Noch jedoch gilt obiger Plan - und der sorgt bei Nadine Daniel aus Malsch für Verdruss. „Mir ist das zu wenig, der Bildungs- und Erziehungsaspekt kommt viel zu kurz“, sagt die Mutter eines Siebtklässlers und einer Drittklässlerin. Sicherheit sei wichtig. Ebenso wichtig sei jedoch, die Kinder jetzt in den Vordergrund zu stellen. Daniel plädiert dafür, Kita- und Schulöffnungen an das Infektionsgeschehen anzupassen. „Man muss mutiger werden. Wir verharren stattdessen im Panikmodus, das steht in keiner Relation mehr“, sagt sie.
Wir verharren im Panikmodus, das steht in keiner Relation mehrNadine Daniel, Mutter aus Malsch
Oben genannte Unterrichtsstunden sind das Minimum, es dürfen aber auch mehr sein. „Es handelt sich ausdrücklich um eine Lösung, bei der die Situation vor Ort berücksichtigt werden soll“, sagt Benedikt Reinhard von der Pressestelle des Kultusministeriums. Dazu zählen demnach räumliche und personelle Kapazitäten.
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Auf die dreifache Stundenzahl kommt die Gustav-Heinemann-Schule in Rastatt. Bis eine neue Lösung aus Stuttgart kommt, erhalten die Kinder im wöchentlichen Wechsel jeweils vier Stunden Präsenzunterricht. Dies teilt Rektor Andreas von der Forst mit. Ein Ganztagsbetrieb wie früher sei aktuell nicht möglich. Einige Kollegen würden zur Risikogruppe zählen und deshalb für den Unterricht vor Ort ausfallen.
So können wir das noch ganz gut leisten.Kai Bunge, Rektor der Grund- und Hauptschule Niederbühl
In der Grund- und Hauptschule Niederbühl plant Rektor Kai Bunge für die Zeit nach den Pfingstferien drei Unterrichtsstunden pro Tag. Im wöchentlichen Wechsel sollen einmal Erst- und Zweitklässler und dann Dritt- und Viertklässler zur Schule gehen. Zudem laufen nebenher zwei Notbetreuungsgruppen. „So können wir das noch ganz gut leisten“, sagt er. Mehr Stunden wären dagegen nicht möglich, weil die Kollegen gleichzeitig ihre Klassen mit Material versorgen müssten.
Kindergärten betreuen die Kleinen bis zu elf Stunden am Tag
Noch vor den Schulen haben Kindergärten ihren Betrieb wieder hochgefahren. Bis zu elf Stunden werden die Kleinen dort betreut – am Tag. Zum Vergleich: Beim vorgegebenen Minimalprogramm sind Grundschüler 15 Zeitstunden in der Schule – in sechseinhalb Wochen. Das Kultusministerium erklärt die verschiedenen Vorgaben damit, dass „Kindergärten und Schulen zwei unterschiedliche Träger haben“. Nur für die Lehrer sei das Ministerium direkt verantwortlich.
Grund für die jetzige Kursänderung ist: Gemäß ersten Ergebnissen einer Studie von Unikliniken in Baden-Württemberg sind Kinder seltener infiziert als Erwachsene. Wie das Kultusministerium auf Nachfrage mitteilt, will es deshalb nun „zügig Gespräche führen und ein Konzept erarbeiten“. Ein Vorstoß, den Rektor Bunge skeptisch beäugt. „Ich wäre lieber vorsichtiger“, sagt er. „Aber wenn das Kultusministerium sagt, das ist verlässlich, dann werden wir das so machen.“