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Chance auf Olympia

Breakdance wird olympisch: Tänzer trainiert in Baden-Baden für Qualifikation der Spiele in Paris

Breakdance wird 2024 eine olympische Disziplin. Deshalb baute der Deutsche Tanzsportverband einen Kader mit 16 Tänzern auf. Einer von ihnen trainiert in Baden-Baden.

Bao Chau zeigt im Hof von „Edi’s Dance“ den „Airfreeze“, einen Handstand auf einer Hand.
Körperspannung: Bao Chau zeigt im Hof von „Edi’s Dance“ den „Airfreeze“, einen Handstand auf einer Hand. Foto: Veruschka Rechel

Was in den siebziger Jahren in den Ghettos von New York für viele Jugendliche eine Alternative zur Gewalt der Straßen-Gangs war, ist gesellschaftsfähig geworden: Breakdance. Es wird mittlerweile überall getanzt – auf dem Bürgersteig, in der Disco, im Werbefernsehen – und ab 2024 auch bei der Olympiade in Paris.

Breakdance war bereits Teil der Olympischen Jugendspiele 2018 in Buenos Aires. Die Aufmerksamkeit, die dieser Sport vor allem bei den jungen Leuten dort bekam, trug möglicherweise zu der Entscheidung des International Olympic Committee (IOC) bei, Breakdance bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris als neue Sportart aufzunehmen.

Deshalb baut jetzt der Deutsche Tanzsportverband (DTV) einen Bundeskader auf. Breakdancer Bao Chau aus Karlsruhe trainiert neuerdings in der Tanzabteilung von „Edi’s Dance“ beim SWR Sportclub Baden-Baden. Mit rund 250 Breakdancern aus ganz Deutschland nahm er an drei entscheidenden Battles (Wettbewerben) teil und tanzte um den Sprung in den Bundeskader. Je acht Männer und Frauen schafften ihn, Chau war dabei.

Breakdance ist nicht nur Tanzen, sondern auch viel Akrobatik

Er belegte nicht nur den zweiten Platz, sondern qualifizierte sich bei einem der drei Turniere, von denen eins offiziell die Deutsche Meisterschaft darstellte, für die WM in Beijing/China am 22. Dezember. Dort wiederum hat er die Chance, die Qualifikation für die Olympiade 2024 in Paris zu ertanzen.

Wobei das Wort „tanzen“ allein den dynamischen, akrobatischen Bewegungen des Breakdance nicht gerecht wird. Aufgezogen wie ein Brummkreisel, wird sich zu Pop, Hip-Hop oder Funk unter anderem auf einer Hand („Airfreeze“), auf dem Kopf (Headspin) oder dem Rücken (Windmills) gedreht. „Den Headspin mache ich nicht gern, weil man da jedes Mal so viele Haare verliert“, gestand Chau.

Zu seinen sogenannten Lieblings-Moves gehört der „Airfreeze“. „Freeze“ (gefroren) deshalb, weil er zu den Breakdance-Elementen gehört, die keine fließenden Bewegungen, wie zum Beispiel der „Thomas Flare“, sondern eher „eingefrorene“ beinhalten. Beim „Thomas Flare“ dagegen wird mit gespreizten, durchgestreckten Beinen abwechselnd auf je einem Arm rotiert.

Bao Chaus Eltern kamen 1988 aus Vietnam nach Deutschland und eröffneten 2002 in Baden-Baden in der Lange Straße ein Geschäft mit Abendmoden, das sie bis zu ihrem Ruhestand 2018 führten. Sie wohnen in Rastatt, wo Chau aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Nach der Mittleren Reife absolvierte er in Baden-Baden eine Ausbildung zum Physiotherapeuten.

Bei diesem Ganzkörpersport müssen alle Extremitäten trainiert werden.
Bao Chau, Breakdancer

Deshalb weiß er ganz genau, wie er was trainieren muss, um möglichst ohne Verletzungen Breakdance auf höchstem Niveau zu tanzen. „Bei diesem Ganzkörpersport müssen alle Extremitäten trainiert werden, und wenn man auf Höchstleistung geht, sind zusätzlich ein Athletik-, Kraft-, Ausdauer- und Schnellkrafttraining erforderlich“, erklärte er.

Mit neun Jahren kam der heute 28-Jährige zum ersten Mal mit Breakdance in Berührung. In der Kaiserstraße in Rastatt entdeckte er auf einem großen Marmorplatz rund fünfzehn Jugendliche zwischen 12 und 22 Jahren, die täglich dort trainierten. Chau schaute eine Woche lang von weitem zu.

In Baden-Baden trainierte er fast jeden Tag nach der Schule

Bis einer der Tänzer ihm zurief: „Hey, Du schaust schon seit einer Woche zu, mach’ doch mal mit!“ Chau: „Die haben mir leichte Sachen gezeigt, die ich zu Hause üben konnte. Noch am selben Tag konnte ich Handstand auf beiden Händen“, erzählte er stolz. Nach etwa einem Monat wurde er zum Jugendtreff mitgenommen, wo sich alle rund sieben Gruppen aus Rastatt und der Region trafen.

Mit einer von ihnen kam er nach Baden-Baden in die Jugendbegegnungsstätte (Jube), wo er anschließend fast jeden Tag nach der Schule trainierte. Als der Tänzer zwölf Jahre alt war, absolvierte er in Baden-Baden sein erstes Turnier, doch seine Gruppe mit acht Teilnehmern schied in der zweiten Runde aus.

„Das war uns egal, es hat uns so viel bedeutet, überhaupt die erste Runde geschafft zu haben“, so der Breakdancer. Dafür hat er vierzehn Jahre später bei genau dem gleichen Turnier im Duo gegen zwei andere Teilnehmer gewonnen. Chau nimmt jährlich mit seiner jeweiligen Gruppe an fünf bis zehn Breakdance-Battles in Deutschland und Europa teil.

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