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Corona-Debatte auf Tiktok

Bühler Lehrer Bob Blume als „Blogger des Jahres“ nominiert

Bob Blume vom Windeck-Gymnasium ist für den Preis „Blogger des Jahres“ vorgeschlagen worden und mit zwei weiteren Personen in die Endrunde gelangt: Die finale Entscheidung fällt am 4. April in Berlin.

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Oberstudienrat Bob Blume ist seit Jahren multimedial unterwegs. Foto: Katrin König-Derki

Er sei, sagt er, sehr überrascht gewesen, zumal man ihn ausgerechnet aufgrund seiner Aktivitäten auf Tiktok nominiert habe. „Ich bin ja schon lange auf Twitter unterwegs, wo ich Gedanken und Inhalte teile, zudem auf Instagram – vor allem mit Blick auf bildungspolitische Fragen – und, gerade mit schulischen Erklärvideos, auf Youtube. In Tiktok bin ich aus Neugier reingeschlittert. Ich habe es ausprobiert, weil es so im Trend liegt, und begab mich dann in einen unerwartet umfassenden Diskurs, der Corona-Maßnahmen und Impfungen betraf.“

Der „Blogger des Jahres“, berichtet der Oberstudienrat weiter, sei der älteste Social-Media-Preis Deutschlands. „Das habe ich jetzt erst recherchiert.“ Unterschiedlichste Formate seien ausgezeichnet worden: „Von einem Podcast über den FC St. Pauli bis hin zu Rezos Zerstörungsvideo.“

Der Titel „Blogger des Jahres“ gilt als Königskategorie beim Social-Media-Award „Die Goldenen Blogger“. 2022 sind neben Bob Blume auch Influencerin Diana zur Löwen und Journalist Leon Enrique Montero nominiert. Bereits zum 15. Mal wird der Preis am 4. April in Berlin im Rahmen einer Gala im Museum für Kommunikation verliehen. Die Nominierten wurden aus rund 2.500 Vorschlägen von Nutzern generiert.

Tiktok-Posts über Impfpflicht sorgen für Follower-Wachstum

Für Blume ist die Tiktok-Karriere eine steile: Kurz nach einem Beitrag, in dem Blume sich mit dem Thema Impfpflicht auseinandersetzte, stieg die Zahl seiner Follower auf rund 20.000, wie er sagt. „Auf Twitter habe ich dafür zehn Jahre gebraucht. In Tiktok liegt eine Wahnsinnsdynamik.“ Natürlich dürfte die spontan hohe Resonanz auch dem polarisierenden Thema geschuldet sein. „Für meine Kommentare habe ich jedenfalls viel Zuspruch wie auch harsche Kritik geerntet.“

In einem demokratischen Diskurs müsse aber Meinungsfreiheit herrschen, befindet er – in alle Richtungen. „Mir geht es dabei um die gemeinsame Suche nach einer sinnvoll begründeten Wahrheit. Ich bin durchaus bereit, meine eigene Haltung zu hinterfragen. Unabdingbar ist die Einstellung, dass auch der andere richtig liegen könnte. Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse sich ändern und ich letztlich im Unrecht war, ist das für mich völlig okay.“

Leider sei diese Art von Austausch kaum mehr möglich. Blume spricht vom „Filter-Clash“: „Die Menschen sprechen innerhalb ihrer Blase miteinander, einer Art Echokammer. Andere Perspektiven werden per se abgelehnt.“ Er versuche, jeweils zu verstehen, warum jemand eine konträre Meinung vertrete. „Da spielen ja auch psychologische Faktoren mit hinein, etwa berechtigte existenzielle Ängste, wenn einem Selbständigen durch Lockdowns die Lebensgrundlage wegbrach. Wir alle befinden uns doch seit 2020 in einer Transformation, erleben Kontrollverlust, weil Freiheiten eingeschränkt werden – durch Maßnahmen, die manche mehr, manche weniger treffen und insofern auch ganz andere Reaktionen auslösen. Das muss man differenziert betrachten, und zwar miteinander. Stattdessen greift die Spaltung immer tiefer.“

Seine Befürchtung sei, dass diese Problematik sich auch mit einem Ende der Pandemie nicht einfach auflösen werde. „Eine traurige Entwicklung.“ Die Nominierung bis hinein in die Endrunde, resümiert er, habe er als große Ehre empfunden. Ob der Gewinner einen Geld- oder Sachpreis erhält? Auf die Frage sagt er augenzwinkernd: „Nein. Das bedeutet nur Ruhm.“

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