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Zertifikatsübergabe an Ehrenamtliche

Elternmentoren unterstützen Baden-Badener Schüler mit Migrationshintergrund

In Baden-Baden helfen Elternmentoren, die selbst einen migrantischen Hintergrund haben, Kindern, sich im Schulalltag zurechtzufinden. Dabei geht es um mehr, als nur ums Übersetzen.

Neue Elternmentoren erhalten ihre Zertifikate.
18 neue Elternmentorinnen und -mentoren haben am Samstag ihre Zertifikate erhalten. Foto: Ulrich Philipp

Elternmentoren setzen sich unter anderem dafür ein, dass Kinder mit Migrationshintergrund in den Baden-Badener Schulen gut zurechtkommen. Durch unterschiedliche kulturelle Gepflogenheiten entstehen manchmal Missverständnisse oder Konflikte in den Bildungseinrichtungen.

Deshalb bietet die Stadt Lehrgänge für die ehrenamtlichen Helfer an. Am Samstag haben 17 Frauen und ein Mann im Stadtteilzentrum Briegelacker ihre Zertifikate erhalten, die ihnen ihre Teilnahme an der Schulung zum Elternmentor bescheinigen.

„Durch Ihre Unterstützung wird das Leben für Menschen aus anderen Ländern erleichtert“, lobte Bürgermeister Roland Kaiser (Grüne) die integrative Kraft der Helferinnen und Helfer.

Er ergänzte: „Schon für Deutsche sind die Details zum Beispiel bei Behördengängen sehr komplex.“ Kaiser hob die wichtige Funktion von Elternmentoren hervor, die weit über das Übersetzen hinausgeht.

Elternmentoren erklären Eltern, wie es in Baden-Badener Schulen funktioniert

Ulrike Schira, Leiterin des Staatlichen Schulamtes in Rastatt, gratulierte den frischgebackenen Mentorinnen und Mentoren und berichtete in ihrer Ansprache, dass sie selbst Migrationshintergrund hat und in ihrer Schulzeit einen Elternmentor gut hätte brauchen können.

„Meine Mutter hat mich zwei Jahre lang ohne Pausenbrot in die Grundschule geschickt, weil sie dachte, dieses werde in deutschen Schulen verteilt“, sagte Schira. Sie erklärte weiter: „Es geht um mehr als Sprache, es geht darum zu vermitteln: Wie geht das hier?“

Sabine Hegemüller-Gehring, die Vorstandsvorsitzende der Gemeinnützigen Elternstiftung Baden-Württemberg, die das Projekt neben der Bürgerstiftung und der Stadt fördert, versicherte den Absolventen: „Elternmentoren werden gebraucht an den Schulen! Sie tun den Eltern gut.“

Hegemüller-Gehring lobte den Einsatz der „Neuen“, die an drei Samstagen insgesamt 24 Stunden ihrer Freizeit geopfert haben, um sich in die Themen einzuarbeiten.

Kommunikation ist für die Elternmentoren besonders wichtig

Ein wichtiger Bestandteil im Lehrplan von Referentin Christine Kölle galt dem Thema Kommunikation. So sei es ganz wichtig, unvoreingenommen in ein Gespräch zu gehen, um durch aktives Zuhören zu erkennen, was die Gesprächsteilnehmer wirklich bewegt.

In vielen Ländern ist es offenbar nicht erwünscht, wenn sich Eltern in schulische Angelegenheiten einmischen. Deshalb gelten in den Augen deutscher Lehrer manche Eltern der Kinder mit Migrationshintergrund vielleicht als eher passiv, wenn nicht sogar desinteressiert.

Umgekehrt ist es für viele ausländische Eltern sicher, dass Ärger droht, wenn Lehrer auf sie zukommen. Erst in Gesprächen kann dann erklärt werden, worum es tatsächlich geht, zum Beispiel, dass Kinder in manchen Baden-Badener Grundschulen Hausschuhe brauchen.

Die Elternmentoren sollen in Gesprächen aber auch lernen, wie man sich als Elternmentor in Konfliktsituationen verhält und Brücken baut zwischen den Eltern und der Schule. Svetlana Bojcetic vom Städtischen Fachbereich Soziales, die unter anderem Ehrenamtliche in Integrationsprojekten koordiniert, erklärte, die Elternmentoren in Baden-Baden würden seit fünf Jahren regelmäßig angefragt.

Baden-Badener Schulen fragen die Hilfe der ehrenamtlichen Elternmentoren an

Derzeit gingen etwa drei bis vier Anrufe pro Woche ein, in denen ein Elternmentor angefragt wird, meistens von Schulen. „Es geht um die Vermittlung von Schulregeln“, erklärte Bojcetic im Gespräch mit dieser Redaktion.

So müssen die Kinder beispielsweise eine gelbe Mappe haben, in der sie Briefe der Schule an ihre Eltern aufbewahren müssen. Das bedeutet umgekehrt, dass sich die Eltern diese Mappe anschauen oder zeigen lassen müssen.

Manche Eltern lehnen Hilfe auch ab, weil sie das als Kontrolle sehen.
Svetlana Bojcetic
Fachbereich Soziales

„Manche Eltern lehnen Hilfe auch ab, weil sie das als Kontrolle sehen“, berichtet Bojcetic. „Manche befürchten auch schnell Sanktionen, obwohl es darum geht, dem Kind zu helfen.“

Iryna Root aus der Ukraine ist eine der 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die die Ausbildung zum Elternmentor absolviert haben. In ihrer Heimat Odessa war sie Lehrerin für Deutsch und Musik.

Sie berichtete gegenüber dieser Redaktion von einem syrischen Jungen, der sich in seiner Klasse auffällig verhalten und ständig Aufmerksamkeit verlangt habe. In einem Gespräch habe geklärt werden können, dass sich der Junge nicht angenommen fühlte.

Ihm sei vermittelt worden, dass alle nur das Beste für ihn wollten und alle Kinder sich an Regeln zu halten hätten. „Er musste auch lernen, dass er die Lehrer oder seine Eltern um Hilfe bitten muss“, sagte Root.

Die Koordination der Mentoren übernimmt in Zukunft Karolina Pawlicka.

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