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Handgemacht in Karlsruhe

Karlsruher Designerin Imme Vogel macht Handtaschen fürs Leben

Vom originellen Schuh bis zur handgenähten Tasche: In Karlsruhe leben und arbeiten viele begabte Menschen, die Individuelles und Handgemachtes herstellen und so einen Kontrastpunkt zur Massenproduktion schaffen. Imme Vogel hat eine eigene Methode entwickelt, mit der sie das Leder für ihre hochwertigen Handtaschen rautenförmig plissiert.

Stilvoll und vielseitig sind die luxuriösen Ledertaschen, die Imme Vogel in ihrem Atelier auf dem Schlachthofgelände entwickelt. Die Trageriemen an der Tokyo Bowling Bag etwa können mit einem Knopfdreh einfach ausgetauscht werden.
Stilvoll und vielseitig sind die luxuriösen Ledertaschen, die Imme Vogel in ihrem Atelier auf dem Schlachthofgelände entwickelt. Die Trageriemen an der Tokyo Bowling Bag etwa können mit einem Knopfdreh einfach ausgetauscht werden. Foto: Jörg Donecker

Vom originellen Schuh bis zur handgenähten Tasche: In Karlsruhe leben und arbeiten viele begabte Menschen, die Individuelles und Handgemachtes herstellen und so einen Kontrastpunkt zur Massenproduktion schaffen. In einer losen Folge stellen die BNN diese kreativen Köpfe vor.

„Mit Schwarz kann man nichts kaschieren“, sagt Imme Vogel. Sie meint nicht etwa körperliche Problemzonen – sie bezieht sich auf das Material, etwa Textilien oder Leder. Verarbeitung, Struktur und Schnitt seien es ja, die bei Kleidung und Accessoires die Qualität ausmachten.

Eine schwarze Tasche geht immer

Schwarz ist ihre absolute Lieblingsfarbe – schon seit dem Kindergarten. Und: „Eine schwarze Tasche geht immer.“ Ihre ersten selbst designten Exemplare fertigte die Innenarchitektin zunächst nebenher an. „Das war so eine Spielerei“, sagt sie. Sie arbeitete erfolgreich als Innenarchitektin und Produktdesignerin bei vielen nationalen und internationalen Projekten mit, zuletzt beim Bratwurst-Hotel in Nürnberg. „Ich bin sozusagen auf dem Höhepunkt ausgestiegen“, sagt Vogel.

Die Inspiration für den charakteristischen Stil ihres Taschenlabels „Von Rauten“ kam ihr bei der Arbeit an einer Fußball-Lounge in Wolfsburg. Da sah sie ein im Stil der japanischen Papierfaltkunst Origami gestaltetes, rundes Holzobjekt auf einem Tisch liegen. „Ich bin großer Origami- und überhaupt

Japanfan“, sagt sie. Vogel dachte allerdings an Leder, eine Handtasche.

Aber wie ließe sich das in dem Material umsetzen? Leder ist flexibel, und so kann die einmal eingeprägte Form mit der Zeit verlorengehen. „Die Taschen sollten aber weich bleiben“, sagt Vogel, der auch die Haptik des Echtleders wichtig ist. Sie fragte bei verschiedenen Plissieranstalten nach, die unter anderem die Stoffe für die gerade wieder angesagten Plisséeröcke in dauerhafte Falten legen. „Alle haben mir gesagt, Leder, das geht nicht, ich solle es doch sein lassen.“

Imme Vogel entwickelt eigene Prägemethode für ihr Leder

Sie ließ es nicht sein, sondern entwickelte für ihre erste Kollektion mit dem Namen „Tokyo“ selbst eine Methode, das weiche Leder für die flexiblen Taschen dauerhaft in rautenförmige Falten zu legen. „Ich hatte schon von Anfang an einen 3-D-Drucker, damit habe ich kleine Formen gedruckt und getestet.“ Sie tüftelte aus, welches Leder, welche Temperatur und welches Maß an Feuchtigkeit zum Prägen des Materials notwendig sind, sodass das Leder im Verarbeitungsprozess nicht bricht, aber auch nach Jahren noch die eingeprägte Struktur behält.

Dieser Arbeitsschritt wird nach wie vor in ihrem Atelier auf dem Schlachthofgelände ausgeführt. „Das ist mein Firmengeheimnis. Ich müsste es preisgeben, wenn ich die Produktion auslagern würde.“ Das Innenfutter der Taschen ist aus Neopren, das weich ist und dennoch die Form der Tasche stabilisiert. Auch die Beschläge, Reißverschlüsse und Haken hat Imme Vogel selbst entwickelt. So sind etwa alle ihre Taschen sehr unterschiedlich tragbar: Metallketten, Lederriemen oder Nylongurte können flexibel an- und abmontiert werden, ohne dass das Design der edlen Accessoires an Eleganz verliert.

Meine Taschen sollen treue Begleiter fürs Leben sein

Die große Detailverliebtheit in puncto Funktionalität ist wohl auch einer der Gründe, warum die gebürtige Karlsruherin für ihre Taschen bereits zwei der wichtigsten Designpreise erhalten hat: Den Red Dot Award und den German Design Award. „Mir ist Vielseitigkeit wichtig“, erklärt Vogel, während sie verschiedene Tragevarianten einer dreieckigen Tasche aus ihrer kommenden Kollektion vorführt. Denn die Tasche soll lange halten, auch wenn die Nutzung sich ändert. „Meine Taschen sollen treue Begleiter fürs Leben sein.“

Doch Imme Vogel will mehr. „Ich will den Taschenmarkt aufmischen“, sagt sie kämpferisch. Während die Rauten-Taschen zeitlos stilvoll anmuten, sind die neuen Entwürfe sehr avantgardistisch. „Ich will, dass die Leute ihren eigenen Stil entwickeln und sich trauen, auch ihre Ecken und Kanten zeigen“, sagt sie. Deshalb nennt sie die aktuelle Kollektion „Edges“, Ecken. „Ich möchte dazu ermutigen, sich selbst so zu sehen und zu zeigen, man ist.“

Was wirklicher Luxus bedeutet

Der heutige Umgang mit Mode, der Trends statt der eigenen Persönlichkeit folgt, langweilt sie. „Jeder Mensch ist doch so einzigartig. Aber alle sehen genau gleich aus“, betont die Designerin.

Nachhaltigkeit ist Imme Vogel bei ihren Produkten ebenfalls wichtig. Doch stellt sie dieses Prinzip nicht in den Vordergrund, es ist eher eine Selbstverständlichkeit. Sämtliche Produktionsschritte für die Tokyo-Kollektion fanden in Deutschland statt. Für die Edges-Linie bezieht sie das Leder aus einer Gerberei in Tschechien, die mit rein pflanzlichen Substanzen arbeitet und auf giftige Chemie verzichtet, Vogel ist selbst regelmäßig vor Ort.

Die Metallteile aus Edelstahl sind schwarz verchromt, damit sie auch nach Jahren noch schön aussehen. Die gleiche Sorgfalt wie beim Design und der Herkunft der Rohstoffe ist ihr auch bei der Verarbeitung der Materialien wichtig. „Dafür ist ,Von Rauten’ echt noch bezahlbar“, sagt Vogel. „Ich will, dass die Leute sich darüber bewusst werden, was wirklicher Luxus ist: Steckt er im Namen, oder im Produkt?“

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