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Urlaubsphase gut überstanden

Für die Bühler Geschäfte zahlt sich Kundenfreundlichkeit aus

Die Einzelhändler in Bühl freuen sich über eine spürbare Belebung auch durch Touristen und stellen eine leichte Abkehr vom Online-Handel fest.

«Happy To See You!» («Schön, Sie zu sehen!») steht auf der Fußmatte eines Ladens in der Fußgängerzone. Mehrere NRW-Kommunen mit niedrigen Corona-Zahlen nutzen die Möglichkeit lokaler Lockerungen bei Handel und Kultur und bieten Einkaufsbummel ohne Anmeldung. +++ dpa-Bildfunk +++
„Schön, Sie zu sehen“, lautet die Botschaft der Händler in Bühl, die Wert auf Service und Kundenfreundlichkeit legen. Foto: Friso Gentsch picture alliance/dpa

Damit in Bühl außer bei den großen Festen und Kulturveranstaltungen etwas geboten ist, gehen die Betreiber der inhabergeführten Ladengeschäfte innovative Wege. Das zahlt sich offensichtlich aus, wie die Betreiber bei einer Umfrage dieser Redaktion berichten. Dabei kommen einige günstige Faktoren zusammen. Die Kunden schätzen den direkten Kontakt, Touristen honorieren die lokale Vielfalt und nutzen die Ferienzeit bewusst für einen gezielten Einkauf. Unter dem Strich sei mittlerweile auch eine leichte Abkehr vom Online-Handel festzustellen.

Nach dem vielfältigen Verzicht während der Corona-Phase schätzen die Kunden den direkten Einkauf in den Bühler Geschäften, auf den sie lange Zeit verzichten mussten. „Die Leute sind gut drauf und möchten sich etwas gönnen. Das Frühjahr hat das bei uns deutlich gezeigt. Die Nachfrage bei Mode war sehr erfreulich. Auch zum jetzigen Zeitpunkt kann ich mich nur freuen“, sagt Catrin Hammig, die das Kaufhaus Peters in Bühl leitet.

Touristen schätzen das wertige Angebot

Vor allem deute alles darauf hin, dass dies kein kurzzeitiger Trend sei. „Der Hauptumsatzbringer ist bei uns das Wäsche-Sortiment. Es hat zwar einen gewissen Rückgang bei den Hemden gegeben. Das hängt aber mit den Lieferanten zusammen, die teilweise schwer ins Straucheln gekommen sind.“

Das hänge also nicht unmittelbar mit der Kunden-Nachfrage zusammen. Sondern mit dem Wegfallen von großen Marktteilnehmern wie Karstadt. „Das bekommen wir auf der Lieferseite bei einigen Herstellern zu spüren. Den Lieferanten bricht der Umsatz weg“, verweist Hammig etwa auf Pierre Cardin oder auf Leonardo, die im Bereich Glas- und Schmuckartikel unterwegs sind. Unangenehmer Nebeneffekt für Peters: „Dadurch sind uns auch Preiserhöhungen ins Haus geflattert.“

Peters habe die stabilen Umsätze nicht durch weitergegebene Preissteigerungen erzielt, sondern in erster Linie durch den Verkauf von mehr Artikeln. „Das ist ein klares Indiz für die erholte Nachfrage“, setzt Catrin Hammig in Relation. Wichtig seien auch fachkundiger Service und individuelle Beratung. „Ganz einfach: Mit dem gut sitzenden BH können wir uns in der Damenwelt gegenüber beliebigen Filialisten und Wettbewerbern abgrenzen.“ Der Einzelhandel in Bühl überzeuge mit seinem wertigen Angebot auch viele Feriengäste.

„Es gibt da einige Kunden, die hier immer wieder auf die Campingplätze kommen und die dann die freie Zeit auch gezielt zum Schoppen in Bühl nutzen. Nicht zu vergessen die kulturellen Veranstaltungen, die auch für uns Kundschaft bedeuten“, lobt die Geschäftsfrau das kulturelle Angebot in Bühl, welches auch den Einzelhandel befruchte. Es gebe Stammkunden des Bluegrass-Festivals, die von weit herkommen und „so gerne in den Bühler Geschäften einkaufen, weil das Angebot hier so vielfältig ist. Auch das Zwetschgenfest, das weit über unsere Grenzen hinaus bekannt ist, ist für die Geschäfte wichtig“.

