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Wunsch nach mehr Bildungsgerechtigkeit

Schulleiterin der Pestalozzischule Bruchsal geht in den Ruhestand

28 Jahre hat Susanne Hirsch an der Pestalozzischule Bruchsal gearbeitet, jetzt geht sie in den Ruhestand. Was sagt sie zur Inklusionsdebatte?

Der offene Austausch war Rektorin Susanne Hirsch immer wichtig. Auch (von links) Celine, Leonie, Leon, Eric, Simon und Habe Lisa holten sich das eine oder andere Mal einen Rat bei ihr
Der offene Austausch war Rektorin Susanne Hirsch immer wichtig. Auch Celine, Leonie, Leon, Eric, Simon und Habe Lisa (von links) holten sich das eine oder andere Mal einen Rat bei ihr Foto: Pia Jäger

Schon als kleines Kind habe sie sich immer für andere Mädchen und Jungen eingesetzt, erzählt Susanne Hirsch. Sie hat sich für Schwächere starkgemacht, sie verteidigt, ihnen geholfen. „Mein Gerechtigkeitssinn zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben“, sagt Susanne Hirsch.

Und so studierte die Östringerin denn auch „Pädagogik für lernbehinderte und geistig behinderte Kinder“, weil sie wollte, dass jedes Kind in der Schule gefördert wird. Weil sie schon immer, „jedes Kind glücklich sehen will“.

Sonderpädagogische Beratungsstelle aufgebaut

1995 führte sie ihr Weg schließlich an die Pestalozzischule Bruchsal, die Sonderschule für Lernbehinderte. Von den 28 Jahren dort war sie 22 Jahre in der Schulleitung, zehn davon als Rektorin. Jahre, in denen sich weit mehr als nur der Name in Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen geändert hat.

Susanne Hirsch baute unter anderem eine sonderpädagogische Beratungsstelle auf, organisierte Fortbildungen, knüpfte ein Netzwerk mit allen Kindergärten im Einzugsbereich der Pestalozzischule und den Kooperationslehrkräften der Grundschulen. Denn es sei immens wichtig, Alarmzeichen für eine Lernschwäche frühzeitig zu erkennen und schon in der Vorschule Hilfen anzubieten – um ein späteres Versagen in der Schule möglichst zu vermeiden.

Inklusion als Menschenrecht

Doch nicht nur die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes stand ganz oben auf Susanne Hirschs Agenda. Vielmehr lag ihr das Thema Inklusion, „ein Menschenrecht“, schon vor der allgemeinen Diskussion am Herzen.

Also startete sie gemeinsam mit der Rektorin der Bruchsaler Stirumschule Liane Blank ein Kooperationsprojekt und brachte 2012 die erste Außenklasse an die Stirumschule. „Unsere Schülerinnen und Schüler wurden von den anderen Kindern vorbehaltlos angenommen, sind ab der dritten Klasse zu 100 Prozent in die Grundschulklassen integriert und bei allem dabei.“

Eltern müssen treu zu ihren Kindern stehen, unabhängig von ihren Erwartungen und sie selbstbewusst erziehen.
Susanne Hirsch
Schulleiterin

Indes, ohne die Eltern gehe es nicht, weshalb sich Susanne Hirsch zur Elterntrainerin hat ausbilden lassen. „Eltern müssen treu zu ihren Kindern stehen, unabhängig von ihren Erwartungen und sie selbstbewusst erziehen“, sagt sie. „Alleine bekommen wir das als Schule nicht hin.“

Fokus auf benachteiligte Kinder legen

Ein Selbstbewusstsein, das die Jugendlichen der Pestalozzischule offensiv mit dem vermeintlichen Stigma umgehen lässt: Ja, ich habe Lernprobleme, aber an der Pestalozzischule ist etwas aus mir geworden und ich bin ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft wie jeder andere auch.

Nun geht die 62-Jährige in den Ruhestand. Nicht aber ihre Vision von Bildungsgerechtigkeit für alle Mädchen und Jungen. „Es ist erschreckend, wie soziale Herkunft und Bildungserfolg voneinander abhängen. Das kann und darf nicht sein.“

Und deshalb hofft Susanne Hirsch, dass die aktuelle Bildungsoffensive endlich den Fokus auf sozial benachteiligte Kinder legt. „Sie alle sind wertvoll und dürfen als hoffnungsvolle Auszubildende oder wertvolle Arbeitskräfte nicht verloren gehen.“

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