Skip to main content

Einsatz in der Höhe

Das Überleben der Vögel sichern: Feuerwehr Bühl säubert Storchennester

Werden die Nester der Störche nicht gereinigt, bedeutet das der sichere Tod für Jungtiere. Aktuell kümmert sich die Feuerwehr Bühl um die Säuberung. Die wachsende Storchenpopulation gefährdet allerdings auch andere Tierarten.

Den Mist vom Vorjahr entfernt Rainer Ruschmann aus dem Nest auf dem alten Schulhaus in Oberweier.
Den Mist vom Vorjahr entfernt Rainer Ruschmann aus dem Nest auf dem alten Schulhaus in Oberweier. Foto: Andreas Bühler

Der Wind bläst kalt aus Ost und der Korb der großen Drehleiter beginnt leicht zu schwanken, als dieser langsam am alten Schulhaus in Oberweier in die Höhe steigt. Plötzlich erhebt sich ein Storch aus dem Nest, schwebt davon und zieht dann in gebührendem Abstand seine Kreise um das Einsatzteam. „Da ist ja schon einer da. Das hat man von unten gar nicht gesehen“, stellt Feuerwehrmann Rainer Ruschmann fest. Langsam manövriert er den großen Korb ganz nah an das ausladende Nest heran.

Mist in Storchennestern verhindert das Abfließen von Regen

„Normalerweise säubern wir bereits im Februar. Ich bin froh, dass die Feuerwehr diese Aufgabe übernommen hat. Die Männer machen das wirklich gut“, sagt Josef Günther. Er betreut schon über Jahrzehnte die weißen Vögel in und um Bühl herum und wird deshalb auch Storchenvater genannt. „Für die Überlebenschancen ist eine gründliche Säuberung der Nester enorm wichtig“, erklärt er. Niederschläge, die aufgrund des Mistes nicht aus dem Nest abfließen, bedeuten bei einem plötzlichen Kälteeinbruch den sicheren Tod für Jungtiere.

Die Feuerwehr Bühl füllt Nester mit frischen Hackschnitzeln auf

Ein Blick auf das tellerrunde Nest offenbart tiefdunklen Mist, auf dem an einer Stelle bereits frisches Gras sprießt. „Das muss alles raus“, sagt Feuerwehrmann Ruschmann, zückt eine Hacke, die er mitten in den Mist schlägt und wieder einholt. Der Klumpen landet in einem Eimer, der neben ihm steht.

Wir finden jedes Jahr Schnüre und Teile von Netzen.
Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Bühl

Minuten später ist der Eimer voll und das Storchendomizil bis auf das Geflecht aus Ästen und Moos leer. Dann geht es wieder nach unten. Später füllt er die Kuhle wieder mit frischen Hackschnitzeln, in die die Störche ihre Eier legen können.

Abfall landet im Nest der Bühler Störche

Auf der Ladefläche des Transporters zieht eine Mitarbeiterin des Bühler Bauhofs die Mistklumpen auseinander, sofort kriechen ein paar Würmer weg. „Da finden wir jedes Jahr allerhand, angefangen bei Schnüren und Netzteilen aus Kunststoff, die entweder aus der Landwirtschaft oder Gärten stammen.

Und hier sehen wir eine Verpackung von einem Müsli-Riegel“, sagt Susanne Panther von der Stadtverwaltung Bühl. „Ich war 1991 dabei, als das erste Storchenpaar bei Moos aufwendig ausgesiedelt wurde.“ Sie erinnert sich an den großen Aufwand für die Wiederansiedlung, denn damals waren die weißen Zugvögel in der Region so gut wie ausgestorben.

Storch geht auf Angriff

„Jetzt gibt es wieder zahlreiche Plattformen, auf denen die Störche erfolgreich ihre Brut aufziehen: Neben Oberweier stehen Balzhofen, Moos, Oberbruch, Weitenung und auch Bühl am Kiosk neben der Stadtkirche auf dem Plan der Säuberungsaktion.“

Die Nest-Plattform auf der Platane sieht Panther, so malerisch diese auch anmutet, eher problematisch. „Das Nest sollte eigentlich höher sein auf dem Kirchturm, damit der Storch seinen Nachwuchs immer im Blick hat. In der momentanen Situation ist das nicht gegeben, weshalb ich durchaus mit weiteren Storchen-Angriffen auf das Nest, wie wir sie schon erlebt haben, rechne“, erklärt Panther.

Die große Drehleiter setzt die Bühler Feuerwehr für die Säuberung der vielen Storchennester in den verschiedenen Stadtteilen ein.
Die große Drehleiter setzt die Bühler Feuerwehr für die Säuberung der vielen Storchennester in den verschiedenen Stadtteilen ein. Foto: Andreas Bühler

Wachsende Storchenpopulation gefährdet andere Tierarten

Eine Entspannung ist auch nach Ansicht des Storchenvaters Josef Günther kaum zu erwarten, da „die Störche erst untereinander Ruhe geben, wenn mindestens drei Nester an einem OrtFS vorhanden sind. Bis dahin sind weitere Attacken zu erwarten.“ Eine weitere Zunahme der Storchenpopulation ist aber nach Auskunft des Nabu überhaupt nicht wünschenswert. „Es gibt hier in der Region schon mehr Störche als nach dem Krieg.

Und das wirkt sich auch direkt auf die Population der anderen Tierarten aus, die nicht mehr so stark vorhanden sind. In einigen Bereichen gibt es daher kaum einen Frosch mehr“, beklagt Franz Panter von der Nabu-Ortsgruppe Bühl-Achern.

Storchenbetreuerin erklärt: Das Zufüttern der Vögel hat negative Folgen

Betroffen sind sämtliche Kleinlebewesen, neben Amphibien auch junge Hasen, Fasane und vor allem die schützenswerten Bodenbrüter. „Da steht so ziemlich alles auf dem Speiseplan, was in dieser Größe auf den Wiesen hier in der Gegend auf dem Weg ist“, fasst Panter zusammen.

Auch die langjährige Storchenbetreuerin Susanne Panther sieht das so: „Der Speiseplan pro Nest mit zwei Alttieren und vier jungen Störchen wiegt zwischen vier und fünf Kilogramm pro Tag. Da kommt bei der aktuellen Population in der Saison einiges zusammen. Deshalb ist auch ein Zufüttern, wie es in der Region durchaus geschieht, nicht gut, weil sich die Zahl der Störche über das natürliche Nahrungsangebot hinaus immer weiter erhöht.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang