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Erste Kanalinspektion mit Drohnen

Wie Drohnen die Unterwelt von Baden-Baden erobern

Drohnen können vielleicht bald Pakete ausfliegen, bei der Vermessung sind sie heute schon nicht mehr wegzudenken und jetzt erobern sie auch noch die Unterwelt von Baden-Baden.

Es kann losgehen. Stefan Schaffrath macht die Kanaldrohne für ihren Einsatz startklar.
Es kann losgehen. Stefan Schaffrath macht die Kanaldrohne für ihren Einsatz startklar. Foto: Bernd Kappler

Eine Drohne im Abwasserkanal? Die Stadtwerke Baden-Baden, das Ingenieurbüro ISAS aus Füssen und Stefan Schaffrath vom Spezialisten Kanaldrohne.de haben es am Dienstag möglich gemacht.

Zwischen Verfassungsplatz und Fürstenbergallee ist an nur einem Tag der Hauptsammler, aus dem alle Abwässer aus der Innenstadt und aus Richtung Lichtental in die Kläranlage in Sinzheim abgeleitet werden, mit einer Spezial-Drohne unter die Lupe genommen worden.

Mit der herkömmlichen Kameratechnik hätte das eine ganze Woche gedauert, wäre aufwendiger gewesen, hätte zu größeren Verkehrsbehinderungen auf der B500 geführt und wäre auch noch wesentlich teurer geworden, stellen Matthias Sopper und Projektleiterin Jesica Haak von den Stadtwerken fest. Exakte Summen stehen aber noch nicht fest.

Sonderprüfung der Abwasserkanäle

Die Stadtwerke überprüfen regelmäßig den baulichen Zustand der Abwasserkanäle, zwischen Verfassungsplatz und Fürstenbergallee ging es jetzt um eine Sonderprüfung, denn das Regierungspräsidium Karlsruhe will in naher Zukunft die Fahrbahndecke der B500 in diesem Abschnitt erneuern. Mithin muss die Stadt vorher den ihr gehörenden Unterbau überprüfen.

Seit über 100 Jahren verläuft hier der Hauptsammler, der damals kunstvoll Stein um Stein in Form eines Eies gemauert worden war. „Echte Handwerkskunst“ schwärmen die Leute vom Fach.

Und: Es gibt auch nach über einem Jahrhundert augenscheinlich keine größeren Schäden. So jedenfalls das Ergebnis der bisherigen Inspektionen.

Bei Trockenwetter plätschert das Abwasser 25 Zentimeter hoch durch das 95 Zentimeter breite und 1,25 Meter hohe Ei. Bei normalem Regen sind es dann 60 Zentimeter, ab und zu kommt es aber auch zum Volleinstau, wie Matthias Sopper und Jesica Haak berichten.

Das ist aber eher selten. Berechnungen gehen davon aus, dass auch weiterhin die Leistungsfähigkeit des Hauptsammlers gewährleistet ist. Grund: Im Oberlauf wird Schritt um Schritt das Mischwassersystem durch ein Trennsystem ersetzt. Das heißt, Abwasser und Regenwasser werden getrennt erfasst.

Die Drohne fliegt von Schacht zu Schacht

Zurück zur Drohne, die den Abwasserkanal von Schacht zu Schacht abfliegt und dabei filmt und fotografiert. Die Ingenieure können später am Bildschirm millimetergenau den Zustand beurteilen und zentimetergenau Hinweise für Sanierungen geben.

Die Technik gibt es erst seit rund einem Jahr, so Stefan Schaffrath. Das Spezialgerät ist für Innenräume konstruiert. So können zum Beispiel auch Tankanlagen begutachtet werden. Da es in der Unterwelt kein GPS-Signal gibt, muss vor dem Start der Drohne ein Sender in den Raum eingebracht werden.

Akku hält acht Minuten

Acht Minuten lang hält der Akku durch, dann muss das rund 30.000 bis 35.000 Euro teure Fluggerät wieder aufgetankt werden. Für die Kanalinspektion reicht das allemal, denn von Schacht zu Schacht sind es jeweils 50 bis 80 Meter.

Mit einer Geschwindigkeit von 1,5 bis drei Meter tasten die Kameras Decke und Wände ab. LED-Lampen sorgen für eine Helligkeit von 10.000 Lumen, was also dem Tageslicht entspricht.

Werden Details ins Visier genommen, passt sich die Leuchtkraft automatisch an. Baden-Baden zählt zu den ersten Städten in Deutschland, die die neue Technik einsetzt, so Sebastian Brunner.

Sind die Daten auf die Festplatte überspielt, beginnt die Auswertung durch die Ingenieure. Der erste Eindruck zwischen Verfassungsplatz und Fürstenbergallee: alles im grünen Bereich. Größere Sanierungen im Untergrund werden nicht erforderlich sein, wenn die Fahrbahndecke erneuert wird. Wann dies der Fall sein wird, steht im Moment aber noch nicht fest.

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