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Schlechte Chancen

Notfallpraxis Kirrlach: Immer mehr Politiker machen sich für den Erhalt stark

Der CDU-Landtagsabgeordnete Ulli Hockenberger schreibt einen Brief. Die SPD Waghäusel initiiert eine Resolution. Doch die Chancen stehen schlecht.

Aus vorübergehend wurde endgültig: Die Kirrlacher Notfallpraxis soll nicht mehr öffnen. So hat es die Kassenärztliche Vereinigung beschlossen. Doch dagegen regt sich Widerstand.
Aus vorübergehend wurde endgültig: Die Kirrlacher Notfallpraxis soll nicht mehr öffnen. So hat es die Kassenärztliche Vereinigung beschlossen. Doch dagegen regt sich Widerstand. Foto: David Heger

Das Ende der Kirrlacher Notfallpraxis – es soll nicht endgültig sein. Zumindest, wenn es nach dem Wunsch hiesiger Politiker geht.

Allen voran Waghäusels Oberbürgermeister Thomas Deuschle (CDU). Der kam nämlich dieser Tage selbst in die Verlegenheit, die Notfallpraxis aufsuchen zu müssen. Doch die hat bekanntlich zu, seit Ende Oktober.

„Er musste es nun am eigenen Leib erfahren“, hatte sein Stellvertreter, Bürgermeister Andreas Emmerich (parteilos), bekannt gegeben. Emmerich musste für Deuschle einspringen und die Gemeinderatssitzung am Montag leiten. „Er ist aber nicht längerfristig krank“, schob sein Stellvertreter noch schnell hinterher.

Alle sind überzeugt, außer die Kassenärztliche Vereinigung

Die Kirrlacher Praxis wird gebraucht, davon sind alle überzeugt, mit denen man spricht. Patienten, Ärzte, Politiker und das Krankenhaus Bruchsal. Allein die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, kurz KVBW nicht. Weshalb sich jetzt auch der hiesige Landtagsabgeordnete Ulli Hockenberger (CDU) für den Erhalt der Praxis stark macht. Die Praxis war für Patienten da, die kein lebensgefährlicher Notfall für die Notaufnahme waren, aber deren Hausarzt abends oder am Wochenende bereits geschlossen hatte.

Bruchsaler Notaufnahme ist schon am Limit

Hockenberger hat sich nun schriftlich an die Kassenärztliche Vereinigung gewandt. In dem Brief zweifelt er die Aussage der KV an, dass es trotz Schließung nicht zu nennenswerten Engpässen kommen würde. Zuletzt hatten Ärzte aus der Bruchsaler Notaufnahme an der Klinik gegenüber den BNN über steigende Patientenzahlen berichtet. Dort ist man ohnehin eigentlich schon am Limit.

„Wenn die Politik nicht bald Strukturen umsetzt, um die Patienten besser zu steuern, werden wir irgendwann überrannt“, findet die ärztliche Leiterin Martina Grzenkowski im BNN-Interview deutliche Worte. Darauf beruft sich Hockenberger in seinem Brief. „Es kann und darf nicht sein, dass in der Öffentlichkeit anscheinend der Eindruck entsteht, dass Sie diesem Umstand vor diesem Hintergrund tatenlos zusehen.“

Ich appelliere an Sie, die Entscheidung zu überdenken
Ulli Hockenberger
CDU-Landtagsabgeordneter von Bruchsal

Und Hockenberger weiter: „Angesichts dieser dramatischen Entwicklung appelliere ich an Sie, die bisher getroffene Entscheidung noch einmal zu überdenken, mit dem Ziel, sie im Interesse einer sicheren Versorgung der Menschen zu korrigieren beziehungsweise rückgängig zu machen.“

Waghäuseler Gemeinderat will nichts unversucht lassen

Auch der Waghäuseler Gemeinderat will sich mit der Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung nicht abfinden. Einstimmig hat er einer Resolution der SPD stattgeben, wonach sich Waghäusel für den Erhalt starkmachen soll. Bürgermeister Emmerich findet klare Worte: „Die KV ist sehr borniert.“ Man mache sich die Entscheidung dort zu leicht. Auch wenn im Waghäuseler Gemeinderat die Erfolgschancen als gering erachtet wurden, wolle man nichts unversucht lassen, so der Tenor. Frei nach dem Motto: Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie.

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