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Aus den Tropen nach Baden

Wie zwei Austauschschüler aus Costa Rica Bühlertal erleben

Zwei Jugendliche aus Costa Rica verbringen mehr als zwei Monate bei deutschen Gastfamilien in Bühlertal. Das sind ihre Eindrücke bisher.

vier Jugendliche
Santiago und Nicole (von links) mit ihren Gastgeschwistern Lara (rechts) und Miley in Bühlertal. Foto: Katrin König-Derki

Über 9.000 Kilometer trennen Bühlertal von San José, Costa Rica. Das kleine Land liegt zwischen Atlantik und Pazifik, sein Klima ist tropisch. Und doch: Betrachtet man die Costa-Ricaner Nicole Bruce (15) und Santiago Fernández (14), derzeit bei Gastfamilien in Bühlertal untergebracht, und ihre Gastgeschwister Miley Hikmat und Lara Armbruster, wirken die Teenies erstaunlich ähnlich: offen, neugierig, intelligent.

Wenn sie auf Deutsch plaudern, klingt das vertraut. Sie lachen viel, antworten wechselweise auf Fragen. Die Welten, die üblicherweise zwischen ihnen liegen, sind in erster Linie geographischer Natur.

Dass es zu dem Austausch kam – im Januar fliegen die 14-jährige Miley und die 15-jährige Lara für zwei Monate zum Gegenbesuch nach Costa Rica – hat im Wesentlichen mit drei Personen zu tun: Nicoles älterer Schwester, die vor einigen Jahren begeistert von einem Deutschlandaufenthalt zurückkehrte.

Einer Lehrerin an der Deutschen Schule in San José, die Nicole und Santiago besuchen. Und Egon Koch, pensionierter Lehrer aus Bühlertal, der mit seiner Familie lange in Mexiko und Costa Rica lebte und die Primarstufe der besagten Deutschen Schule acht Jahre lang leitete.

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Nicole erzählt: „Meine Schwester war über einen schulischen Austausch in Deutschland. Das wurde aber mit der Pandemie schwierig, deshalb bat ich die Lehrerin um Rat. Ich wusste, dass sie Kontakte hat.“

Sie schrieb Egon Koch, der wandte sich ans Windeck-Gymnasium: Verena Müller, die dort Spanisch unterrichtet, kümmerte sich um einen Aushang, in dem die Suche nach zwei Gastfamilien beschrieben wurde (Santiago hatte sich dem Wunsch seiner Mitschülerin inzwischen angeschlossen).

Wir lernen seit dem Kindergarten Deutsch.
Santiago Fernández, Gastschüler aus Costa Rica

Die befreundeten Gymnasiastinnen Miley und Lara waren von der Idee begeistert. Und überzeugten auch ihre Mütter. Anfang September kamen die Costa Ricaner an: Nicole quirlig und eloquent, Santiago freundlich, aber eher ruhig. So wirken die zwei zumindest auf den ersten Blick. „Wir gehen hier auf das Windeck-Gymnasium“, sagt Santiago. Vom Verständnis der Sprache her sei das okay, „wir lernen ja seit dem Kindergarten Deutsch“. Aber in manchen Fächern reiche Sprache nicht aus, räumt Nicole ein.

Leistungsschwimmer trainiert aktuell beim TV Bühl

„Vor allem, wenn die Schüler vom Stoff her weiter sind als wir. In Chemie verstehe ich fast nichts!“ Egal, benotet werden sie ja nicht. Außerhalb der Schule verbringen sie ihre Zeit mit Hobbys wie Schwimmen – Santiago ist Leistungsschwimmer und trainiert nun beim TV Bühl –, Lesen (andere Hobbys hat Nicole während der Lockdowns an den Nagel gehängt) und, natürlich, mit den Gastfamilien, mit denen sie auch Ausflüge unternehmen.

Keineswegs nur in der Region: Nicole durfte Paris kennenlernen, Santiago London. Die zwei Großstadtkinder finden Bühlertal „landschaftlich sehr schön“ und „nur ein bisschen langweilig“.

Erwähnenswert erscheint ihnen ihre hiesige (Bewegungs-)Freiheit. „In San José ist es viel gefährlicher, da können wir nicht einfach alleine unterwegs sein.“ Und das deutsche Essen schmeckt ihnen: Schnitzel, Bratwurst und Spätzle nennen sie an erster Stelle.

Vorfreude auf den Aufenthalt in Costa Rica

Ihrer baldigen Reise nach Costa Rica sehen Lara und Miley mit Vorfreude und etwas Aufregung entgegen. „Es ist ein komisches Gefühl, zum ersten Mal so lange von zu Hause weg zu sein“, sagt Miley. „Alles wird komplett neu sein. Aber bestimmt eine gute Erfahrung.“ Santiago und Nicole schwärmen schon jetzt von den grandiosen Stränden, die sie ihren Gastgeschwistern zeigen werden, von der Wärme ihres Landes auch.

Aber nun gibt es andere Dinge zu erledigen: Die Teenies feiern am Abend mit weiteren Freunden eine verspätete Halloween-Party. „Wir möchten noch alles dekorieren“, sagt Lara. Und dieses „wir“ klingt absolut natürlich.

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