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Stadt fragt nach Wünschen und Kritik

Was Familien brauchen, damit sie gern in Baden-Baden leben

Was ist Familien wichtig? Welche Probleme und Wünsche haben sie? Die Antworten auf solche Fragen zu kennen, ist für die Stadt Baden-Baden wichtig. Darum hat sie eine Umfrage aufgelegt.

 Ein Mann, eine Frau und drei Kinder fahren mit Inline-Skates, Fahrrad und Tretroller durch Wiesen.
Die Stadt untersucht seit mehreren Jahren mit einer Umfrage, was Familien in Baden-Baden wünschen oder bemängeln. Foto: Matthias Balk/dpa

„Man muss das wie ein Fischernetz sehen, mit dem wir Daten und Fakten sammeln“, erläutert Matthias Voigt, der das Fachgebiet Sozialplanung und Integration bei der Stadt Baden-Baden leitet. Der Ansatz ist Ehrgeiz. „Wir wollen besser werden für die Bürger“, erläutert Voigt: „Es ist eine Serviceleistung, die wir uns selbst auferlegen.“

Die Erkenntnisse, die die Stadt durch die Umfrage gewinnt, sollen dazu genutzt werden, die Angebote zu schaffen, die Familien wirklich brauchen oder auch dazu, kritisierte Punkte zu verbessern.

Wir wollen besser werden für die Bürger.
Matthias Voigt
Leiter der Sozialplanung

Jede Familie, die über die zentrale Kita-Vormerkung einen Betreuungsplatz sucht, landet seit August 2020 automatisch auf dem Umfrage-Tool. Der Einstieg zur Umfrage findet sich zudem auf der Homepage der Stadt in der Rubrik Familienbewusste Kommune Plus.

Rund 1.400 Teilnehmer bei Umfrage der Stadt Baden-Baden

Seit ihrem Start haben rund 1.400 Personen an der Erhebung teilgenommen. Durchschnittlich gibt es 30 bis 35 Rückmeldungen im Monat. Statistisch bewertet, ist das über dreieinhalb Jahre hinweg nicht so sonderlich viel.

Betrachtet man es aber für eine Stadt wie Baden-Baden mit aktuell rund 58.000 Einwohnern und vor dem Hintergrund, dass man eine Zielgruppe kennenlernen möchte, so gewinnt die Verwaltung doch viele Erkenntnisse. Daher wird die Umfrage auch permanent ausgewertet.

Die Schatten von zwei Erwachsenen und einem Kind.
Wer gehört zur Familie? Auch Antworten auf diese Frage erbringt die Umfrage der Stadt. Foto: Peter Kneffel/dpa

Denn manches ist gerade im familiären Bereich laut Voigt eine Blackbox. Klar, weiß die Verwaltung, wie viele Kinder geboren und wann diese Betreuungs- oder Schulplätze brauchen. Oder die Stadt kann hochrechnen, wie viele Familien mit wie vielen Kindern wohl ein Neubaugebiet besiedeln werden.

Doch es gibt viele weitere Bereiche, in die die Zuständigen nicht hineinschauen können: beispielsweise welche Sprachen in der Familie gesprochen werden, wie der Haushalt finanziell ausgestattet ist, welche Personen überhaupt zur Familie gehören und ob es behinderte oder pflegebedürftige Angehörige gibt.

Stadt will genau wissen, was Eltern wollen

Das Ziel ist: „Wir wollen so nah wie möglich an die Lebenswirklichkeit herankommen“, sagt Voigt. Es geht darum, die Angebote zu machen, die Familien benötigen. „Kommt das an, was wir machen? Ist es das, was die Eltern wollen?“, formuliert es Voigt.

Braucht man vielleicht doch mehr Sprachkurse oder Hilfen bei der Pflege? Oder sind die Kinderbetreuungsplätze wirklich da, wo sie gebraucht werden? Denn heutzutage ist es manchmal nicht mehr so wichtig, dass der Kindergarten fußläufig von daheim aus erreichbar ist. Da kann es besser sein, wenn er verkehrsgünstig auf dem Weg zum Arbeitsplatz liegt.

Um solche weiterführenden Erkenntnisse zu gewinnen, klopft die Umfrage große Themenfelder wie Wohnen und Lebensqualität, Familien- und Kinderfreundlichkeit sowie Daten zur Struktur des Haushalts ab.

Konkret geht es um Dinge wie die Zufriedenheit mit der Wohnsituation, mit der Erreichbarkeit von Schulen und Kindereinrichtungen sowie mit Sport-, Spiel- und Vereinsstätten, mit der Verkehrssicherheit und mit Freizeitangeboten. Zudem fragt die Stadt ab, welche Themen Familien besonders beschäftigen.

„Die Teilnahme dauert keine 10 Minuten!“, heißt es, wenn man auf den Link klickt: „Sie ist freiwillig und anonym.“ Bei allen Fragen kann zwischen mehreren Antworten ausgewählt werden. Am Ende gibt es ein Feld, in das eigene Anmerkungen eingetragen werden können.

Zwei Kinder mit Tablet und Handy auf einer Couch.
Der Medienkonsum des Nachwuchses ist innerhalb von Familien ein wichtiges Thema. Foto: Benjamin Nolte/dpa

Die Fragen selbst variieren. Immer mal wieder, wird ein neues Thema eingeschoben, das die Zuständigen gerade besonders interessiert. Die Antworten werden dann in die einzelnen Fachbereiche getragen. „Wir versuchen da schon, Strahlkraft innerhalb der Verwaltung zu entwickeln“, erklärt Voigt.

Und was sagen die gewonnenen Daten nun? „Baden-Baden ist erfrischend normal“, urteilt Voigt lachend. Mancher bisheriger Eindruck täusche, weil die Ämter ja nur mit einer gewissen Personengruppe, die bei ihnen aufschlägt, in Kontakt komme.

Eine weitere Erkenntnis ist laut Voigt: „Wir sind nicht so schlecht.“ So gebe es nur sehr wenige statistische Ausreißer mit besonders schlechter Bewertung, was allerdings auch für besonders gute Bewertungen gilt.

Familien machen Stadt zukunftssicher

Ein Wert sticht heraus: Die Zufriedenheit mit dem Vereinsangebot ist mit 90 Prozent ausgesprochen gut. Ansonsten liegen die hohen Werte bei knapp über 20 Prozent. Und welche Themen beschäftigen die Familien? Aktuell werden besonders die familiären Beziehungen genannt.

„Das hat sich durch und nach der Pandemie deutlich verstärkt“, erklärt Voigt. Ein Dauerthema ist der Medienkonsum. Und womit sind die Baden-Badener Familien unzufrieden? Am ehesten sind hier laut Voigt die Wohnsituation und die Preise für Wohnraum zu nennen.

Die Stadt schätzt solche Erkenntnisse als „fundierte Entscheidungsgrundlage“, die in die Sozialplanung einfließe, um eine „vorausschauende und bedarfsgerechte Daseinsvorsorge“ zu gewährleisten. Das heißt: Familien sollen in Baden-Baden alles finden, was sie brauchen, damit sie hier gerne leben und die Stadt in eine gute Zukunft führen.

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