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Nachfrage übersteigt Angebot

Zahl der Nichtschwimmer an Bruchsaler Schulen steigt

Für Schwimmkurse gibt es lange Wartelisten. Auch in den Schulen bemerkt man, dass Drittklässler noch nicht schwimmen können. Wie gehen Schulen damit um? Kann man sich Schwimmen auch selbst beibringen?

Bilder aus einem Schwimmtraining der DLRG im Hallenbad Heidelsheim aus dem Jahr 2022.
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) gibt regelmäßig Schwimmunterricht im Hallenbad Heidelsheim. Foto: Florian Ertl (Archiv)

Die Zahl der Nichtschwimmer steigt unter Kindern und Jugendlichen seit Jahren kontinuierlich an. Die Corona-Pandemie hat das Problem verschärft.

Nach einer aktuellen Erhebung der Deutschen Lebens-Rettung-Gesellschaft (DLRG) hat sich Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter binnen fünf Jahren verdoppelt. Jedes fünfte Kind kann nicht schwimmen. Weitere 23 Prozent werden von ihren Eltern als unsichere Schwimmer eingeschätzt.

Vor Corona war die Verteilung noch eine andere. 
Helena Dominovic
Sportlehrerin

Helena Dominovic schätzt die Zahl der Nichtschwimmer in den dritten Klassen der Bruchsaler Stirumschule sogar noch höher ein. Die Fachoberlehrerin Sport beziffert den Anteil der Kinder, die nicht schwimmen können, auf etwa 60 Prozent. Gut 20 Prozent seien im Wasser noch unsicher. Und nur jeder Fünfte können tatsächlich sicher schwimmen. „Vor Corona war die Verteilung noch eine andere. Da gab es zwar schon einen ähnlichen Anteil an Nichtschwimmern, aber auch deutlich mehr sichere Schwimmer“, meint Dominovic.

Die meisten Kinder können planschen – aber nicht sicher schwimmen

Auffällig sei, dass die meisten Kinder planschen könnten. Viele Schüler könnten im flachen Wasser spielen, springen und umher tauchen, aber nun einmal nicht sicher schwimmen. Dabei werde an der Stirumschule seit Ende der Pandemie wieder Schwimmunterricht nach Lehrplan angeboten. Dies sei mithilfe eines Bundesfreiwilligendienstleisters der DLRG und zwei Fachlehrkräften möglich.

„Alle Klassen der Jahrgangsstufe drei, haben im Rahmen des Sportunterrichtes verpflichtend Schwimmunterricht an unserer Schule. Zusätzlich wurde in Klasse vier ein Schwimmprojekt ins Leben gerufen“, so die Fachoberlehrerin. Leider habe es von Schülerseite nur wenig Resonanz für das Projekt gegeben. Vor Corona habe es zusätzlich noch ein Seepferdchenprojekt gegeben. Schüler der zweiten Klassen sollten bei diesem das bekannte Basisschwimmabzeichen machen. Das Projekt könne aktuell aber nicht angeboten werden.

Fokus liegt darauf, zumindest das Brustschwimmen zu lernen

Der Fokus liege deswegen auf dem Erlernen des Brustschwimmens für alle Schülerinnen und Schüler. Sofern eine regelmäßige Teilnahme am Unterricht erfolge, merke man die Fortschritte der Schwimmanfänger deutlich.

„Das Schwimmen muss allerdings auch außerhalb der Schulzeit geübt werden. Wir empfehlen daher, einen privaten Schwimmkurs zu buchen“, erklärt Dominovic. Aktuell sei es in diesem Punkt allerdings nicht förderlich, dass die Wartezeiten für Schwimmkurse enorm seien. Außerdem würden die gestiegenen Eintrittspreise für die Bäder ein weiteres Problem darstellen.

Ähnliches berichtet Maja Ronellenfitsch, Schulleiterin der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Heidelsheim: „Es wäre wirklich schön, wenn von privater Seite mehr zum Schwimmenlernen beigetragen werden könnte.“ Positiv sei, dass an ihrem Schwimmunterricht in den Klassenstufen zwei und vier nach Plan angeboten werden könne.

Wir haben immer dienstags Zugang zum Hallenbad im Ort.
Maja Ronellenfitsch
Schulleiterin

„Wir haben immer dienstags Zugang zum Hallenbad im Ort. Das ist zumindest ein kleiner Standortvorteil, auch wenn der Fußweg zum Bad für unsere Schülerinnen und Schüler recht lang ist“, sagt Ronellenfitsch. Ein Faktor, der wahrscheinlich auch das Angebot an Schwimmkursen schmälere, sei der große Personalaufwand, der mit dem Schwimmunterricht verbunden ist. „Bei Schwimmanfängern sollte eigentlich immer jemand mit im Wasser sein, der auch entsprechend ausgebildet ist“, so die Rektorin.

Eltern sehen sich langen Wartezeiten gegenüber

Das Problem der langen Wartezeiten bei Schwimmkursen ist unter Eltern in Bruchsal indes gut bekannt. „Es scheint seit Corona praktisch unmöglich, kurzfristig Plätze zu bekommen“, berichtet die Bruchsalerin Sabine Banghard. Die zweifache Mutter würde ihren jüngsten Sohn gerne in einem Kurs anmelden.

Es scheint seit Corona praktisch unmöglich, kurzfristig Plätze zu bekommen.
Sabine Banghard
Mutter

Bei einem Blick auf die Homepage der Ortsgruppe der DLRG fällt allerdings auf, dass für Anfängerschwimmkurse keine weiteren Anmeldungen mehr angenommen werden. Auf der Seite wird mitgeteilt, dass sich mehrere hundert Kinder auf der Warteliste befänden und die Abarbeitung der Liste Jahre in Anspruch nehmen könnte.

„Das ist natürlich ärgerlich, aber da die DLRG ja ehrenamtlich arbeitet, ist da wohl niemandem ein Vorwurf zu machen. Hauptsache, es lernen überhaupt noch Kinder das Schwimmen“, meint Banghard. Ihr Mann nutze nun Urlaubstage und Wochenenden, um mit den beiden Kindern regelmäßig ins Schwimmbad zu gehen und dort neue Schwimmtechniken zu lernen.

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