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Gerd Pfrang erinnert sich

Im letzten Oberligaspiel der Gaggenauer Fußballer führte Hansi Flick beim Gegner Regie

Lange ist es her: Am 25. Mai 1996 bestritt der 2001 aufgelöste VfB Gaggenau sein letztes Spiel in der Fußball-Oberliga. Gastgeber der Murgtäler war der FC Bammental, in dessen Reihen der aktuelle Trainer des FC Bayern München, Hansi Flick, stand.

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Nach dem Gewinn des WM-Titels 2014 huldigte ganz Bammental seinem „Sohn“ Hansi Flick, der in Brasilien als Assistenztrainer von Jogi Löw wirkte und mittlerweile Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde ist. Foto: dpa

Lange ist es her: Am 25. Mai 1996 bestritt der 2001 aufgelöste  VfB Gaggenau sein letztes Spiel in der Fußball-Oberliga. Gastgeber der Murgtäler war der FC Bammental, in dessen Reihen der aktuelle Trainer des FC Bayern München, Hansi Flick, stand.

Gerd Pfrang, in erster Linie treuer Anhänger des Hamburger SV, verfolgt mit besonderem Interesse auch das Geschehen bei seinem zweiten Lieblingsverein FC Bayern München. Dass in der Allianz-Arena mittlerweile Hansi Flick das Sagen und den Verein wieder in die Erfolgsspur geführt hat, ist ganz nach dem Geschmack des 68-Jährigen. „Ich habe mir gewünscht, dass er Cheftrainer bei den Bayern wird. Ich wusste, dass Flick alles richtig macht“, so Pfrang, der eine spezielle Erinnerung an den FCB-Coach hat.

Am 25. Mai 1996, es war das Pfingstwochenende, trug der VfB (mit dem kleinem „f“) Gaggenau am finalen Spieltag der Saison 1995/96 sein allerletztes Oberliga-Spiel aus. Die von Pfrang trainierten Murgtäler gastierten beim nordbadischen FC Bammental, bei dem Flick das Trikot mit der Nummer fünf trug. „Hans-Dieter“ ist dabei auf dem offiziellen Spielberichtsbogen als Vorname des Bammentaler Spielmachers vermerkt. Dass Flick erklärtermaßen den kurzen „Hansi“ bevorzugt, tut in diesem Fall nichts zur Sache.

Wir mussten unbedingt gewinnen, um uns die Minimalchance auf den Klassenverbleib zu erhalten.
Gerd Pfrang, ehemaliger Gaggenauer Trainer

Für Pfrang und seine Schützlinge war es in jedem Fall eine bemerkenswerte Partie auf dem Bammentaler Sportplatz. „Wir mussten unbedingt gewinnen, um Platz 14 zu verteidigen und uns damit die Minimalchance auf den Klassenverbleib zu erhalten“, erzählt Pfrang. Dank großer Moral wurde das Zwischenziel auch erreicht. „Wir lagen 1:2 zurück, glichen aus und unser Torjäger Rifat Kolasinac erzielte nach einer Flanke von Alfred Kary tatsächlich noch den 3:2-Siegtreffer.“

Regenschirm landet auf dem Spielfeld

Pfrangs Nerven waren aufs Äußerste strapaziert. „Es goss in Strömen und ich weiß noch, wie ich am Ende meinen Regenschirm vor lauter Freude in hohem Bogen aufs Spielfeld geworfen habe“, erinnert er sich an diesen außergewöhnlichen Moment.

Dass der Sieg letztlich nichts am Absturz des VfB Gaggenau in die Verbandsliga änderte – Folge des Abstiegs des damaligen Regionalligisten SV Sandhausen in die Oberliga – wusste zum Zeitpunkt des Abpfiffs in Bammental noch keiner. „Wir haben gefeiert wie die Weltmeister“, sagt Pfrang, den seine Spieler auf die Schultern nahmen und so vom Platz trugen.

Gute Laune im Gästelager

In Feierlaune ging es zur Pressekonferenz ins Clubhaus, wo zunächst Geduld angesagt war. „Wir warteten auf Hansi Flick, der den FC Bammental in der folgenden Saison 1996/97 als Spielertrainer übernahm und ein Statement dazu abgeben sollte.

Das tat er dann auch, aber erst, nachdem er ausgiebig geduscht hatte“, so Pfrang. Der guten Laune im Gästelager tat die Verzögerung keinen Abbruch, zumal sich Flick als „fairer Sportsmann“ erwies. „Er war wie als Spieler auf dem Rasen auch im persönlichen Gespräch ein angenehmer Zeitgenosse. Nett, freundlich, zuvorkommend.“

Ehrenbürger von Bammental

Zu dieser Einschätzung sind offensichtlich auch die Bammentaler gekommen. Die 6.500 Einwohner zählende Gemeinde vor den Toren Heidelbergs, in der Flick mit seiner Familie wohnt und lange ein Sportgeschäft führte, hat ihn 2015 zu ihrem Ehrenbürger gemacht.

Nach dem WM-Titelgewinn in Brasilien, zu dem Flick als Assistent von Bundestrainer Joachim Löw tatkräftig beigetragen hatte, wurde er zu Hause wie ein König empfangen. Ganz Bammental war im Juli 2014 auf den Beinen und feierte den Coup von Rio.

Mit den Gaggenauer Fußballern gab es für Hansi Flick, der als Profi bei Bayern München sowie in Köln sein Geld verdiente, seit jenem Tag im Mai 1996 keine Berührungspunkte mehr. Und das dürfte wohl auch so bleiben.

Gegner von einst trennen Fußball-Welten

Während Flick in München kürzlich mit einem Vertrag bis 2023 ausgestattet wurde und damit im ganz großen Geschäft mitmischt, backen die Murgtäler kleinere Brötchen. Der VfB Gaggenau wurde 2001 aufgelöst, der Nachfolger VFB (mit großem „F“) spielt in der Kreisliga A. Immerhin dürfen die Verantwortlichen im Traischbachstadion darauf hoffen, dass der Tabellenführer demnächst wieder im Bezirks-Oberhaus vertreten ist.

Gerd Pfrang beobachtet derweil das regionale Fußballgeschehen immer noch aufmerksam – in erster Linie bei seinen Ex-Clubs Gaggenau und Kuppenheim. Der gebürtige Gernsbacher, der in Gaggenau heimisch geworden ist, hat seine eigenen sportlichen Aktivitäten aber aufs Rad und den Tennisplatz verlegt und zählt zu den Stützen der Herren 60 des TC Gernsbach.

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