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Trotz Ablehnung durch Gemeinderat

Anwohner befürchten Schäden: Bohrungen im Philippsburger Wohngebiet Gerstenfeld

Der Philippsburger Gemeinderat war einstimmig dagegen – das Landratsamt „korrigierte“ den Beschluss: Die Vorbereitungen für 16 Bohrlöcher der umstrittenen Brunnengalerie im Wohngebiet Gerstenfeld sind angelaufen.

Fehlinvestition? Am Pumpwerk Walthersee mit Gerstenfeld-Anwohner Heinz Herberger
Sorgt sich um sein Haus: Gerstenfeld-Anwohner Heinz Herberger steht am Pumpwerk Walthersee. Foto: Werner Schmidhuber

Einstimmig hatte der Gemeinderat gegen eine „Brunnengalerie“ im Wohngebiet Gerstenfeld gestimmt. Das aber hat einen Erkundungstrupp offenbar nicht davon abgehalten, Vorbereitungen für Bohrungen zu treffen. Genehmigt ist das durch eine sogenannte Duldungsverfügung des Landratsamts. Das örtliche Nein wird damit „korrigiert“. Vorgesehen sind 16 Bohrlöcher mit einer Tiefe von sechs bis acht Metern.

Zu den betroffenen Anwohnern gehört Heinz Herberger. Nach seinen Worten hat das Regierungspräsidium (RP) Sondierungsbohrungen in einem dichten Netz an 16 Stellen geplant. Darin und in der geplanten Brunnengalerie habe der Gemeinderat die Gefahr einer Absenkung der Wohnhäuser gesehen. „Niemand weiß aber genau, wie sich dies auswirkt“, sagt Herberger.

Der Gemeinderat habe keine Handhabe mehr, diese Probebohrungen zu verhindern. Laut Informationsschreiben des RP an die Anwohner werden die Bodenöffnungen mit Kleinrampe und Ziehgerät durchgeführt. Lärmbelästigungen sind also zu erwarten.

Planungsfehler beim Polder Rheinschanzinsel?

Wird das Wohngebiet Opfer eines Planungsfehlers beim Polder Rheinschanzinsel? Das RP suche nach einer Alternative zum bisherigen binnenseitigen Schutzbaustein Walthersee. Das dort gebaute Pumpwerk, 2004 planfestgestellt, kostet den Steuerzahlen etwa 1,5 Millionen Euro.

Würde aber, wie geplant, das Wasser des Sees abgepumpt und der Wasserspiegel gesenkt, käme die Böschung ins Rutschen. Um das zu verhindern, müsste man das Ufer abflachen. Allerdings gehören die Flächen Privatbesitzern und die müssten enteignet werden – das will man vermeiden.

Gedacht war ursprünglich daran, bei Starkregen mit Rheinhochwasser zusätzlich zu einer Polderflutung den Freyersee und den Walthersee mit Hilfe der Pumpwerke abzusenken. Das Wasser sollte dann in den Rheinniederungskanal (Altrhein) geleitet und von dort dem Schöpfwerk zugeführt werden. „So können die Grundwasserstände auf ein für die bauliche Nutzung unschädliches Maß begrenzt werden“, argumentierte seinerzeit das RP.

Regierungspräsidium will nasse Keller und Gebäudeschaden vermeiden

Für das Regierungspräsidium spielten die Überlegungen eine zentrale Rolle, nasse Keller und Gebäudeschäden zu vermeiden und die Wohngebiete druckwasserfrei zu halten. „Im Zusammenhang mit dem Polder Rheinschanzinsel muss in der bebauten Fläche von Philippsburg einem schädlichen Anstieg der Grundwasserstände entgegengewirkt werden“, ließ das RP schon frühzeitig in einem verteilten Flyer wissen.

Bei einer Flutung des Polders drückt das darin aufgestaute Wasser und aus der gegenüberliegenden Richtung das Wasser aus dem Hochgestade Kraichgau von unten in einem solchen Maße nach oben, dass es zu einem kritischen Grundwasseranstieg im Siedlungsbereich kommen kann.

Unverständnis herrscht im Gerstenfeld auch darüber, dass bei der offiziellen Online-Messstelle „Lußhardtstraße“ keine tagesaktuellen Daten über die lokalen Grundwasserstände abgefragt werden können.

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