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Sonderpreis zum Ende

Bundesgartenschau 2023 verleiht Mannheim neues Selbstbewusstsein

Mannheim strahlte bislang Industrie-Charme aus. Aber die Bundesgartenschau rückte die Metropole in ein neues Licht – vielleicht dauerhaft. Zum Ende gibt es Tickets zum Sonderpreis.

Auf „Spinelli“, einst Kasernen und Depot der US-Armee, ist für die Bundesgartenschau in Mannheim ein neues Parkgelände entstanden. Es bietet eine riesige Spiel- und Bewegungsfläche sowie neue Naturräume für Eidechsen, Molche und viele Vogel- und Insektenarten.
Auf „Spinelli“, einst Kasernen und Depot der US-Armee, ist für die Bundesgartenschau in Mannheim ein neues Parkgelände entstanden. Es bietet eine riesige Spiel- und Bewegungsfläche sowie neue Naturräume für Eidechsen, Molche und viele Vogel- und Insektenarten. Foto: Uwe Anspach/dpa

Der Countdown zum Ende der Bundesgartenschau (Buga) 2023 in Mannheim läuft. Doch schon jetzt ist klar, dass das Großereignis der Stadt gut getan hat. Es hat ihr Image aufpoliert, den Tourismus beflügelt und den Einwohnern einen neuen Park beschert.

Die Veranstalter hatten nicht weniger angestrebt als die nachhaltigste Buga aller Zeiten. Noch bis zum 8. Oktober können die Besucher herausfinden, ob das gelungen ist. Der neue Oberbürgermeister Christian Specht jedenfalls stellt der fast 180-tägigen Blumenschau ein gutes Zeugnis aus. „Sie hat die Stadt nachhaltig verändert“, sagt der Christdemokrat.

Neues Parkgelände in Mannheim auf „Spinelli“

Auf „Spinelli“, einst Kasernen und Depot der US-Armee, sei ein neues Parkgelände entstanden, das eine riesige Spiel- und Bewegungsfläche biete sowie neue Naturräume für Eidechsen, Molche und viele Vogel- und Insektenarten.

Im Rahmen der Buga 23 werde ein Teil des sogenannten Grünzugs Nordost realisiert, der mehr als 200 Hektar Grünflächen bis in die Mannheimer City miteinander verbindet. Die Buga 23 werde sich – wie schon die Bundesgartenschau 1975 – positiv ins kollektive Gedächtnis der Mannheimer einprägen, findet Specht.

Hitzeresistente Pflanzen, horizontal wachsende Bäume, renaturierte Gewässer – das sind nur einige Beispiele für innovative Beiträge im Kampf gegen die Klimaerwärmung, die die Buga vorstellt. Orientiert an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen wurden vier Themen-Schwerpunkte ins Blickfeld gerückt: Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherung.

Eine der Hauptattraktionen, die Seilbahn zwischen den beiden Buga-Geländeteilen, ist recycelbar. Sie war bei der Gartenbauausstellung Floriade 2022 in den Niederlanden im Einsatz und soll nach dem Dienst in der Kurpfalz auch noch andernorts genutzt werden. Lange Schlangen bildeten sich, um in acht Minuten von „Spinelli“ zum Luisenpark zu schweben.

Im nach englischem Vorbild gestalteten Landschaftspark laden großzügige Rasenflächen, alte Bäume und ein bezauberndes chinesisches Tee-Haus zum Schlendern und Genießen ein. Neu im 40 Hektar großen Areal sind eine begehbare Voliere, ein Südamerikahaus und eine Unterwasserwelt samt Pinguinen.

„Die Buga 23 hat gezeigt, wie ein nachhaltigeres Leben aussehen kann“, sagte Oberbürgermeister Specht. Viele Gäste hätten angegeben, etwas gelernt zu haben – auch für ihr eigenes Verhalten. Anders sieht das der Bund für Umwelt und Naturschutz, er hatte sich aus dem Vortragsprogramm zurückgezogen. Grund: Klima- und Naturschutz kämen bei der Buga zu kurz.

Kurz vor Ende der Bundesgartenschau: Online-Tickets für 23 Euro

Buga-23-Geschäftsführer Michael Schnellbach wirbt kurz vor der Schließung für eine Visite im herbstlich bepflanzten Park. „So schnell wird es sicher keine Bundesgartenschau mehr in Mannheim geben.“ Deshalb gibt es die Tickets online zum Sonderpreis von 23 Euro für Erwachsene.

Der Rabatt könnte auch der Tatsache geschuldet sein, dass die angepeilte Besuchszahl von 2,1 Millionen bis vor einigen Tagen noch nicht erreicht war. Sie lag zu dieser Zeit bei 1,85 Millionen. Buga-Sprecherin Corinna Brod erklärt aber: „Wir sind zuversichtlich, dass wir die 2 Millionen kommende Woche erreichen.“

Die Kosten für die Schau von rund 60 Millionen Euro sollen unter anderem durch Eintrittsgelder, Spenden und einen städtischen Zuschuss hereingeholt werden. Stadtoberhaupt Specht: „Nach heutigem Stand wird auch die finanzielle Planung aufgehen.“

Die alle zwei Jahre von Kommunen ausgerichtete Buga macht nach Mannheim eine Zwangspause. Die für 2025 vorgesehene Stadt Rostock befürchtet Finanzprobleme. Deren Bürgerschaft hatte im vergangenen Sommer die Absage beschlossen – die erste in der 70-jährigen Buga-Geschichte.

Buga-Effekt in Mannheim?

In Mannheim schwärmt man hingegen vom Buga-Effekt. Dieser hat die als unscheinbarer Industriestandort bekannte Kommune auf die touristische Landkarte katapultiert. Ihre Attraktionen reichen von hochkarätigen Museen über ein breites Gastronomieangebot bis hin zu vielfältigen Shoppingmöglichkeiten und Clubbing im Jungbusch.

Der renommierte Reiseführer „Marco Polo“ kürte Mannheim samt Buga zu einem Top-Reiseziel für 2023. Die Quadratestadt belegte auch den zehnten Platz im Städte-Ranking der Reise-Website „European best Destinations“. Empfehlungen, die wirkten.

„Die Buga ist ein Segen für den Tourismus in der Stadt“, sagt Karmen Strahonja, Geschäftsführerin vom Stadtmarketing. Sie verzeichnet 2650 Gruppenführungen auf der Buga und 880 Stadtführungen – deutlich mehr als im Gesamtjahr 2022. Mit 82.000 Dauertickets seien doppelt so viele verkauft worden wie erwartet.

1,045 Millionen Übernachtungen

Die Zahl der Übernachtungen lag mit 1,045 Millionen bis Juli um 41 Prozent über dem Vorjahreswert. Ausländische Gäste kamen vor allem aus der Schweiz, den Benelux-Staaten und den USA. Viele Menschen seien durch den Buga-Besuch neugierig geworden und planten für 2024 eine Städtereise. „Ein tolles Zeichen“, meint Strahonja.

Nach dem Ausstieg Rostocks müssen Gartenfreunde bis zur Internationalen Gartenausstellung im Ruhrgebiet 2027 warten. Im Jahr 2029 findet wieder eine Buga im Oberen Mittelrheintal statt, 2031 folgt Wuppertal.

Die Buga 23, für die sich die Mannheimer 2013 nur mit knapper Mehrheit ausgesprochen hatten, wird noch lang in der Stadt sichtbar sein – 2023 klimaresistente Bäume sollen von der Buga aus verteilt werden und das Stadtklima verbessern.

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