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Nachverdichtung

Bühler Anwohner lehnen vier Doppelhäuser in einer Baulücke nebenan ab

Nachverdichtungen sind ein kommunalpolitscher Dauerbrenner. Städtebaulich und im Sinne der Nachhaltigkeit sind sie notwendig, wenn sie sich in ihrer Formensprache und vor allem auch in ihren Dimensionen der Umgebung anpassen. Nachbarn sehen das oft anders. Sie wollen auf die geliebte Grünfläche vor der Haustür oder die schöne Aussicht nicht verzichten. Jetzt gibt es einen neuen Konfliktfall in der Schänzelstraße im Bühler Stadtteil Kappelwindeck.

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Auf dem Geländes eines früheren Fuhruntenehmens in der Schänzelstraße in Kappelwindeck sollen vier Doppelhäuser entstehen. Das Bestandsgebäude soll abgerissen werden, die benachbarte verwilderte Wiese wird bebaut. Foto: Bernhard Margull

Auf dem Gelände eines ehemaligen Fuhrunternehmens und dem Nachbargrundstück sollen vier Doppelhäuser, also insgesamt acht Einheiten, und ein Garagenhof entstehen. Dies bestätigte Oberbürgermeister Hubert Schnurr auf Anfrage dieser Zeitung. Der relativ große Gebäudekomplex mit Wohnhaus und rückwärtig anschließen Anbauten befindet sich in der Nähe sich das katholische Gemeindehaus St. Maria.

Unmittelbar neben dem Gebäude des früheren Fuhrunternehmens gibt es eine große Baulücke in Form einer verwilderten Wiese. Die ist aus Sicht von Schnurr für eine Bebauung geradezu prädestiniert. Er spricht von einem „sinnvollen Lückenschluss“.

700 Baulücken in Bühl

Die Möglichkeit für eine Gebäudegruppe ergibt sich, weil der Bestand abgerissen werden soll. Nach Auskunft des OB interessiert sich ein auswärtiger Bauträger für das Grundstück und hat bereits eine entsprechende Bauvoranfrage bei der Stadt gestellt.

Wie bereits berichtet, gibt es im Stadtgebiet Bühl insgesamt rund 700 Baulücken mit insgesamt 35 Hektar Fläche. Diese bereits komplett erschlossenen Baulücken will Schnurr unbedingt aktivieren. Fast alle Experten fordern, dass Innenverdichtung Vorrang vor der Erschließung neuer Baugebiete haben soll, um weiteren Flächenfraß im dicht besiedelten Oberrheingraben zu begrenzen.

Schnurr ist sich natürlich bewusst, dass es ihm kaum gelingen wird, alle Baulücken im Stadtgebiet zu schließen. Die Kommune hofft aber auf zumindest 30 Prozent. Das Projekt in der Schänzelstraße passt dem Oberbürgermeister also durchaus ins Konzept.

Kein gültiger Bebauungsplan

Für die Schänzelstraße gibt es keinen gültigen Bebauungsplan. Über den Bauantrag entscheidet die Stadt als zuständige Baurechtsbehörde auf der Basis des Paragrafen 34 des Baugesetzbuches, der (so der Gesetzestext) die „Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile“ regelt und nicht nur in Bühl regelmäßig für Ärger und Missverständnisse sorgt.

Neubauten sollen sich „nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen“.

Die fügen sich hervorragend ein

Gerade im Hinblick auf die geplanten vier zweigeschossigen Doppelhäuser mit Satteldach sieht Schnurr die Buchstaben des Gesetzes voll erfüllt. „Die fügen sich hervorragend ein“, konstatiert der OB, dem bereits eine erste Planskizze vorliegt. „Die meisten Häuser in der Nachbarschaft sind zweigeschossig mit Satteldach.“ Deshalb gebe es im Hinblick auf Formen und Dimensionen des Projekts keine Probleme.

Die Häuser sollen über eine kurze Stichstraße von der Schänzelstraße aus erschlossen werden. „Das ist im Hinblick auf die dörfliche Umgebung in Kappelwindeck absolut verträglich“, betont der Oberbürgermeister und verweist auf ein anderes Projekt, das kürzlich im Technischen Ausschuss einen Proteststurm ausgelöst hat.

Wie berichtet will ein Investor aus dem nördlichen Landkreis Karlsruhe an der Ecke Kappelkellerstraße/Kappelwindeckstraße ein fünfgeschossiges Mehrfamilienhaus mit elf Wohneinheiten und Flachdach bauen. Dieses riesige Vorhaben will der Ausschuss unbedingt verhindern, notfalls indem dieses Paragraf-34-Gebiet mit einem Bebauungsplan überzogen wird. Die Verwaltung hat vom Ausschuss den Auftrag erhalten, auf dem Bauherren einzuwirken, damit dieser sein Projekt abspeckt.

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