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Aufschrei aus dem Pfinztal

Baustellen sorgen für täglichen Verkehrskollaps im Pfinztal und in der Region

Für die Pfinztaler kommt es momentan dicker als ohnehin schon: Seit die L559 in Weingarten im Juli 2018 zwecks dreijähriger Sanierung gesperrt wurde, hat der dichte Verkehr insbesondere in Berghausen sowieso noch einmal deutlich zugenommen. Momentan aber scheint sich eine nicht enden wollende Blechlawine durch die Ortsteile zu schieben – und das nicht nur an Tagen wie dem Mittwoch, als die A8 wegen ausgelaufenen Diesels über Stunden gesperrt war.

Stillstand herrscht schon mehrere Hundert Meter vor der Baustelle auf der A8 zwischen Karlsbad und dem Übergang auf die A5.
Stillstand herrscht schon mehrere Hundert Meter vor der Baustelle auf der A8 zwischen Karlsbad und dem Übergang auf die A5. Foto: jodo

Am Morgen stehen die Pendler von Jöhlingen kommend auf der B293, von Kleinsteinbach und Söllingen auf der B10. Und der nachmittägliche Stau durch den Grötzinger Tunnel und die Pfinztaler Ortsteile zieht sich weit in den Abend.

Mehrere Baustellen gleichzeitig

Grund für das Chaos sind weitere Baustellen, die sich auf die Verkehrssituation in Pfinztal auswirken. Neben der L559 in Weingarten wird seit Mai auch die Fahrbahndecke der A8 zwischen Karlsbad und dem Übergang auf die A5 saniert. Noch bis Anfang November stehen in Fahrtrichtung Karlsruhe nur zwei verengte Fahrstreifen zur Verfügung.

Hinzu kommen Bauarbeiten auf der B35 bei Gondelsheim und dem Autobahnzubringer von Karlsbad-Langensteinbach, die zusätzliche Berufspendler ins Pfinztal spülen. Die B35 nämlich ist offizielle Ausweichstrecke für die Sperrung der L559 in Weingarten.

Unmut in den sozialen Netzen

Beschwerden über die enorme Abgas- und Lärmbelastung in Berghausen gibt es seit Jahren. Jetzt aber häufen sich die Berichte von Verkehrschaos in der gesamten Gemeinde. In den sozialen Netzwerken berichten Pfinztaler davon, zu Stoßzeiten ein Vielfaches an Zeit auf den Straßen zu lassen. Und von unzähligen Lkw, die sich über die B293, die B10 und auch die Nebenstraßen schieben.

Auslöser des kollektiven Aufschreis scheint ein Aufruf auf Facebook zu sein, den Missmut über die Verkehrssituation per E-Mail an Pfinztals Bürgermeisterin Nicola Bodner zu richten und ihr zu erlauben, die Schreiben auch an übergeordnete Behörden weiterzureichen.

Beschwerden erreichen Pfinztals Bürgermeisterin

„Die Bürger schreiben mir zahlreich“, berichtet die Rathauschefin, die, wie sie sagt, bereits mit dem Regierungspräsidium wie auch mit Knut Bühler, dem Ersten Landebeamten im Landratsamt, in Kontakt steht. „Ich erhoffe mir Hilfe, nicht nur Unterstützung“, so Bodner. „Es geht ja nicht nur um Berghausen. Mit der A8 geht es auch um Kleinsteinbach und Söllingen.“ Wichtig sei ihr – unabhängig davon, dass das Planfeststellungsverfahren für die B293-Umgehung komme – bei RP und Landratsamt noch einmal deutlich zu machen, wie schädlich die Verkehrssituation für die Gesundheit der Anwohner sei.

Landrat Christoph Schnaudigel habe zugesagt, sich künftig um ein jährliches Treffen aller Beteiligten zu bemühen. Auch hinsichtlich der zweiten Sanierungsphase der A8 hofft Bodner darauf, dass es noch in diesem Jahr zu einem solchen Treffen kommt. Zwischen Mai und November 2020 wird die Fahrbahn Richtung Pforzheim erneuert.

Wie den Verkehr auf der Autobahn halten?

Anstehende Straßenbauarbeiten, die sich auf Pfinztal auswirken könnten, künftig noch genauer zu bewerten, dafür spricht sich auch Erster Landesbeamter Knut Bühler aus. Mit Blick auf die A8 sagt er: „Wir müssen uns vielleicht auch die Frage stellen, ob es nicht gelingen kann, den Verkehr auf der Autobahn zu halten?“

Ich habe auch keine Lösung.
Erster Landesbeamter Knut Bühler

Bühler schlägt Anzeigen vor, die Autofahrern signalisieren, wie viel Zeit sie der Stau kostet. Denn der Weg durch Pfinztal dürfte selten schneller sein. Viel Hoffnung, dass der Verkehr in den kommenden zwei Jahren deutlich abnimmt, kann Bühler den Pfinztalern grundsätzlich aber nicht machen. „Ich habe auch keine Lösung.“

Für besonders viel Verdruss bei den Pfinztalern sorgen Lkw, die sich einen Weg durch die Ortsteile bahnen. Für Lastkraftwagen mit einem Gewicht von mehr als zwölf Tonnen, deren Ziel nicht innerhalb des Autobahnquadranten zwischen A5, A6, A8 und A81 liegt, gilt ein Durchfahrtsverbot. Viele Anwohner bezweifeln, dass sich daran gehalten wird.

Die Pressestelle des Polizeipräsidiums sah sich auf Anfrage der BNN nicht in der Lage, zu beantworten, wie oft die Polizei in den vergangenen Monaten Lkw-Kontrollen in Pfinztal durchgeführt hat oder wie viele Fahrer belangt wurden, weil sie die Umleitungsstrecke widerrechtlich nutzten. Nach Kenntnis von Nicola Bodner aber haben die Polizisten zuletzt nichts beanstanden können.

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