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Grundgesetze verteilt

Demo gegen Corona-Maßnahmen in Pforzheim: vereinzelte „Wir sind das Volk”-Rufe

Nicht alle sind mit den Maßnahmen einverstanden, die die Bundes- und Landesregierungen derzeit in der Corona-Krise beschlossen haben. Gut hundert Bürger haben sich am Samstagnachmittag auf dem Pforzheimer Marktplatz versammelt und mit lauten Rufen an das Grundgesetz erinnert.

Zwischen 80 und 100 Teilnehmern demonstrierten am Samstagnachmittag auf dem Pforzheimer Marktplatz gegen die Maßnahmen im Zuge der Corona-Politik
Zwischen 80 und 100 Teilnehmern demonstrierten am Samstagnachmittag auf dem Pforzheimer Marktplatz gegen die Maßnahmen im Zuge der Corona-Politik Foto: sf

Initiiert wurde die Demonstration von Michael Schreyer. Schon die letzten Samstage habe man sich immer wieder getroffen und „daran erinnert, dass das Grundgesetz grundsätzlich gilt“, erklärte Schreyer, angesprochen auf die Beweggründe, warum er zu dieser Demonstration aufgerufen hat. „Deshalb haben wir auch immer Grundgesetze dabei, die wir verteilen, damit die Bürger, die davon nicht viel wissen, aufwachen und sich daran erinnern, wie hilfreich und bewusstseinsbildend es ist.“

Die Teilnehmer selbst bezeichnete er als „Bürger, die sich über die aktuellen Maßnahmen erregen und das öffentlich zum Ausdruck bringen wollen“; eine feste Gruppe oder Institution sei es allerdings nicht. Man treffe sich spontan und ohne vorherige Absprache, versicherte er. An diesem Samstag auch zum ersten Mal öffentlich als Demonstration angemeldet.

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Organisator Michael Schreyer kündigt bereits weitere Demonstrationen an Foto: sf

Die Polizei habe sie letztes Mal darauf aufmerksam gemacht, verriet Schreyer, dass dies erforderlich ist. Die Behörden haben die Genehmigung erteilt – mit der Auflage, dass die Teilnehmer einen Mindest-Abstand von 1,50 Metern einhalten sollen. Daran wurde sich im Wesentlichen auch gehalten.

Demonstranten rufen „Wir sind das Volk”

Der Platz war gut gefüllt, auch weil statt der angekündigten 40 deutlich mehr Teilnehmer gekommen waren. Die Einsatzleitung der Polizei schätzte am Ende bis zu 80, Organisator Schreyer rund 100 Demonstranten, die den Rednern zuhörten, wie sie unter anderem aus dem Grundgesetz zitierten, zuerst nur mit der Kraft der eigenen Stimme; später stand dann auch ein Megafon zur Verfügung.

Die Freiheit des Glaubens oder das Briefgeheimnis wurden da ebenso thematisiert, wie die Befürchtung, was passiert, wenn die Wirtschaft kaputt ist - begleitet jeweils von lautstarken „Grundgesetz, Grundgesetz“-Rufen. Dass zwischendurch auch der Ruf „Wir sind das Volk“ über den Platz schallte, zuerst noch leise, ein zweites Mal dann deutlich kraftvoller, fand nicht bei allen Zustimmung.

Ob es sie denn nicht störe, dass offenkundig auch Reichsbürger sich unter die Demonstranten gemischt hätten, rief ein Beobachter einem der Ordner zu. „Kann man nichts machen“, antwortete dieser. Die Demo stehe eben allen Bürgern offen. Michael Schreyer und seine Frau Monika waren sich der veränderten Bedeutung des Rufs allerdings bewusst. Man werde sich einen anderen überlegen, der dem eigenen Anliegen gerechter wird, versicherten sie.

Polizei spricht von friedlichem Verlauf

Nach etwas über einer halben Stunde endete die Demonstration singend: „Die Gedanken sind frei“. Die Polizei, die mit acht Beamten im Einsatz war, sprach von einem friedlichen Verlauf. Nur ein Platzverweis musste ausgesprochen werden. Ein weiterer Mann wurde nach der Demonstration in Gewahrsam genommen.

Seitens einiger Teilnehmerinnen, die sich wütend in Richtung der Beamten echauffierten, war da plötzlich von einem „Maulkorb“ die Rede. Man dürfe in diesem Land nicht mehr sagen, was man denke, hielten sie den Polizisten vor. Dass diese Demonstration gerade eigentlich das Gegenteil dessen bewiesen hatte, scheint ihnen dabei entgangen zu sein. Schon nächsten Samstag dürften sie aber erneut Gelegenheit haben, sich davon zu überzeugen: Schreyer hat nämlich eine weitere Demonstration angekündigt, wieder um 15.30 Uhr, wieder auf dem Pforzheimer Marktplatz.

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