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Eine von über 2.000 Flüchtlingen

Vom Urlaubsziel zum Zufluchtsort: Wie eine Ukrainerin nach Baden-Baden kam

Jahrelang kam Olena Baltina nach Baden-Baden, um Urlaub zu machen. Nun ist sie hier gemeldet, als eine von über 2.000 Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind.

Damals noch als Touristin in Baden-Baden: Olena Baltina.  Foto: Katja Grieschchuk
Damals noch als Touristin in Baden-Baden: Olena Baltina. Foto: Katja Grieschchuk

Jahrelang reist Olena Baltina für ihren Urlaub nach Baden-Baden – genießt Natur, Luft, Architektur und Menschen. Die Kurstadt ist für sie „die schönste Stadt der ganzen Welt“. Die Umstände, die sie jedoch in diesem Jahr hierher führen sind bedrückend.

Olena Baltina ist eine von 2.162 Menschen, die wegen des Kriegs in der Ukraine in diesem Jahr in die Kurstadt kommen – und nun hier gemeldet sind.

Beste Freundin von Ukrainerin lebt bereits in Baden-Baden

Anfang März macht sich die 55-Jährige zusammen mit ihrem elfjährigen Sohn auf den Weg von Kiew nach Deutschland. Da ihre beste Freundin bereits seit Jahren in Baden-Baden lebt, steht zumindest das Ziel ihrer Flucht von Anfang an fest – alles andere ist ungewiss.

Für ihren Sohn ist die siebentägige Fahrt traumatisch, erzählt die 55-Jährige – und auch sie selbst sieht sich mit unfassbaren Bildern konfrontiert. Mütter, die an der Grenze aus ihren Autos steigen und mit Kinderwagen in Sicherheit laufen.

Es war ein Schock
Olena Baltina

Angekommen in Baden-Baden von Erleichterung keine Spur. „Es war ein Schock“, fasst Baltina das Geschehene zusammen. In der Kurstadt findet sie „Gott sei Dank“, wie sie sagt, Unterschlupf in einer Wohnung eines Baden-Badener Ehepaars.

Rund 175 Geflüchtete können 2022 in privaten Wohnungen untergebracht werden (Stand: Dezember). In städtischen Unterkünften sind es seit März insgesamt rund 730 ukrainische Geflüchtete. Die aktuelle Tendenz sei steigend, erklärt die Stadtpressestelle.

Alltag in Deutschland ist zunächst eine Herausforderung

Das Ehepaar hilft ihr auch durch den Bürokratie-Dschungel. Obwohl die 55-Jährige in ihrer Heimat schon etwas Deutsch gelernt hatte, ist der Alltag in Deutschland eine Herausforderung. In Gedanken ist sie zudem immer bei dem mittleren ihrer drei Söhne.

Er bleibt in der Ukraine, geht zum Militär. Zu Beginn des Jahres will er noch in Kanada studieren, nun kämpft er bewaffnet für seine Heimat. „Ich vermisse ihn“, sagt Baltina. Beim Besuch unserer Redaktion liegt der 23-Jährige bereits zum zweiten Mal verletzt im Krankenhaus. Seine Mutter plant die Reise in die Ukraine, um bei ihm zu sein.

Ihr Jüngster bleibt derweil bei seinem Bruder in Baden-Baden. Der Elfjährige geht, wie insgesamt 321 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine, nun hier zur Schule. Eine Zahl, die vor allem Schulen im Stadtkern an ihre Kapazitätsgrenzen bringt.

Baltina macht das Beste aus der Situation und träumt von einem Atelier, in dem sie Kunsttherapie für Kinder anbieten kann. Das Malen ist ihre Leidenschaft. Vielleicht kann sie den Zufluchtsort Baden-Baden gerade damit zu einem neuen Stück Heimat machen.

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