Online-Handel kann nicht gleichziehen

Der Online-Handel hätte während Corona, als der Einzelhandel dicht gemacht wurde, ganz andere Zuwächse abliefern müssen, stellt Hammig fest. „Das hätte deutlich mehr sein müssen, als der Einzelhandel einfach ausgeknipst wurde. Die können nicht gleichziehen. Wir haben es deutlich gesehen. Die Kunden haben lieber abgewartet und sind dann wieder zu uns gekommen, um einzukaufen“, freut sich die Geschäftsfrau.

Wenn es nicht die kostenlosen Retouren gebe, dann würden die Zahlen ganz anders aussehen. „Aber auch deswegen geht da viel an Marge verloren“, verweist sie auf das hohe Paket-Aufkommen bei den Lieferdiensten. Und sie wird deutlich: „Wir konzentrieren uns auf das Offline-Angebot. Und das ist gut so.“ Allerdings schaut sie mit Skepsis auf die Bauphase in der Südstadt mit einer Sperrung zwischen Bühlertalstraße bis Jägerkreisel für eineinhalb Jahre. Durch die Straßensperrungen erwartet sie ein Verkehrschaos zum Nachteil für die Bühler Geschäfte.

Das Angebot hier in Bühl ist einfach cool.
Lutz Raeck
Inhaber gecco

Es gebe viele Aspekte, die Bühl anziehend machen: Neben der Landschaft sei das vor allem das breite Spektrum von Kulturangebot bis hin zu hochwertigen Artikeln. „Zwischendrin gibt es Kaffee und Kuchen, tolles Eis, tolles Essen und südliches Ambiente im Sonnengässel und auf dem Johannesplatz“, fächert Lutz Raeck auf. Das sei eine Mischung, die es in vielen Städten so überhaupt nicht gebe.

„Es wird zu viel geklagt. Wir wollen hier einen guten Job machen, mit einem Angebot, das eben ankommt“, bringt er es auf den Punkt und nennt in einem Zug: „Christoph Engelhardt, der zusammen mit seiner Frau dieses anspruchsvolle Haushaltsgeschäft betreibt.“ Und auch das Angebot der Confiserie Böckeler sowie Alexander Vogt mit seinen Fleisch- und Wurstwaren sei über die Grenzen von Bühl hinaus in anderen Städten gefragt.

Vor allem in der Krise habe sich das Konzept behauptet. „Im Vergleich zu anderen Städten ist der inhabergeführte Einzelhandel hier voll präsent. Und der hat Corona allen Widrigkeiten zum Trotz besser überstanden im Vergleich zu den entsprechenden Ketten“, betont der Geschäftsmann. Auch Lutz Reack findet: „Online ist nicht mehr angesagt, weil es zu viel Zeit in Anspruch nimmt, haben die Leute gemerkt. Im richtigen Leben habe ich Spaß beim Einkaufen, stehe live vor der Ware und habe sofort entschieden. Und vor allem, es passt“, zählt er die Vorteile auf.

Einzelhandel in Bühl gut aufgestellt

Und wenn ein Kunde etwas im Angebot vermisst? „Kann ich es auch schnell bei meinem Lieferanten organisieren.“ Eine erhöhte Kundenfrequenz nimmt auch Christoph Engelhardt in seinem Haushaltswarengeschäft Bessey und Flammer wahr: „Es kommen hier auch vermehrt Touristen zum Einkaufen, die sich sehr positiv über unsere Einkaufsmöglichkeiten äußern und dies sehr schätzen.“

„Es ist schon richtig, die Krisen haben bei uns voll durchgeschlagen. Aber auch positive Nachrichten, wie die sinkenden Gaspreise“, bestätigt Sebastian Böckeler, der zusammen mit Lutz Rack Vorstand für den Handel in der Interessengemeinschaft Bühl in Aktion (Bina) ist. „Wir haben wirklich einen guten Sommer erlebt und dabei auch viele neue Touristen gesehen.“

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