertuschung die Gemeinden erschüttern. In diesen schwierigen Zeiten für Gotteshäuser erscheint der Bischof Stefan Oster als eine widersprüchliche Figur.

Einerseits hat der 1965 in Amberg geborene frühere Zeitungs- und Rundfunkjournalist zum Thema sexueller Missbrauch deutlich Position bezogen. „Ich spüre auch in mir die Wut, die Traurigkeit, die Fassungslosigkeit, die Scham und das Entsetzen... Wir brauchen eine radikale Form der Selbstkritik“, forderte er in einer Videobotschaft vor fünf Jahren. Ferner zeigt sich Oster offen für eine Diskussion über das Priesterzölibat, „wenn es in unserer Gesellschaft zu viele gibt, die daran scheitern“.

Andererseits aber sah sich der Passauer Bischof im innerkirchlichen Streit um Zulassung von Protestanten zur Kommunion als Neinsager im konservativen Lager. Dem Reformprojekt synodaler Weg kann er offenbar wenig Gutes abgewinnen, weil dieser den „Prozess der Selbstsäkularisierung“ noch beschleunigen werde. Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hat Oster gar „eine Drohkulisse gegenüber andersdenkenden Theologinnen und Theologen“ vorgeworfen. Zu Unrecht, findet er.

Der 58-Jährige nennt die Kirche seinen „Sehnsuchtsort“. In dem man oft und gerne lachen darf. Humor biete „Chancen für die Verkündigung“, sagte Oster in einem Interview. Im Evangelium stehe zwar nichts „von einem lachenden Jesus“, doch könne er sich „nicht vorstellen, dass er nicht oft und gerne gelacht hat“.  

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