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Schlechte Sicht und Dunkelheit

In der Region Bühl mehren sich die Wildunfälle – das rät die Polizei

Frühmorgens oder nach Feierabend steigt nun die Gefahr, mit einem Wildtier zu kollidieren. Im Raum Bühl gibt es vier gefährliche Unfallpunkte.

Wildschwein, Straßenrand
Zu verletzten Wildtieren sollte man Abstand halten. Vor allem Wildschweine können in dieser Situation Menschen unvermittelt angreifen. Foto: peteri/Adobe Stock

Dunkelheit liegt über der Landstraße. Es ist 20 Uhr und die Scheinwerfer der jungen Frau bilden einen Lichtkegel auf der Straße von Lichtenau nach Greffern.

Plötzlich erscheint ein Reh – und schon kracht es. Das ist auf den Straßen in der Region kein Einzelfall. Rotwild und Wildschweine werden verletzt oder getötet. Für Autofahrer bleibt es im günstigsten Fall beim Sachschaden.

Im Umkreis von Bühl gibt es Gefahrenschwerpunkte durch häufigen Wildwechsel auf der Strecke nach Bühlertal zum Wiedenfelsen „und vor allem auf dem Zubringer von Altschweier nach der großen Brücke, wo die Leitplanken enden“, berichtet Revierförster Martin Damm.

Weitere Unfallpunkte gibt es auf der B3 auf Höhe des Toom-Marktes sowie auf der Straße zwischen Rittersbach und der Hub.

Polizeisprecher: Langsamer und aufmerksam fahren

Nicht immer läuft es so glimpflich ab wie bei dem jüngsten Unfall bei Lichtenau: Das Reh war nach der Kollision geflohen und die Frau blieb unverletzt. „Fahren Sie langsamer und achten Sie besonders auf Landstraßen und entlang von Wäldern auf die Wildwechsel-Schilder“, rät ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Offenburg.

Erst recht gilt Tempo runter, wenn ein Wildtier die Fahrbahn passiert hat, denn selten ist ein Tier allein unterwegs, vor allem wenn Wildschweine und Hirsche zur Paarung unterwegs sind. Wildunfälle gab es in diesem Jahr bereits 272 im Landkreis Rastatt, 54 auf der A5, 49 im Stadtkreis Baden-Baden sowie 397 im Ortenaukreis.

Die Tiere sind oft geblendet

Und was ist zu tun, wenn das Wild auf der Fahrbahn steht? Wild ist in diesem Moment nicht vernünftig, sondern in Panik. Die Tiere sind geblendet und laufen vor dem Fahrzeug her. Deshalb: Sofort abblenden, langsamer fahren oder anhalten.

„Sollte der Fahrer nicht rechtzeitig bremsen können, muss er in Sekundenbruchteilen entscheiden“, stellt der Polizei-Sprecher fest. Es stellt sich die Frage: Kann man ausweichen, etwa auf ein Feld oder eine Wiese, oder nimmt man eher einen kontrollierten Wildunfall in Kauf. Letzteres sei im Zweifelsfall immer das geringere Übel, denn andernfalls drohe ein Crash mit dem Gegenverkehr oder das Auto lande an einem Baum.

Orientierung an Leitpfosten

Generell gelte: Man muss Hindernisse rechtzeitig erkennen können. Und das bedeutet bei 50 Metern Sicht eine Geschwindigkeit von höchstens 50 Kilometern pro Stunde. Eine gute Orientierung sind die Leitpfosten entlang der Fahrbahn. Diese stehen nämlich in einem Abstand von rund 50 Metern.

Es gibt viele Gründe, warum die Tiere vermehrt Fahrbahnen in dieser Jahreszeit queren. Viele Wildtiere wie Wildschweine, Igel oder Füchse sind nachtaktiv. Und während die Tiere sich nach dem Tageslicht richten, ändert sich der Tagesrhythmus der Autofahrer auch an kürzeren Tagen nicht. Und so kreuzen sich die Wege von Mensch und Wildtier auf einmal morgens und abends wesentlich häufiger. Zudem sind viele Wildtiere auf der Suche nach Nahrung oder einem Quartier für den Winter unterwegs.

Abbremsen und abblenden

Die Biologin Eva Lindenschmidt von der Aktion Vier Pfoten, die sich unter anderem für Wildtiere einsetzt, sieht vor allem Gefahr in der Nähe von Wäldern, Feldwegen und an Landstraßen auf unbesiedelter Fläche wie sie zwischen Bühl und den umliegenden Gemeinden häufig vorkommt. Dort sei eine erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich.

Oft deuten Schilder oder spezielle Reflektoren auf die Gefahr hin. „Wenn man ein reflektierendes Augenpaar am Straßenrand sieht, sollte man sofort abbremsen, hupen und die Scheinwerfer abblenden. Ein geblendetes Reh oder andere Wildtiere erstarren oft im Lichtschein und geraten dann in Panik“, erklärt sie.

Bei Unfall Tiere nicht berühren

Hat es trotz aller Vorsicht dann leider doch gekracht, muss die Unfallstelle sofort abgesichert werden. Auch wenn das Tier sich davongemacht hat, sollte der Unfall bei der Polizei gemeldet werden. Und vor allem: Liegt das Wildtier tot oder verletzt auf der Straße, ist unbedingt Abstand zu halten und auf die Polizei oder den zuständigen Jäger oder Förster zu warten.

Auf jeden Fall darf das Tier nicht berührt werden. Denn „wenn es noch lebt, steht es unter einem immensen Stress. Ein angefahrenes Wildschwein in Todesangst kann für den Menschen lebensgefährlich werden“, erklärt Lindenschmidt.

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