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Vom Shutdown kalt erwischt

Max Giesinger hat bei Autokino-Konzert in Baden-Baden mächtig Spaß – die Fans auch

„Ohne Scheiß – das ist nicht so, wie ich es mir gedacht habe. Das ist sogar ziemlich cool.“ Was Max Giesinger so fesselte, das konnten die Zuschauer auf einer Riesenleinwand mitverfolgen, als der Schmusesänger gemeinsam mit Steffen Graef seiner Corona-bedingten Bühnenabstinenz ein klangstarkes Ende bereitete.

Die Giesinger-Fans jubelten auf ihre Art vom Auto aus.
Die Giesinger-Fans jubelten auf ihre Art vom Auto aus. Foto: Neithardt

Von Christiane Krause-Dimmock

SWR3 hatte die Weichen für dieses ungewöhnliche „Autoradio-Konzert“ gestellt und den Exil-Karlsruher zurückgeholt in die Heimat. Eine Gelegenheit, die er nur allzu gerne wahrgenommen hat, wie er immer wieder zwischen seinen ganz großen Hits betonte, welche er mit Graef gemeinsam intonierte, irgendwo zwischen Tasten und Saiten, mit ganz viel Emotionen. Denn so langsam sei ihm die Wohnung doch zu eng geworden, erklärte er.

An der Qualität eines Autokinokonzerts hatte er im Vorfeld allerdings leise Zweifel gehabt, gab er offen zu. Menschen im Auto auf der einen, Graef und er ohne Band auf der anderen Seite – ohne all die kleinen Handreichungen, an die man sich im Laufe der Zeit trefflich gewöhnen konnte. Das sei zweifelsohne eine Herausforderung gewesen, erzählte er, wie etwa bei der Anreise nach Baden-Baden, wo die beiden Musiker beinahe nicht rechtzeitig aus dem Zug gestiegen wären.

Ich habe ständig das Gefühl, ich habe was falsch gemacht.
Max Giesinger

Die Zuhörer in den Autos sangen mit. Über die Leinwand aufgefordert, sich dabei selbst im Auto zu filmen, kamen die Fans zunehmend in Stimmung, was sie durch Hupkonzerte zu erkennen gaben. Giesinger lachte, Graef war eher irritiert. „Ich habe ständig das Gefühl, ich habe was falsch gemacht“, erklärt er grinsend angesichts der Huper. Aber über eines waren sich beide offenbar einig: Das Ganze macht mächtig Spaß. Um diesen zu unterstreichen, fügte der Barde seinen Liedern immer wieder ein bisschen Lokalkolorit hinzu.

Als bei „80 Millionen“ die nächstgrößere Stadt, die im Song anonym bleibt, Erwähnung fand, jubelte er lautstark „Karlsruhe“, und brach bei „Die Reise“ in ein spontanes Lachen aus, als die er sich die Passage „Die Zeit vergeht im Rückspiegel so schnell“ angesichts der vielen Fahrzeuge vor sich nochmals auf der Zunge zergehen ließ.

Giesinger berichtet von neuer Koch-Leidenschaft

Eine Gelegenheit, die sich auch dem Publikum bot. Denn rund eine Stunde lang gab es ganz viel Giesinger – „ohrnah“, live und ohne viel Tamtam. Nur einfach Gesang, etwas Gitarre, manchmal nur leise Pianoklänge. Das geht auch, gut sogar, wenn jemand die Stimme dazu hat – solo oder mit Graef im Duett bei „Auf das was da noch kommt“.

Denn die Lotte, die konnte natürlich nicht einfach mit auf die Bühne. „Aber wir beide bilden eine Art Hausgemeinschaft. Wir sind Quarantäne-Partner“, klärte Giesinger auf, berichtete von seiner neuen Koch-Leidenschaft – gewissermaßen aus der Verzweiflung geboren, vom Friseur, der ihm ohnehin nicht wirklich fehle, weil er’s lieber lang trage.

Vorfreude auf kleine Autokino-Tour

„Mit kurzen Haaren habe ich so einen Pferdekopf...“. Doch angesichts des Umstandes, dass es endlich rausging aus der häuslichen Hamburg-Quarantäne, wurde das alles ohnehin zur Nebensache. Denn der Shutdown hat ihn zuvor kalt erwischt, lähmte die Welt bevor seine aktuelle Tour starten konnte. Aber jetzt soll es wieder rundgehen, betonte er nach seinem SWR3-Auftritt im Rantastic, dass er sich tierisch auf die kleine Autokino-Tour freue. „Wird ja auch Zeit“, schalt er sich selbst, „weil ich so viel ins Mikro reinschwalle.“ Viel erzählt hat er tatsächlich, zeigte sich obendrein aber auch unbändig gut gelaunt.

„Könnt ihr mal das ,dödödop‘ mithupen?“, fragte er etwa bei „80 Millionen“, ließ die Mama tanzen, und motivierte die Fans mit „Wir war’n nie stärker als jetzt“, ehe er – entgegen sonstiger Gewohnheiten – am Ende noch eine Extrazugabe kredenzte.

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