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Liebeserklärung an die Stadt

Wie eine Bruchsaler Bildhauerin „Monnem“ auf der Bundesgartenschau erschuf

Die Buchstabenskulptur von Sonja Stadelwieser-Spiegel hat einen eigenen Platz auf dem Ausstellungsgelände der Bundesgartenschau in Mannheim. Die Künstlerin erzählt, was hinter den Sandstein-Buchstaben steckt.

Buchstaben aus rötlichem Stein stehen in einer Wiese. Sie bilden das Wort „Monnem“.
Die Sandstein-Buchstaben von Sonja Stadelwieser-Spiegel dienen als Sitzgelegenheiten und sollen den lokalen Dialekt betonen. Foto: Wolf Goldschmitt

Ein wenig mit Gras überwuchert sind sie inzwischen schon, die sechs ungewöhnlichen Sandsteingebilde am Wegesrand. Seit April spazieren täglich die Gäste der Bundesgartenschau (Buga) an den Buchstaben vorbei. Manche blicken ungläubig, schauen dann genauer hin und freuen sich plötzlich. „Das heißt ja Monnem“, liest eine ältere Dame in breitem Schwäbisch vor und nimmt genüsslich auf einem „M“ Platz.

Die Quader mit gespaltener Oberfläche sind zwischen dem „I-Punkt Grün“ der Bundesgartenschaugesellschaft und den Mustergräbern im Park Spinelli platziert. Die Künstlerin, die „Monnem“ erschaffen hat, kommt aus Bruchsal. „Ein Mannheimer Urgestein“ hat Sonja Stadelwieser-Spiegel ihr Werk getauft.

Aber warum ausgerechnet eine steinerne Liebeserklärung an diese Stadt? „Ich habe Verwandtschaft in Mannheim“, erklärt sie. Außerdem mag sie die Quadratestadt und den Dialekt, der in diesem Zipfel Nordbadens gesprochen wird. Auch aus diesem Grund ist sie begeistert, mit einer Kreation aus ihrer Werkstatt auf der Buga 23 vertreten zu sein.

Bereits vor über 100 Jahren von Josef Stadelwieser gegründet, präsentiert sich die Bruchsaler Firma heute unter der Leitung von Stephan Spiegel und Sonja Stadelwieser-Spiegel als Familienbetrieb in vierter Generation.

Jeder Buchstabe wiegt 150 Kilo

Die Produktion der Buga-Quader, die jeweils 150 Kilogramm schwer sind, habe zwei Wochen in Anspruch genommen, erzählt sie. „Zuerst habe ich ein kleines, ziemlich maßstäbliches Modell angefertigt, um ein Gefühl für die Form der Buchstaben zu gewinnen.“ Sie wollte den Schriftzug von beiden Ansichten als „Monnem“ lesbar gestalten.

Im Grabzeichen-Wettbewerb erreicht der Betrieb silber.
Im Grabzeichen-Wettbewerb erreicht der Betrieb silber. Foto: Sonja Stadelwieser-Spiegel

Zudem sollte die Form möglichst reduziert sein, damit die natürliche Optik und Haptik des Steins erhalten bleibt. Um die geraden Linien und die runde Form der Buchstaben „O“ und „E“ möglichst kräfteschonend zu formen, setzte sie im Betrieb eine computergesteuerte Säge ein. Danach habe sie die Details von Hand ausgearbeitet, traditionell mit Hammer, Meißel und zum Abschluss mit Feinschliff.

Entstanden ist die Idee vom „Mannheimer Urgestein“ im Gestaltungskreis Kurpfalzgilde, einem Kreis von kreativen Steinmetzen und Bildhauern. Sie wollten einen „Cubo“ für die Blümchenschau schaffen, ein neues Gestaltungskonzept für den öffentlichen Raum. Und genau einen solchen vielbeachteten Ort haben sich Steinmetze aus Mannheim und der Region und eben Sonja Stadelwieser-Spiegel gemeinsam neben den Mustergräbern bis zum Ende der Buga am Sonntag, 8. Oktober, eingerichtet. „Jeder brachte seine Ideen ein“, so die Bruchsalerin – und ihr Beitrag hieß dann „Monnem“.

Weil aber in der zunächst geplanten Ausstellungsfläche ihre markanten Sitzsteine verloren wirkten, habe man gemeinsam einen neuen, passenden Platz gefunden. „Ich wollte etwas zum Ausruhen und Verweilen zur Buga bringen“, erzählt Sonja Stadelwieser-Spiegel, wie sie auf die Buchstaben als Sitzhocker aus Stein kam.

Was nach der Bundesgartenschau mit den Quadern passiert, ist offen. „Bisher ist noch kein Käufer gefunden, aber es würde uns sehr freuen, es fände sich jemand, damit wir die Materialkosten herausbekommen. Vielleicht sogar die Stadt selbst“, hofft die Künstlerin.

Werkstatt erreichte Silber im bundesweiten Wettbewerb

Eine andere erfolgreiche „Aktion“ der Bruchsaler Werkstatt im Rahmen der Buga Mannheim war die Teilnahme am bundesweiten Grabzeichenwettbewerb. Hier wurde der Betrieb mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. „Die eigentlichen Beweggründe, die uns immer wieder zur Teilnahme an den Wettbewerben führen, sind tiefgehend.

Wir möchten auf unser Steinmetz- und Bildhauerhandwerk aufmerksam machen. Bewusst sind unsere auf der Buga gezeigten Grabzeichen Entwürfe, in die sensibles Gedankengut eingeflossen ist“, so Sonja Stadelwieser-Spiegel.

Die bildhauerische Arbeit einer trauernden, gleichzeitig aber zuversichtlich ruhenden Skulptur ist frei aus einem Basaltgestein herausgearbeitet. Bewusst habe sie auf eine komplette Ausarbeitung verzichtet, um Raum für eigene Interpretation und Gefühle zu lassen. „Als Steinbildhauerin und Gestalterin nehme ich mich immer mal wieder aus dem Alltagsgeschäft raus, nehme an Gestaltungsseminaren teil und besuche Kurse, die von Kunstschulen angeboten werden. Hier lasse ich den Gedanken freien Lauf und finde neue Ideen“, erzählt sie.

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