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Reaktion auf Defizite

Was sich für Patienten des Klinikums Mittelbaden künftig ändert

Die finanzielle Situation des Klinikums Mittelbaden verschlechtert sich seit Jahren. Der Aufsichtsrat reagiert jetzt auf diese Entwicklung. Was das für die medizinische Versorgung bedeutet.

Ein Mann geht an der Rezeption des Klinikums Mittelbaden in Baden-Baden-Balg vorbei.
Der Klinikstandort Baden-Baden-Balg soll sich im Zuge der geplanten Neustrukturierung im Bereich Kardiologie künftig auf geplante ambulante Eingriffe konzentrieren. Foto: Andrea Fabry

Noch mehr ambulante Behandlungen und noch mehr spezialisierte medizinische Leistungen – darauf müssen sich die Patienten des Klinikums Mittelbaden (KMB) künftig einstellen. Der KMB-Aufsichtsrat hat beschlossen, bestimmte Angebote an den Klinikstandorten Bühl, Baden-Baden und Rastatt teilweise neu zu strukturieren.

Ein wesentlicher Grund ist die anhaltend schwierige finanzielle Situation des Klinikverbunds in der Trägerschaft des Landkreises Rastatt und der Stadt Baden-Baden. „Wenn wir alles weiterlaufen ließen, hätten wir 2024 ein Minus von 21 Millionen Euro“, sagt Daniel Herke am Montag bei der Präsentation des Konzepts. Der Kaufmännische Geschäftsführer des KMB sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf.

Der Aufsichtsrat des Klinikums Mittelbaden schnürt mehrere Pakete

Die Verantwortlichen des Klinikums haben für jeden Standort der drei Akutkliniken ein Paket geschnürt, um die Einnahmen zu erhöhen und die Ausgaben möglichst zu senken.

Baden-Baden-Balg: Dort ist vorgesehen, die Kardiologie künftig auf geplante ambulante Eingriffe zu konzentrieren. Zudem ist nach Auskunft von Thomas Iber geplant, eine Elektrophysiologie einzurichten, um etwa häufige Herzrhythmusstörungen und strukturelle Herzerkrankungen zu behandeln. „Dieses Feld möchten wir weiter ausbauen“, sagt der Medizinische KMB-Geschäftsführer.

Der Standort Rastatt wird zum Herzzentrum

Ein weiterer Schwerpunkt in Baden-Baden-Balg wird sein, Adipositaspatienten zu versorgen. Langfristig soll dort ein zertifiziertes Kompetenzzentrum entstehen.

Rastatt: Das Klinikum möchte diesen Standort zum Herz- und Gefäßzentrum für Mittelbaden erweitern. Zudem soll eine spezielle Einheit die Betreuung der Patienten verbessern. Die Neuroradiologie steht Iber zufolge weiter im Fokus, um die Schlaganfall-Patienten besser zu versorgen. „Da sehen wir ein großes Potenzial“, sagt Iber.

Bühl soll die Notfallversorgung aufgeben

Bühl: Dieses Krankenhaus ist am stärksten von der Neuausrichtung betroffen. Die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat des Klinikums Mittelbaden schlagen den Gesellschaftern vor, dort die Notfallversorgung aufzugeben. Die Notaufnahmen sollen sich künftig auf die Kliniken Baden-Baden und Rastatt konzentrieren.

Iber zufolge ist es in Rastatt und Baden-Baden im Unterschied zu Bühl möglich, Notfallpatienten ohne weiteren Transport aus einer Hand zu versorgen. Nach Auskunft des Medizinischen Geschäftsführers müssen der Rastatter Kreistag und der Baden-Badener Gemeinderat über diesen Schritt entscheiden.

Wir sind ein Stück weit auch getrieben.
Dietmar Späth
Oberbürgermeister Baden-Baden

Der KMB-Aufsichtsrat hat für Bühl bereits beschlossen, die stationäre Geriatrie zu erweitern. Zudem möchte das Klinikum diesen Standort zu einem Ambulanzzentrum für operative Eingriffe ausbauen.

„Wir sind ein Stück weit auch getrieben“, sagt Baden-Badens Oberbürgermeister Dietmar Späth (parteilos), der derzeit den Vorsitz im KMB-Aufsichtsrat hat. Er verweist auf die teilweise dramatische finanzielle Situation vieler Kliniken im Land.

Viele Kliniken im Land melden Insolvenz an

Nach Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft haben innerhalb eines Jahres 26 Träger mit 34 Krankenhäusern Insolvenz angemeldet. Späth zufolge musste das Klinikum Mittelbaden reagieren, um seine Zukunft zu sichern. Das gelte vor allem für die Übergangszeit, in der bis zum Neubau eines Zentralklinikums weiter drei Krankenhausstandorte bestehen.

Das Klinikum arbeitet seit 2021 an der von der Geschäftsführung ausgerufenen Strategie „KMB2025“, um den Verbund für die Zukunft auszurichten. Dieser zeitliche Vorlauf zahle sich jetzt aus, sagt der Rastatter Landrat Christian Dusch (CDU).

Unsere Erwartungen haben sich nicht erfüllt.
Daniel Herke
Kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums

Wie dramatisch ist die finanzielle Lage? „Unsere Erwartungen an die Zeit nach der Corona-Pandemie haben sich nicht erfüllt“, sagt Herke. Er rechnet damit, dass das Defizit von rund 5,7 Millionen Euro im Jahr 2022 auf über acht Millionen Euro in diesem Jahr steigen werde.

Das strategische Konzept solle dazu beitragen, das für 2024 erwartete Minus von etwa 21 Millionen unter die Marke von zehn Millionen Euro zu drücken. Dabei seien auch die kommunalen Gesellschafter gefordert, die in ihren Haushalten jeweils Beträge für einen Verlustausgleich bereitstellten.

Der Klinikverbund möchte die kommunale Trägerschaft sichern

Mit diesen Zahlen kann das Klinikum Mittelbaden nach Ansicht des Aufsichtsratsvorsitzenden Späth nicht in die Zukunft gehen. Die jetzt eingeleiteten Schritte seien erforderlich, um den Verbund in kommunaler Trägerschaft dauerhaft zu sichern.

Das Klinikum wolle für die Menschen in der Region ein verlässlicher Partner bleiben, der ein umfassendes medizinisches Leistungsspektrum auf hohem Niveau biete.

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