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Schnäppchen beim Schloss

Beim verkaufsoffenen Sonntag in Bruchsal wird viel geguckt, aber weniger gekauft

Endlich shoppen ohne Maske und Abstände? Beim zusätzlichen Verkaufsoffenen Sonntag in Bruchsal war das möglich. Trotzdem war die Resonanz nicht so groß wie erhofft.

Verkaufsoffener Sonntag Schnäppchenmeile
Der Verkaufsoffene Sonntag in der Bruchsaler Innenstadt war nicht ganz so gut besucht wie erhofft. Foto: Martin Heintzen

Die Bedingungen sind eigentlich ideal: Die neue Fußgängerüberführung beim Kaufhaus Jost ist rechtzeitig fertig geworden. Beim Verkaufsoffenen Sonntag ist die Innenstadt von Bruchsal gut besucht.

Auch auf der Schnäppchenmeile vor dem Schloss schieben sich die Besucher durch. Menschen mit voll bepackten Tüten sieht man dagegen eher selten.

„Es ist zwar voll, aber die Leute wollen nur schauen“, hat Ruth Lehrer beobachtet. Die ältere Dame aus Ötisheim verkauft regelmäßig gebrauchte Dinge auf dem Flohmarkt. „Das ist mein Hobby.“ Da könne man so schön Leute beobachten. Eine Saucier oder ein Handspiegel wechseln den Besitzer – für wenige Euro.

Was kostet das? Ruth Lehrer verkauft regelmäßig auf Flohmärkte gebrauchte Sachen. Die Schnäppchenmeile war gut besucht.
Was kostet das? Ruth Lehrer (rechts) verkauft regelmäßig auf Flohmärkten gebrauchte Sachen. Die Schnäppchenmeile war gut besucht. Foto: Heike Schaub

„Wie viel wollen Sie für die Kuchenplatte“, fragt eine junge Frau im grünen Hosenanzug. Die zwei Euro sind ihr noch zu viel. Man einigt sich auf 1,50 Euro. „Soll ich das Stück noch zehn Mal ein- und auspacken“, fragt Ruth Lehrer achselzuckend: „Die Leute sind zurückhaltender geworden“, sagt sie mit Blick auf den Krieg in der Ukraine.

Etwa 100 Stände gibt es zwischen der Friedrichstraße und dem Damianstor. Das sind vor allem private Anbieter, so Ludwig Friedt, der den Straßenflohmarkt organisiert und die Standgebühren abkassiert. „Alle sind zufrieden“, so seine Rückmeldung aus den Gesprächen.

Lagerware konnte beim verkaufsoffenen Sonntag gut verkauft werden

Eine Einschätzung, die von den Anbietern nicht ganz geteilt wird. „Die Leute haben kein Geld“, so ein gewerblicher Händler aus Gondelsheim mit Blick auf steigende Energiepreise.

Sabrina, eine junge Mutter aus der Umgebung von Bruchsal, hat das Kinderzimmer ausgemistet und bestätigt: „Es wird viel geguckt, aber wenig gekauft.“

Das Frühlingsfest Ende März hat noch die Massen angelockt. Die Bilanz von Michael Zeibig, einer der Vorsitzenden des Branchenbunds Bruchsal, fällt am Sonntagabend gemischt aus.

„Die Ware an der Schnäppchen-Meile mit Angeboten aus anderen Jost-Häusern und unserem Lager, das sich während des Corona-Lockdowns angesammelt hat, konnten wir gut verkaufen“, so der Leiter des Bruchsaler Kaufhaus. Drinnen sei es überschaubar gewesen. Viele Kunden waren bereits am Samstag da.

Über einen zusätzlichen Verkaufsoffenen Sonntag muss man diskutieren.
Michael Zeibig, Leiter des Kaufhaus Jost Bruchsal

Ob ein zusätzlicher Verkaufsoffener Sonntag so kurz nach dem Frühlingsfest sinnvoll ist, um die Innenstadt zu beleben, soll in Zukunft im Branchenbund diskutiert werden: „Wir hatten schon stärkere Sonntage“, erinnert sich Zeibig. Sein Kollege Sven Wipper spricht von einem „Testballon“ und einer Werbeaktion für Bruchsal.

Im Moment sei die Konkurrenz durch Veranstaltungen groß, die nach Corona nachgeholt würden: Hochzeiten, Kommunion, Konfirmation oder andere Events, zählt er auf. „Festliche Kleider und Anzüge gehen wie geschnitten Brot.“ Außerdem sei es heißer als erwartet gewesen, so Zeibig. 28 Grad waren es. Zum Shoppen einfach zu warm.

Fairteiler informiert in Bruchsal mit mobiler Mülltonne

Wenigstens die Cafés sind voll. Auf dem Marktplatz informieren verschiedene Einrichtungen, Organisationen oder Vereine wie die Staatlichen Schlösser und Gärten, die Erzieherinnen-Schule Sancta Maria oder der Golf-Club Bruchsal. Mit einer mobilen Mülltonne unter dem Motto „verwenden statt verschwenden“ ist der Foodsharing-Verein „Fairteiler Bruchsal“ unterwegs.

„Viele kennen uns schon aus Whatsapp-Gruppen oder von Facebook“, erzählt Manu Peters. Erst seit drei Jahre gebe es die Foodsharing-Bewegung auch in Bruchsal. „Essen in die Tonne zu werfen, ist in der heutigen Zeit fast unmöglich“, so Peters und ihre Mitstreiterin Sandra Gregor. Sie arbeiten viel mit karitativen Einrichtungen und der Stadt zusammen. „Viele Ältere können sich ein Brot beim Bäcker schon nicht mehr leisten.“

Verkaufsoffener Sonntag Schnäppchenmeile
Für das Erinnerungsfoto und eine Runde auf dem Spielzeug-Fahrzeug stellte John Deere auf dem Kübelmarkt Traktoren zur Verfügung. Foto: Martin Heintzen

Auf dem Kübelmarkt präsentiert der Landmaschinen-Hersteller John Deere einen Traktor für ein Erinnerungsfoto. Die Kids können auf Spielzeug-Traktoren eine Runde drehen. „Völlig unproblematisch“ findet Alexander Feldengut das Miteinander mit John Deere auf dem Kübelmarkt.

Wirte am Kübelmarkt in Bruchsal setzen auf Integration beim Streetfood-Festival

Nach dem Frühlingsfest hatte der Brasserie-Betreiber beklagt, dass die Stadt Bruchsal wenig rücksichtsvoll mit den örtlichen Wirten umgehe. Von fliegenden Hamburger Händlern habe er sich geradezu eingekesselt gefühlt.

Zwischenzeitlich habe es konstruktive Gespräche mit der Stadt gegeben. Alexander Feldengut ist zuversichtlich, dass die Wirte bei der nächsten Veranstaltung wie dem Streetfood-Festival Anfang Juli besser integriert würden.

Erstmals wurde im Industriegebiet Am Mantel auch eine Wohnmobil-Ausstellung mit zahlreichen Fahrzeugen zum Gucken und Anfassen angeboten. Sie sollte schon einmal einen Vorgeschmack auf den Wohnmobilpark der Stadtwerke Bruchsal beim Freibad SaSch vermittelt. Er soll jetzt im Spätherbst kommen. Die Händler waren zufrieden.

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