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Kulturpreis Deutsche Sprache

Der Satiriker und Autor Max Goldt erhält in Baden-Baden den Jacob-Grimm-Preis

Die Eberhard-Schöck-Stiftung hat den Kulturpreis Deutsche Sprache in ihre Heimatstadt Baden-Baden geholt. Als Preisträger hielt der bekannte Satiriker, Autor und Sprachkritiker Max Goldt ein Plädoyer gegen die vielen Grammatik-Fehler im Alltag.

Was haben das anhaltende Auto und der anhaltende Regen gemeinsam? Grimm-Preis-Träger Max Goldt sinniert in seiner Dankesrede im Kurhaus Baden-Baden über Sprachbilder und Comics.  Foto: Eberhard-Schöck-Stiftung
Grimm-Preis-Träger Max Goldt sinniert in seiner Dankesrede im Kurhaus Baden-Baden über Sprachbilder und Comics. Foto: Eberhard-Schöck-Stiftung

Der Kulturpreis Deutsche Sprache ist am Samstag erstmals in Baden-Baden verliehen worden. Der Schriftsteller und Musiker Max Goldt (64, Comic-Duo „Katz und Goldt“) erhielt den mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis.

Der Initiativpreis (5.000 Euro) wurde dem Projekt „Platt in de Pleeg“ für eine ungewöhnliche norddeutsche Demenzpflege verliehen, und der undotierte Institutionenpreis ging an die Prager Zeitschrift Germanoslavica für die Erforschung tschechisch-deutscher Beziehungen in der Literaturgeschichte.

„Die deutsche Sprache wird hier gefeiert“, sagte der Sprachwissenschaftler Wolf Peter Klein von der Universität Würzburg als Juryvertreter in Baden-Baden – aber die Sprache gehöre nicht allein den Schriftstellern, sondern der ganzen Sprachgemeinschaft, wir alle seien an ihrer Entwicklung und Pflege beteiligt, auch die Dialekte und genauso die deutsche Sprachpflege im Ausland. Deswegen sei der Kulturpreis, eine der bedeutendsten Auszeichnungen für sprachliche Verdienste im deutschen Sprachraum, auch dreigeteilt.

Preisverleihung von Kassel nach Baden-Baden geholt

Die Eberhard-Schöck-Stiftung aus Baden-Baden vergibt den Kulturpreis seit 21 Jahren, zuvor wurde er in der Grimm-Stadt Kassel übergeben. 2021 war er dort noch an Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller gegangen. Die Familie Schöck hat sich den Wechsel des Verleihungsorts nach dem Tod des Gründers Eberhard Schöck gewünscht. Die Ehrung von Max Goldt hat Felicitas Schöck vor mehr als 200 Gästen nun im Kurhaus Baden-Baden vorgenommen.

„Wer Goldt liest, muss sich darauf gefasst machen, dass ihn das ungute Gefühl nicht verlässt, selbst jenen besinnungslosen Gemeinsinn von sich gegeben zu haben, den jener geißelt“, sagte der Frankfurter Autor Bernd Eilert in seiner Laudatio. Goldt stelle sich der schwierigen Aufgabe, Ästhetik und Moral auf einen Nenner zu bringen, so Eilert.

Entscheidender Unterschied zwischen anhaltendem Auto und anhaltendem Regen

Max Goldt erzählte von seinen frühen Anfängen, Sprache zu erörtern: „Ich muss etwa neun gewesen sein, als mir auffiel, dass das Wort ,anhalten‘ eine Bedeutung hat, die ihr genaues Gegenteil miteinschließt. Das Auto, das anhält, ist ein Auto, das aufhört zu fahren. Ein anhaltender Regen ist hingegen ein Regen, der nicht aufhört, vom Himmel zu fallen. Als Kind fand ich so etwas ganz bezaubernd. Nun bin ich 64 und etwas anspruchsvoller geworden.“

In schludriger Sprache offenbart sich auch schludriges Denken.
Max Goldt, Autor, Satirker und Preisträger

Goldt, der heiter-kritische Verfechter einer schönen, korrekt benutzten Sprache, ehemals Kolumnist der Satirezeitschrift „Titanic“, hielt in Baden-Baden auch ein Plädoyer für die richtige Verwendung der deutschen Grammatik. Selbst in anspruchsvollen Radiosendungen, die er morgens höre, werde die Grammatik oft falsch angewandt – und in den Schulen kaum ausreichend unterrichtet.

Das sei schon zu seiner Schulzeit in den 70er Jahren bemängelt worden, sogar von Schülern. „Unser Lehrer hat einmal abstimmen lassen, ob er mehr Grammatik unterrichten solle – aber dann stimmten alle in der Klasse doch dagegen“, erinnert sich Max Goldt; für ihn offenbart sich „in schludriger Sprache auch schludriges Denken“.

Der preisgekrönte Autor sprachkritischer Essays, Tagebuchtexte, Gedichte, Hörspiel- und humoristischer Comicszenarien hat nach längerer Schreibblockade wieder Formulierungslust verspürt. Jüngst ist sein neuer Comic-Band „Väter im Türspalt“ erschienen: „Mit mehr Text als nur reine Sprechblasen“, betont Goldt da noch. Seine Comics sind sprachartistische Literatur.

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